Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 09. Februar 2019

Pfarrer Reinhard Ellsel

Wie geht es Ihnen? Manche antworten ausweichend: „So lala.“
Ich stelle mir für meine Antwort eine Waage vor. In die eine Waagschale lege ich das Erfreuliche und in die andere Waagschale das Belastende.
So wäge ich ab, wie es mir zur Zeit geht.
So macht es auch der Apostel Paulus. Belastend ist für ihn, dass er wegen seines Glaubens an den auferstandenen Jesus Christus jede Menge Ärger am Hals hat. Aber er sagt: „Das fällt nicht ins Gewicht!“ Denn in der anderen Waagschale ist das ewige Leben bei Gott. Diese Herrlichkeit wird ihm, so ist Paulus überzeugt, eines Tages geschenkt, weil er mit dem Auferstandenen verbunden ist. Deshalb erfüllt den Apostel eine große Vorfreude. Und immer wieder macht er schon jetzt die beglückende Erfahrung, dass sich einige dem neuen Leben mit Jesus Christus anschließen.
Und so antwortet Paulus auf die Frage: „Wie geht es dir?“:
“Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
(Römer 8,18) Diese Antwort ist der Monatsspruch für Februar 2019.
Für Paulus steht der Himmel offen. Die Zukunft ist für ihn keine schwarze Mauer, sondern er weiß sich geborgen in Gottes Händen, der es unendlich gut mit ihm meint und machen wird. Die Liebe von Jesus Christus, die den Apostel Paulus überwältigt hat, wird ihn auch in Ewigkeit nicht loslassen! Das ist ein wahres Hoffnungspfund.
Und was ist mit mir? Ja, mich belastet, dass z.B. in manchen Internetforen mein christlicher Glaube aggressiv in den Schmutz gezogen wird. Aber soll ich mich deswegen als evangelischer Gemeindepfarrer entmutigen lassen? Ich halte es mit dem Schriftsteller Heinrich Böll. Böll hat einmal das neue Leben bei Gott mit einem Schmetterling verglichen, der sich aus einer Raupe entpuppt. Daraus schloss er: „Wenn die Raupen wüssten,
was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher, hoffnungsvoller.“ Für Böll stehen nicht die Schwierigkeiten und nicht einmal der Tod am Ende. Der Blick des Glaubens schenkt ihm einen ermutigenden Blick über den Tellerrand seines irdischen Lebens hinaus: „Das Leben endet nicht, es wird verändert.“ Wie Paulus räumt auch Böll dem Belastenden in seinem Leben nicht zu viel Gewicht ein, denn: „Der Schmetterling erinnert uns daran, dass wir auf dieser Welt nicht ganz zu Hause sind.“


Pfarrer Reinhard Ellsel