Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 03. Februar 2024

Synodaljugendpfarrer Benjamin Tinz


"Jesu Holzweg"

An der Wand bei uns im Jugendpfarramt hängt ein Bild, dass bei uns den internen Titel „Jesu Holzweg“ trägt. Es zeigt eindrucksvoll den Lebensweg Jesu und verbindet diese Lebensgeschichte mit dem Werkstoff Holz. Im romantischen Holzstall, in dem Maria ihr Kind, Jesus, Gottes Sohn zur Welt bringt, beginnt der Weg Jesu und führt in die erste Station seines bürgerlichen Lebens als Holzhandwerker. Durch viele, ja unzählige hölzerne Türen ist Jesus dann während seines öffentlichen Wirkens gegangen, Synagogentüren, Wohnhaustüren, Türen die armen, reichen, wichtigen und aussätzigen Menschen gehörten. Auf hölzernen Schiffen hat er Menschen seine Macht bewiesen, seine Nachfolger berufen und ist auch durch so manchen Sturm gefahren. Sein Weg führt ihn an den hölzernen Tisch des letzten Abendmahls und nur wenig später spürt er die hölzerne und dornige Krone auf seinem Kopf, mit der er als König der Juden verspottet wird. Am hölzernen Kreuz erlebt er den dunkelsten Moment seines Lebens. Ein Moment des Zweifels, der Hilflosigkeit und es Todes. Am Ende leuchtet über den hölzernen Kreuzen der Hinrichtungsstätte Golgatha die aufgehende Sonne in das Dunkel der Nacht. Der Tod hat nicht das letzte Wort über Jesus gehabt, die Hoffnung auf Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod, durchbricht die Dunkelheit.

Dieser Weg, der uns Christen als Vorbild dient und in dessen Nachfolge uns der, der ihn gegangen ist ruft, ist der Weg des Friedens, der Versöhnung und der Liebe. Der Weg, wie auch der, der ihn gegangen ist, lassen sich immer wieder neu entdecken. Immer wieder stechen mir Details und Wunder ins Auge, die mich berühren, bewegen und mein Handeln beeinflussen. Und dann ist da die aufgehende Sonne über Golgatha dem Ort des Schreckens, des Sterbens und des Leids. Es ist die unmissverständliche Botschaft, dass dieser Hügel zwar zum Leben eines Jeden Menschen gehört, er aber nicht das Ende dieses Lebens bedeuten muss, auch wenn das oft so scheint.

Denn das strahlende Licht des Ostermorgens scheint für jeden, der diese Hoffnung in seinem Herzen trägt. Die Teilhabe an der Erlösung von der Nacht des Todes verbindet uns im Glauben untereinander und mit Jesus, dem Sohn Gottes. Diese Teilhabe ist zugleich Zuspruch und Anspruch, denn das Reich Gottes beginnt nicht erst mit dem Sonnenaufgang hinter Golgatha. Der Auferstandene Jesus ruft jeden, der sich auf Ihn und seinen Weg einlassen kann, in seine Nachfolge. Die frohe Botschaft vom Licht über Golgatha weiterzuerzählen und in der Nachfolge Jesu für Frieden, Hoffnung und Gerechtigkeit einzustehen ist der gelebte Aufbau von Gottes Reich.

Jeder von uns, ja jeder Mensch kann auf so diesem Holzweg seine Spuren hinterlassen und ihn mit seinen Lebensstationen selbst prägen. Und das in der hoffnungsvollen und belebenden Gewissheit, das Teilhabe an Gottes Reich immer auch Teilhabe am Ewigen Leben heißt.



Pfarrer Benjamin Tinz
Synodaljugendpfarrer im Kirchenkreis Lübbecke