Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 06. Februar 2021

Jutta Hovemeyer, Prädikantin im Ev. Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zum Wochenende 6./7.2.2021 Sexagesimae
Wochenpsalm 18, 3, 5, 7 „Herr, meine Stärke!“


Liebe Leserinnen, lieber Leser,

wohin fällt Ihr Blick, wenn Sie jetzt die Zeitung aufschlagen? Wann horchen Sie bei Radio- und Fernsehmeldungen auf? An dem Morgen, als ich diese Worte der Besinnung geschrieben habe, sprang mir die Schlagzeile direkt entgegen: „Britische Virus-Variante in OWL nachgewiesen!“
Selbst wenn das keine überraschende Neuigkeit ist, zucke ich doch jedesmal zusammen, wenn eine weitere Gefahrenmeldung zu den schon längst bekannten hinzukommt. Ich habe den Eindruck, dass sich das Gefühl, nur von Bedrohlichem umgeben zu sein, dem wir hilflos ausgeliefert sind, genauso schnell ausbreitet wie das Virus und seine Varianten.
Als ich dann den Psalm 18, der der Woche vom 7. Februar an zugeordnet ist, gelesen habe, dachte ich: „Da spricht jemand, der unsere heutige Situation nicht nur kennt, sondern genau so etwas auch erlebt hat.“ Im 5. Vers heißt es: „Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des Verderbens erschrecken mich.“
Dem Psalmbeter scheint – wie mancher von uns es auch fühlt – das Wasser bis zum Halse zu stehen. In den folgenden Versen schildert er weitere schreckliche Bedrohungen und Gefährdungen.
Aber dann kommen auch Verse, in denen der Psalmbeter bekennt: „Aber der Herr riss mich hinaus!“
Für den Psalmbeter ist ganz klar, dass Gott ihm seine rettende Hand entgegenstreckt. Gott ist an seiner Seite, geht seinen Weg durch die Notsituationen mit. Durch seine Zuwendung gelingt es, die Feinde und die Bedrängungen zu besiegen.
Und spätestens an dieser Stelle habe ich den Psalmbeter ein wenig beneidet. Er sieht seine Situation realistisch, sie kann kaum düsterer sein. Angesichts der Gefahren resigniert er nicht, sondern setzt ihnen - gerade in seiner Not – ein kraftvolles ‚Trotzdem‘ entgegen. Er klagt nicht, sondern bekennt, dass er sein Vertrauen in Gott setzt, dass er Gott zutraut, ihm auch in den finstersten Situationen zu helfen, ihn zu retten und an seiner Seite den Kampf gegen alles Böse aufzunehmen.
Auf diesem Hintergrund werden dann auch die einleitenden Worte klar: „Herzlich lieb ich dich, Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, dem ich traue!“
Eine solche Glaubenssicherheit, ein solches Gottvertrauen in einer lebensbedrohenden, krisenhaften Situation mögen manche für naiv halten – ich wünsche mir, dass wir in dies Bekenntnis aus vollem Herzen einstimmen können.
Das Vertrauen darin, nicht ganz allein allen Unheilsdrohungen ausgesetzt zu sein, mag weder leicht, noch als Dauergefühl zu haben zu sein.
Aber vielleicht hilft es ja, hin und wieder in biblische Texte und Erzählungen zu schauen und sich erinnern zu lassen, dass Gottvertrauen kein leeres Wort ist.
Probieren Sie es aus, es lohnt sich!


Jutta Hovemeyer
Prädikantin im Ev. Kirchenkreis Lübbecke