Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 02. April 2022

#prayforukraine

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine ist der #prayforukraine in allen sozialen Medien präsent. Unter diesem #hashtag teilen Menschen Gebete miteinander. Manchmal schriftlich, manchmal in kleinen Videos, manchmal in sprachlosen Bildern. Es finden Livestreams statt, gemeinsame Gebete online, die Menschen aus unterschiedlichsten Städten miteinander verbinden.
Doch nicht nur online versammeln sich Menschen zum gemeinsamen Gebet, sondern auch in den Kirchengebäuden hier vor Ort. Manchmal auch draußen, geplant oder spontan, in kleinen und in großen Gruppen. Menschen beten. Mit Worten oder schweigend. Für ein Ende des Krieges, für Gespräche, für Veränderung, für Hilfe.
Und doch begegnet mir in den letzten Tagen immer wieder die Frage: Warum überhaupt beten? Verändert das Gebet denn etwas an dieser Situation? Und ich frage mich: Was erwarte ich davon, wenn ich für den Frieden bete?
Denn mit dem Gebet ist das nicht immer ganz einfach.
Ich glaube, dass Gott immer ansprechbar ist. Dass alles bei ihm einen Platz hat. Alltägliches und Besonderes - was mit zu viel ist und was mir fehlt. Und ich glaube, dass kein Gebet bei Gott verloren geht. Das erwarte ich von ihm. Doch halte ich in vielen Momenten ein Gefühl aus, nicht genau zu wissen, wie Gott auf meine Gebete reagiert. Ob er sie wirklich sortieren kann zwischen all den Wortfetzen, die ihn rund um die Uhr erreichen. Im Stimmengewirr zwischen Dank und Klage, zwischen Schmerz und Freude.
Und manchmal wünsche ich mir doch eine Reaktion von Gott. Eine kleine Antwort auf meine großen Fragen. Ein zustimmendes Nicken - eine Bestätigung. Vielleicht nur eine automatische Rückantwort: Ich habe deine Anfrage gehört und werde sie bearbeiten. Kann ich das nicht erwarten?
Doch leider antwortet Gott oft nicht so, dass ich ihn auf Anhieb verstehe und dennoch kann ich nicht aufhören zu beten. Denn ich erlebe, dass das Gebet etwas verändert. Dass es mich bewegt.
Es bewegt mich, dass Menschen gemeinsame Worte finden in einer Zeit, die sprachlos werden lässt. Dass so aus einem allein ein zusammen wird. Es bewegt mich, dass sich Menschen versammeln und gemeinsam handeln. Dass so aus einem passiv ein aktiv wird. Es bewegt mich, dass Menschen eine Hoffnung formulieren, die stark ist. Eine Hoffnung, die den Frieden Gottes beständig als Möglichkeit behauptet. Und so aus einem resigniert ein trotzdem wird. Aus einem klein ein mutig. Aus einem kraftlos ein hartnäckig.
Und wenn ich erlebe, wie Menschen miteinander beten, dann erinnert mich das daran, dass sich Mitmenschlichkeit und Liebe von keinem Krieg der Welt auslöschen lassen. Und vielleicht finde ich genau darin die Antwort von Gott, die ich mir so dringend wünsche. Die ich von ihm erwarte. Dann hoffe ich darauf, dass Gott mittendrin ist in unseren Gebeten – egal an welchen Orten.
Und so bete ich weiter: Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Denn du willst Frieden, Gott, und keinen Krieg.


Lea Queer, Vikarin in der Kirchengemeinde Gehlenbeck