Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 07. November 2021

Miriam Wegener-Kämper, Prädikantin in Nettelstedt

Ich mag romantische Filme. Gerne mit Humor und (Selbst-)Ironie, aber eben „was für’s Herz“: Das erste Kennenlernen, die sachte, machmal auch plumpe Annäherung, verzwickte Verwicklungen mittendrin - und am Ende kriegen sie sich doch. Und weil ich solche Filme mag, freue ich mich schon auf meine zwei obligatorischen Film-Romanzen der Advents- und Weihnachtszeit: ‚Tatsächlich Liebe‘ und ‚Liebe braucht keine Ferien‘.
„Moment!“, wird jetzt mit Blick auf den Kalender die eine oder der andere denken. „So weit sind wir noch nicht! Schlimm genug, dass Spekulatius, Lebkuchen und Co. sich seit September in den Regalen der Supermärkte tummeln. Da muss es doch wenigstens in den wöchentlichen Gedanken zum Sonntag hübsch der Reihe nach zugehen!“
Das sehe ich genau so: Alles hat seine Zeit. Alles zu seiner Zeit.
Und ja, was das Kirchenjahr angeht, bewegen wir uns gerade in ziemlich tiefem Fahrwasser. Wir gehen seinem Ende entgegen, da hat seichte Unterhaltung nur wenig Platz. Die letzten Sonntage des Kirchenjahres sind, ganz passend zur Jahreszeit, eher ruhig und „dunkel“. Es sind Sonntage, die eine gewisse Schwere mit sich bringen. Sonntage, an denen wir uns unserer Grenzen und Endlichkeit besinnen, der Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung gedenken und uns an unsere geliebten Verstorbenen erinnern. Auch eine Zeit großer Gefühle, sicher - aber anderer Art.
Und trotzdem sind meine Gedanken an Liebe und Leidenschaft an diesem Wochenende nicht weit hergeholt oder gar fehl am Platz. Im Psalm, der für diesen Sonntag vorgesehen ist, heißt es in einem Vers: „Güte und Treue finden zueinander. Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.“ (Psalm 85,11) Mit wenigen Worten malt der Psalmbeter ein Bild von dem, was sich (fast) jede und jeder wünscht. Und das zu jeder Zeit! Liebende, die zueinander finden. Den berühmten Kuss am Schluss. Dass endlich alles gut ist. Ganz großes Kino eben.
Doch wie der Beter damals befinden auch wir uns im Warte-Modus. Es ist noch nicht „alles gut“, das Happy End steht aus. Gerade jetzt, am Ende des Kirchenjahres, wird uns das schmerzlich bewusst: Wir vermissen, bedauern und beklagen. Und wir blicken auf manches, was vertan, unwiederbringlich verloren ist.
Das Psalmwort, es erzählt auch von einem Ende, aber eben vom glücklichen. Und damit gleichzeitig vom (Neu-)Anfang. Davon, dass es weiter geht. Von guten Aussichten: Güte und Treue, Frieden und Gerechtigkeit, sie kriegen sich. Bestimmt!
In mir knipsen diese Worte ein Licht an. Ich weiß, durch die Schwere und Dunkelheit dieser Tage zu gehen, ist auch mit ihnen nicht leicht. Aber irgendwie machen sie es ein wenig leichter. Denn auch wenn in unserem Leben - wie im Film - weiter gestritten und versöhnt, gescheitert und gehofft, geweint und gelacht wird, ist dir und mir versprochen: Es gibt ein Happy End!
Darauf hoffe ich. Daran halte ich mich fest. Das macht mich froh. Gerade heute.


Miriam Wegener-Kämper, Prädikantin in Nettelstedt