Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 01. Juni 2019

Bernd Reitmayer

„Kristi blod utrent for deg“- fremde Worte klingen am Tag der Europawahl durch die Kirche. Der norwegische Bischof hilft bei der Austeilung des Abendmahls mit, neben ihm sein US-amerikanischer Kollege, dessen Worte „Blood of Christ, shed for you“ich besser verstehe. Ich erlebe gerade die weltweite Gemeinschaft, zu der die kleine Petrusgemeinde in Stockhausen gehört. Ich vertrete die Gemeinde und ihre Region im Bundesparlament unser Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und freue mich über die internationalen Gäste. Eine Woche lang ist die weite Welt zu Gast in dem kleinen nordhessischen Dorf, in dem wir tagen.

In Stockhausen feiern sie zur gleichen Zeit ihr Europafest. Es ist mir eine große Freude, Teil von „Stockhausen für Europa“ zu sein und zu hören, wie traumhaft das Wahlwochenende, dieses „Fest der Demokratie“ war, und dass das Ziel, eine Wahlbeteiligung von 80% oder mehr zu erzielen, fast erreicht wurde. Mein kleines Stockhausen weiß sich in diesen Tagen verbunden mit Menschen von Turku bis Toledo, von Limerick bis Limassol und freut sich - trotz aller aller auch berechtigter Kritik – an der europaweiten Völker- und Staatengemeinschaft, in der wir seit Jahrzehnten in Frieden, Rechtssicherheit und – verglichen mit anderen Weltgegenden – auch Wohlstand leben können.
Derweil sitze ich in Nordhessen und mir wird klar, dass meine kleine Stockhauser Petrusgemeinde zu einer noch umfassenderen Gemeinschaft gehört, die nicht nur von Kapstadt bis nach Calgary, von Adelaide bis Asuncion und von Sapporo bis nach Sao Paolo reicht, sondern sich gleichzeitig quer durch die Jahrhunderte erstreckt.

Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, beschreibt der Seher Johannes diese Gemeinschaft mit den Worten: „Ich sah eine riesige Menschenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Sprachen und Kulturen. Es waren so viele, dass niemand sie zählen konnte. Sie standen mit Palmzweigen in den Händen weißgekleidet vor dem Thron und dem Lamm und riefen mit lauter Stimme: „Die Rettung kommt von unserem Gott, von dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“

Welch eine Freude ist es, zu dieser Gemeinschaft zu gehören, in der die unterschiedlichen Weltgegenden ebenso zusammengehören wie die verschiedenen Generationen, wo es dem Miteinander keinen Abbruch tut, wenn in vielen verschiedenen Sprachen gleichzeitig „Vater unser“ gesagt wird und alle einstimmen, wenn einer „Halleluja“ singt.


Bernd Reitmayer, Superintendent der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche an der Petruskirche in Lübbecke-Stockhausen