Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Wie spielt man Frieden?

Christiane Seibel


Christiane Seibel



Ein Lied in unserem Gesangbuch hat folgenden Refrain: „Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen, bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden“ (EG 673). Das Lied gehört zu den moderneren Liedern in unserem Gesangbuch und hat eine fröhliche Melodie. Aber kann man das heute noch singen? Mal abgesehen davon, dass viele Menschen von sich behaupten, sie könnten gar nicht singen – dabei soll Singen gesund sein und der Seele gut tun – wird Gott heutzutage überall geehrt? Frieden auf Erden? Doch wohl kaum.
Sicher hat außer mir noch so manch anderer ein mulmiges Gefühl, wenn er oder sie so manche politischen Nachrichten in der Zeitung oder im Fernsehen oder über andere Medien zur Kenntnis nimmt. Menschen, die Kriegserlebnisse hinter sich haben, wird das vielleicht sogar noch stärker beunruhigen als Jüngere, die (zum Glück) keine eigenen Erfahrungen machen mussten.
Auch in der Bibel wird viel von Kriegen erzählt und den damit verbundenen Folgen wie Hunger, Verletzungen bis hin zum Tod, Geiselnahme, Vertreibung oder Flucht. Aber immer wird auch etwas dagegen gesetzt.
Im Alten Testament wird immer wieder betont, dass Witwen, Waisen und Flüchtlinge in der Rechtsprechung des Volkes Israel einen hohen Schutz hatten. Fremde sollen nicht bedrückt werden, sondern wie Einheimische unter den Israeliten wohnen (3. Mose19). Im Gesetz wird Befreiung vom Kriegsdienst zugelassen, wenn jemand seine häuslichen Dinge noch erledigen muss wie Ernte, Hauseinweihung, Heirat (5. Mose 20).
Im Neuen Testament fasst Jesus alle Gebote zusammen unter dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Immer wird die große Hoffnung auf dauerhaften Frieden zum Ausdruck gebracht, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Lieder und Geschichten.
Und doch fällt friedliches Leben uns Menschen untereinander nicht leicht, zumal dann nicht, wenn sehr unterschiedliche Gewohnheiten und Sitten, Traditionen und Lebensweisen aufeinander prallen. Das kann auch Angst machen, besonders wenn man sich wegen Sprachproblemen nur bruchstückhaft oder gar nicht verständigen kann.
Ein älterer Mann beobachtet Kinder, die mit lautem Geschrei „Päng! Päng!“ hintereinander über die Wiese laufen und sich raufen, wenn jemand gefangen wird. „Was spielt ihr da?“ fragt er schließlich. “Wir spielen Krieg!“ rufen die Kinder. Da sagt der Mann: „Krieg ist schrecklich, ich habe das erlebt. Wollt ihr nicht lieber Frieden spielen?“
Die Kinder gehen ein Stück zur Seite und tuscheln miteinander. Dann kommt eins zurück und fragt: „Wie spielt man denn Frieden?“
Ja, wie spielt man Frieden, wie erreicht man friedliches Zusammenleben?
Liebe geht (auch) durch den Magen. Ist uns bewusst, dass zusammen zu essen das einzige Ritual ist, das in allen Kulturen stattfindet? Da ließe sich doch etwas draus machen.