Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 06. April 2019

Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht (Psalm 56,11)

Das ist mein Konfirmationsspruch. Ich war wie die meisten Konfirmanden und Konfirmanden 14 Jahre, als ich ihn am Tag meiner Konfirmation zugesprochen bekommen habe. Ein festlicher Gottesdienst in einem Gemeindehaus einer reformierten Gemeinde im Siegerland. Auf dem Foto viele der Konfirmandinnen mit der ersten Dauerwelle. Die Jungs mit längeren Haaren. Ich hatte einen blauen Rock mit weißen Punkten, Rüschenbluse und Schuhe mit erstem Absatz. Die Mode ändert sich. Aber dieser Vers ist geblieben. Ich habe ihn nicht ausgesucht. Damals hat das unser Pfarrer gemacht. Ich fand ihn beim ersten Hören zu kurz. Zu unscheinbar. Vielleicht hätte ich mir einen längeren Vers gewünscht. Mit mehr Worten, die schöner klingen. Etwas von Liebe und Christus und seiner Barmherzigkeit. Kurzum ich war etwas enttäuscht. Der Spruch wanderte an die Wand meines Zimmers. Und ich habe versucht, ihn gern zu haben. Trotzdem blieben wir lange auf Distanz. Er hing dort ordentlich eingraviert auf einem Holzbrett mit dem Bild des Gemeindehauses und meinem Namen.

Irgendwann konnte ich den Vers auswendig. Das kam von allein und mühelos. So kurz und bündig. Der Psalm bekam einen Platz in mir. Als sei er umgezogen in mein Herz. Er ist keine dogmatische Aussage und auch kein Gebet. Mehr eine Feststellung und ein Bekenntnis. Es ist auch etwas Trotziges und Widerspenstige in diesem Vers gegen die Angst, die mich manchmal fertig macht und lähmt. Ein gutes Lebensmotto, weiter zu machen und nicht gleich aufzugeben. Ich fürchte mich vor vielem. Da geht es mir wie jedem von uns. Ich habe Angst, dass ich mit Probleme nicht klarkomme. Ich fürchte mich vor Krankheit, vor Verlust, vor dem Tod. Ich habe Angst, Menschen und Aufgaben nicht gerecht zu werden. Ich weiß, es gibt keine Patentrezepte im Leben. Aber der Vers streitet für mich. Er ist wie ein David gegen Goliath. Das Wort ist mutig und ein Rebell gegen die Furcht. Er gibt mir keine fertigen Antworten. Er führt mich auch nicht in die Transzendenz einer überirdischen unsichtbaren Welt über mir, in die ich fliehen kann. Er führt mich in meine Tiefe. Er nimmt mich in den Blick. Das Verletzliche, das Ängstliche und Suchende in meiner Seele blendet er nicht aus. Der Psalm vertraut und hofft für mich bevor ich dazu in der Lage bin. Er spricht aus, was ich noch nicht kann. Und er hält mir von Gott selbst eine Tür auf, die ich in meiner Furcht nicht sehen kann.

Mein Konfirmationsswort hat mich durch schwierige Lebenssituationen begleitet. Und wenn ich es einmal irgendwo lese oder höre, dann bin ich ein bisschen stolz, weil ich denke, das ist mein Wort.

Wir gehören zusammen. Mein kleines Leben und dieses große Wort. Es kam mir mit 14 so klein vor für mein Leben. Die Perspektive hat sich gänzlich gewandelt. Was für ein Irrtum. Und was für eine große Gnade


Pfarrerin Sigrid Mettenbrink