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Ich habe die letzten Wochen auch dazu genutzt, wieder mehr an die Orgel zu gehen um zu üben. Ich höre öfter: „Aber du musst doch gar nicht üben. Du kannst doch Orgel spielen!“ Das man doch üben muss, wird noch eingesehen, wenn es darum geht, Neues zu erlernen. Aber Stücke üben, die man „kann“? Dabei heißt Üben vor allem: das Erlernte pflegen. Das Gekonnte so lange spielen, bis es wirklich „in Fleisch und Blut“ übergegangen ist. Das Angeeignete der Gefahr des Vergessenwerdens entreißen.
Mir scheint diese Erfahrung vom Nutzen des Übens auch für andere Bereiche zu gelten. In den letzten Wochen und noch jetzt müssen wir zum Beispiel Geduld „üben“. Das kann für manche tatsächlich etwas Neues sein, was man sich mühsam aneignen muss. Aber auch für den Duldsamen ist die jetzige Lage eine sehr große Herausforderung. Und wie mache ich das, dass mir auch die Geduld „in Fleisch und Blut“ übergeht?
Die Methode beim Orgelüben heißt: beständiges Wiederholen. Gerade, wenn ich etwas schon „kann“. Eben solange wiederholen, bis es mir selbstverständlich geworden ist. Und manchmal ist das regelrecht „Arbeit“. Und ganz wichtig: ich darf mir nicht zu viel vornehmen!
Kann ich mir denn Geduld oder auch Nachsicht oder Großzügigkeit auch aneignen? Ich denke: ja, auch diese Fähigkeiten kann ich mir erarbeiten. Und vielleicht brauche ich ebenfalls mehrere Anläufe, um zu lernen, dass ich zunächst nur den nächsten Schritt plane und tue, bevor ich den übernächsten in den Blick nehme. Und ich muss lernen, mich und andere mit meinen Erwartungen nicht zu überfordern.
Der Apostel Paulus sagt seinem „rechten Sohn im Glauben“ Timotheus, er solle sich „in der Frömmigkeit üben“. Es ist eine uralte Erfahrung der Christen, dass man auch den Glauben an Gott und an Jesus Christ nicht einfach „hat“. Und die Hoffnung ist keine Selbstverständlichkeit. Und die Liebe ist nicht einfach da. Glaube, Hoffnung und Liebe wollen auch gepflegt und „geübt“ werden.
Und wie macht man das? Ich würde sagen: regelmäßig singen und beten ist die schönste Art, Glaube, Liebe und Hoffnung zu üben. Vor allem das Singen. Denn Singen ist bekanntlich „doppelt beten“. Da tritt sozusagen der Wiederholungseffekt fast von alleine ein. Aber singen und beten kann man besser in Gemeinschaft als alleine. Darum freue ich mich sehr darauf, dass wir bald wieder regelmäßig Gottesdienste feiern können. Vor allem aber freue ich mich darauf, irgendwann wieder mit anderen gemeinsam singen zu dürfen!