Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 02. April 2021

Paul Alexander Lipinski, Pfarrer und Krankenhausseelsorger des Kirchenkreises Lübbecke

Karfreitag – Christen gedenken der Tötung des Jesus von Nazareth. Sein Tod war nicht der erste und ist bis heute nicht der letzte Tiefpunkt an Unmenschlichkeit und Gottvergessenheit: fundamentalistische Bigotterie, Verrat, Hatespeech, Gewalt, Folter. Missbrauch von Macht. Für die Menschen an Jesu Seite war das Kreuz auf Golgatha brutalste Niederlage ihrer Hoffnung auf ihn und ihres Glaubens an die von Jesus gepredigte Liebe Gottes. Mit ihm sollte doch die Welt gerettet und das Leben über den Tod hinaus erlöst werden. Für sie war er der Messias. Doch jetzt ist er tot!

Das Markusevangelium erzählt, dass die Jüngerinnen Jesu am Morgen des dritten Tages nach.seiner Hinrichtung den Leichnam im Grab salben wollen: Ritual der Bewältigung ihres Schmerzes, Balsam als Wiederherstellung der Würde des Toten. Es ist ihr Versuch, wieder Ordnung für ihr erschüttertes Leben zu schaffen. „Wer wird uns den Stein vor dem Grab fort rollen?“, fragen sich die Frauen. Das meint nicht nur den Felsbrocken, der die Gruft verschließt. Wer wird uns den Fels von unseren vielen Gräbern weg rollen? Vernunft? Verdrängen? Sich beherrschen? Funktionieren?

Da grenzt es an ein Wunder, dass die Jüngerinnen das Grab offen finden. Aber es ist leer! Die Liebe Gottes bleibt nicht gefangen in den Höhlen des Todes. Ein engelsgleicher Bote verkündet ihnen die Auferstehung des Christus und den Sieg des Lebens über alle Tode. Furcht ergreift die Frauen. Sind sie jetzt verrückt geworden? Das ist doch unmöglich!! Mir fällt das ironische Sprichwort ein: Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger. Doch was wäre Gott, wenn er in menschlicher Berechenbarkeit stecken bliebe!

Ostern mag manchen eine Beleidigung für Intelligenz und Verstand sein, mir aber belebt es Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Kraft, die von Ostern ausgeht, dürfen wir auch noch heute erleben . Mitten in unseren Ängsten, in alle Gebundenheit durch die Coronapandemie hinein, bei den vielen Verlusten und Sorgen, die ein Leben erleiden kann, gilt: Gott hat den Tod besiegt! Es wird neue Wege und neue Anfänge geben, beleuchtet vom Licht jenes Ostermorgens. Für unser Heute und unser Übermorgen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Euch alle in der Liebe Gottes!


Paul Alexander Lipinski, Pfarrer und Krankenhausseelsorger des Kirchenkreises Lübbecke