Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 01. Advent 2021

Pfarrer Adalbert Detering

Was erwarten wir für uns und unsere Welt? Einen nochmals harten Corona-Winter? Den Klimawandel mit verstärkten Auswirkungen auch bei uns? Die Inflation und steigende Preise? Zunehmende Polarisierung in unserer Gesellschaft, die sich äußert in Hass und Gewalt?

Das alles steht aktuell an unserem Horizont. Es sind „dystopische“ Erwartungen. Das Wort „Dystopie“ ist relativ neu und bedeutet eine beängstigende Zukunftsvision im Gegensatz zur Utopie, die eine ideale, gute Zukunft darstellt. Aber eine Utopie ist zugleich auch eine nicht vorhandene Wirklichkeit, weil sie an der aktuellen Gegenwart und der realen Verfassung von uns Menschen scheitert.

Gibt es denn keine Vision, keine Vorstellung, die unseren Blick auf etwas lenkt, das nicht utopisch oder dystopisch, sondern positiv und real ist?

Der morgen beginnende Advent will unseren Blick genau darauf lenken: Auf das Kommen von etwas ebenso Positivem wie Realen, auf die Ankunft von Jesus Christus in dieser Welt. „Siehe, Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ sagt schon der Prophet Sacharja (Kap. 9,9) lange vor unserer Zeit.

Und die Adventszeit erinnert uns jedes Jahr daran, dass mit der Ankunft von Jesus etwas in diese Welt gekommen ist, das sie verändert hat und noch verändern wird. Er ist der, der gekommen ist, um mit den bekannten negativen Formen der Herrschaft zu brechen. Der nicht Macht und Reichtum nutzt, um für sich selbst Kapital daraus zu schlagen. Sondern der uns in Gottes Namen dient mit seinem Leben und mit seinem Sterben: Ein Gerechter und Helfer. Einer, der Gerechtigkeit übt und Gerechtigkeit schenkt. Einer, der uns hilft und aufhilft in unseren Notlagen.

Das hat er gezeigt, als er vor 2000 Jahren auf dieser Erde lebte. Das gilt heute, wo er mit seinem Geist unter uns wirkt und Menschen bereit macht, zum Guten mitzuwirken. Das gilt auch für die Zukunft: Im christlichen Glauben läuft alles auf ihn zu und er wird einmal aus seiner Verborgenheit heraustreten, um am Ende alles zu richten und zurecht zu bringen.

Advent feiern heißt, sich erwartungsvoll darauf einzustellen und entsprechend zu leben und zu handeln: Nicht dem Hass und der Gewalt Raum zu geben, auch nicht der Angst und Sorge, sondern dem, der, wie wir es in einem Adventslied singen: „Heil und Leben mit sich bringt“. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine besinnliche Adventszeit.


Pfarrer Adalbert Detering