Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 02. Oktober 2021

Pfarrer Bernhard Laabs

Nein, ich mag nicht über Erntedank schreiben, über Dank für Speis‘ und Trank, wo uns in Mitteleuropa doch beides zu den Ohren herauskommt und jeder weiß, dass weniger doch mehr ist, aber die Wirtschaft muss ja auf Deubel komm raus immer weiter wachsen, egal, wie viele Lebensmittel dafür missachtet und auf den Müll geworfen werden.

Heute möchte ich ein bisschen Wahlnachlese halten – das ist ja auch eine Art von Ernte, die wir als Wahlvolk da eingefahren haben – oder eher die Saat gelegt. Ich möchte einmal die Grundhaltungen einiger Parteien betrachten – nicht die Programme, dafür ist Papier viel zu geduldig – und sie durch die biblische Brille betrachten. Es ist ja nach der Wahl…

Jeder hat die Pflicht, sich mit seinen Kräften und Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass das Zusammenleben gelingt. Die einen mehr, die anderen weniger. So nehme ich die Haltung der Unionsparteien wahr und vergleiche sie mit dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten, die Gott uns gegeben hat, um sie auch einzusetzen.

Die Gemeinschaft muss diejenigen schützen und fördern, die auf Schutz und Unterstützung angewiesen sind. So, wie Gott es für sein Volk tut. Das ist die Absicht zum Beispiel der zehn Gebote. Und ohne sie jetzt religiös überhöhen zu wollen, auch der sozialdemokratischen Parteien.

Bei den Liberalen ist das nicht ganz so einfach. Da fällt mir zuerst das Jüngste Gericht ein. Nein, nicht so wie Sie jetzt denken! Aber so: Im Gericht muss sich der Mensch für sein Leben verantworten. Und er kann die Verantwortung nicht delegieren, so wie das Weichei Adam im Garten Eden gesagt hat „die da war’s“.

Und da kommt die liberale Stimme ins Spiel, die da sagt: „Du Mensch bist selber verantwortlich für das Gelingen Deines Lebens und kannst das Scheitern nicht anderen zur Last legen“. Jetzt wird auch klar, warum wir die Gnade und Vergebung brauchen, von der die Bibel so voll ist, was sie vom Liberalismus ein kleines bisschen unterscheidet.

Dass wir einmal zur Bedrohung für das Leben werden, wäre den Menschen zu biblischen Zeiten nie in den Sinn gekommen. Sie mussten jedes Stückchen Land der Natur mühsam abringen. Und trotzdem schreibt die Bibel gleich am Anfang dem Menschen die Bewahrung der Schöpfung auf die Agenda. So modern dieser Gedanke in bündnisgrüner Politik daherkommt, ist er doch ein Klassiker.

Reichtum dürfte es eigentlich gar nicht geben. Der reiche Jüngling, dem Jesus rät, alles zu verkaufen, spürt, wie sehr er sich an seinen Besitz versklavt hat. Die „Linke“ hat wohl eher den sozialen Sprengstoff eines immer größer werdenden Wohlstandsgefälles im Blick als den spirituellen Reichtum, der sich jenseits des Anhaftens an Besitz und Status eröffnet. Aber da sind wir jetzt mal nicht kleinlich.

Zu den anderen Parteien fällt mir nun wirklich nichts ein. Da sehe ich höchstens, dass Begriffe wie „Volk“ und „Heimat“ zum Ersatzgott aufgepimpt werden. Und eine Freiheit, die schon durch das Tragen einer Maske empfindlich angegriffen wird, ist doch nun wirklich nicht viel wert, oder?


Pfarrer Bernhard Laabs