Wir müssen reden! Gott
Lutz Schäfer
Lutz Schäfer, Leiter der Diakonie
Statistisch reden deutsche Paare am Tag nur sieben Minuten miteinander!
Sieben Minuten ist nicht viel! Andererseits kann man auch zwei Stunden miteinander sprechen kann, ohne sich viel zu sagen. Wichtig ist nicht nur miteinander zu reden, sondern das Zuhören. Wenn jemand richtig zuhört, ganz Ohr ist, das ist sehr besonders. Dabei wäre es so wichtig, genau hinzuhören. Jemand schenkt dem, der redet, seine Zeit. Lässt sich auf dessen Geschichte ein. Sitzt oder steht da und hört zu. Echtes Zuhören wird oft unterschätzt. Dabei ist es ein Geschenk.
So etwas erfahren auch die Emmausjünger. Sie sind traurig, möchten raus aus der Stadt, aufs Land. Ihr Freund, auf den sie gesetzt haben, ihre Zukunft bei ihm gesehen haben, ist umgebracht worden. So gesellt sich auf dem Weg ein Fremder hinzu, fragt nach ihrer Traurigkeit, hört die ganze Geschichte, über die alle Welt redet. Er lässt sie erzählen, hört zu. Nimmt die Trauer ernst, vergibt keine vorschnellen Kommentare oder gar gute Ratschläge. Erst als sie fertig sind, sich Ihre Trauer von der Seele gesprochen haben, weist der Fremde sie auf die Schriften der Propheten hin, und dass neue Anfänge oft schwierig sind, schwer zu verstehen und in ihrem Beginn oft klein. Das tröstet sie, begeistert sie, hellt ihre Trauer auf. Sie fühlen sich verstanden. Und als sie das Brot miteinander teilten, geht den beiden Freunden auf, dass Jesus Christus selbst ihnen zugehört hatte, mit ihnen geredet hat. Und sie erkannten, dass ein neuer Anfang nun doch stattfindet.
Eine besondere Geschichte. Sie zeigt uns, dass Gott uns nicht nur seine Worte gibt, sondern uns auch zuhört; er leiht uns ständig sein Ohr. Wer zuhört nimmt sich zurück. Nimmt sich selbst nicht so wichtig, lässt dem anderen Raum. Macht dem Sprecher Platz für seine Geschichte, gibt ihr Raum. Das ist richtig Arbeit, mindestens aber Beziehungsarbeit. Es ist schwer sich einzulassen, die eigenen Stimmen zu beruhigen und hintenan zu stellen. Und sich die Zeit zu nehmen, die doch immer so kostbar ist. Durchschnittlich 23 Sekunden dauert es, bevor ein Arzt den Bericht eines Patienten erstmalig unterbricht.
Gott hört immer zu; Zuhören ist sozusagen göttlich. Und es verbindet die Menschen untereinander. Egal ob wir sieben Minuten, oder zwei Stunden zuhören und reden. Entscheidend ist ob wir die Strecke vom Ohr bis zum Herzen erreichen.
Ich wünsche Ihnen für diese Woche jemanden der Ihnen zuhört wenn es wichtig ist. Und hören Sie genau zu, wenn Sie jemand fragt, ob sie ein paar Minuten Zeit für ihn haben. Es könnte göttlich sein.