Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 08. Februar 2020

Prädikantin Jutta Hovemeyer

Das für den morgigen Sonntag vorgesehene Evangelium ist eine der ganz bekannten Jesus- Geschichten: Von den Arbeitern im Weinberg, im Matthäus-Evangelium aufgezeichnet.

Jesus vergleicht das „Himmelreich“ mit dem Weinbergsbesitzer, der zu den unterschiedlichen Tageszeiten Mitarbeiter für die Ernte anheuert und sie dann – am Ende des Tages entlohnt. Und in der Höhe des ausgezahlten Lohnes zeigt sich, was der Weinbergsbesitzer als ‚Gerechtigkeit im Himmelreich‘ versteht: Alle bekommen den gleichen Lohn – ob sie zwölf oder nur eine Stunde gearbeitet haben.

Die Reaktion der Arbeiter ist nachvollziehbar: Diejenigen, die länger geschuftet haben, murren. Nach ihrem Verständnis müssen sie höher entlohnt werde, weil sie länger gearbeitet haben als die Zuletztgekommenen.
Die Frage des Weinbergsbesitzers: „Siehst du scheel, weil ich so gütig bin?“ trifft mich jedesmal, wenn mir diese Geschichte begegnet. Die Arbeiter, die länger geschuftet haben, äußern doch nur das, was wir alle unter ‚Gerechtigkeit‘ verstehen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Wenn dies Prinzip verletzt wird, sehen wir auch „scheel“, sind neidisch und verärgert auf die – nach unserer Meinung – Bevorzugten und fühlen uns zurückgesetzt.
Dem hält der Weinbergsbesitzer jedoch seine „Güte“ entgegen, die er allen – auch den Zuletztgekommenen – zuwendet.

Wie bei vielen Geschichten, die Jesus erzählt, frage ich mich, hinter welchen Figuren ich stehe. Natürlich würde ich nicht gerne zu den Letzten gehören, die der Weinbergsbesitzer anheuert.. Wenn ich jedoch ehrlich bin, hat es viele Situationen gegeben, in denen ich eben nicht ‚ganz vorne‘ dabei war. Und dann bin ich auch eher auf Güte als auf abrechnende Gerechtigkeit angewiesen gewesen.

Das ist der ganz tröstliche Aspekt der Weinbergsgeschichte. Gottes Güte ist keine Lohnabrechnungsgröße, sondern die liebende und fürsorgende Zuwendung, die uns gibt, was wir brauchen- auch wenn wir zu den ‚Letzten‘ gehören.
Das Vertrauen, dass Gottes Güte mir gibt, was ich brauche, spricht mich mit dieser Geschichte an; und deshalb kann ich mich auch mit einem Platz bei den ‚Letzten‘ anfreunden.

Der Wochenspruch der kommenden Woche aus dem Alten Testament bringt es auf den Punkt: „Wir liegen vor Dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf Deine große Barmherzigkeit!“


Prädikantin Jutta Hovemeyer