Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 04. Januar 2020

Unzählige Wege haben die meisten Menschen im vergangenen Jahr zurück gelegt. Der eine längere, die andere kürzere. Und auch in diesem noch jungen Jahr 2020 werden wir wieder unsere Wege gehen, jeden Tag. Eines haben all unsere Wege gemeinsam: Es gibt immer ein Ziel. Nur wer ein Ziel hat, macht sich auf den Weg. Sich in Bewegung setzen, erfüllt immer einen Zweck – und selbst wenn es nur der Zweck ist, sich zu bewegen. Ohne ein Ziel – eine Motivation – geht niemand los.

Wir machen uns auf den Weg, weil wir etwas wollen. Wir gehen los mit einem Wunsch. Meistens kennen wir den Weg, der uns zum Ziel führt, genau: Wer Brötchen will, geht zum Bäcker. Wer ein neues Buch lesen will, geht in die Buchhandlung oder ins Internet, je nachdem. In der Regel ist das ganz einfach mit den Wegen und den Zielen: Ich habe den Wunsch nach einem Joghurt und gehe zum Kühlschrank. Den Weg dorthin kenne ich sehr gut. Und ich weiß, dass sich Joghurt in meinen Kühlschrank befindet. Die Chancen, dass ich bekomme, was ich will, stehen also ausgesprochen gut.

So verhält es sich nicht mit allen Wegen und Zielen und Wünschen. Was, wenn ich den Weg, der mich zum Ziel führt, gar nicht kenne? Was, wenn der Weg zum Ziel mühsam und beschwerlich ist? Was, wenn ich schon auf vielen Wegen versucht habe, ans Ziel zu kommen – und jeder Weg nur eine weitere Enttäuschung auf den Stapel der Misserfolge häuft? Ist ja schließlich nicht alles im Leben wie der Joghurt im Kühlschrank. Was, wenn der Weg mir zu viel abverlangt – zu viel Kraft, zu viel Anstrengung, zu viel von allem?

So könnte es diesem Vater gegangen sein, der seinen kranken Sohn zu den Jüngern bringt. Schon als der Junge noch ganz klein war, geriet er immer wieder außer sich. Das hat ihn oft in lebensgefährliche Situationen gebracht.
Was wird der Vater nicht alles versucht haben… Wie viele Wege wird er mit seinem Kind gegangen sein...zu Ärzten, zu Heilern, zu den Priestern im Tempel. Nichts hat geholfen. Keine Besserung. Immer wieder: Ziel verfehlt. Und dann begegnet er Jesus. Und der sagt ihm: „Alle Dinge sind dem möglich, der vertraut.“ (Mk 9,23) Am Ende ist der Junge gesund. Manchmal gibt es lange Durststrecken im Leben, bevor man ans Ziel kommt. Manchmal ist der Weg steinig und steil.

Für die schwierigen Wege in unserem Leben brauchen wir Vertrauen, sagt Jesus. Vertrauen, dass es einen Weg gibt und du es schaffen kannst. Vertrauen, dass du die Kraft bekommst, die du brauchst. Vertrauen, dass Gott dir hilft, mit Situationen zu leben, für die es keine Heilung gibt.

Der Vater antwortet Jesus: „Ich vertraue. Hilf meinem Nicht-Vertrauen!“ Der Vater vertraut, dass Jesus ihm hilft, zu vertrauen. Alles ist dem möglich, der vertraut.


Pfarrerin im Probedienst Katharina Blöbaum, Ev. Martins-Kirchengemeinde Espelkamp