Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Bilder im Kopf

Pfarrerin Petra Henning

Bilder im Kopf



Pfarrerin Petra Henning

Kennen Sie das auch? Ich begegne einem Menschen, gewinne einen Eindruck, habe Bilder im Kopf und bilde mir ein erstes Urteil. Wenn´s nur wirklich ein erstes Urteil, also ein Vor – urteil wäre! Denn ein Vor – urteil wäre ein vorläufiges Urteil: revidierbar, korrigierbar und nicht endgültig. Aber wie leicht verfestigen sich unsere Bilder. Der andere ist eben so: unsympathisch, arrogant, faul, ...! Da stellen sich die Eigenschaftswörter schnell ein. Da haben wir „Schubladen“ zur Hand und sind mit dem anderen schnell „fertig“. Sie kennen die Pauschalurteile: die Jungen, die Alten, die Flüchtlinge, die Linken, die Rechten, usw. Ich mache mir vom anderen ein Bild, „stelle ihn fest“, ordne ihn einer verallgemeinernden Kategorie zu.
Dass wir uns ein Bild machen, ist nur natürlich! Aber daraus feste oder gar verallgemeinernde Urteile zu formen, ist sehr bedenklich. Sonst sehe ich den anderen nicht, wie er ist, sondern ich sehe ihn, wie ich ihn sehen will. Manche Freundschaft, manche Partnerschaft scheitert an solchen „Bildern“.
Nun können und wollen wir aber auch nicht ändern, dass wir geprägt sind, dass wir alle unsere Erfahrungen und unsere Werte haben, nach denen wir leben und nach denen wir unser Handeln und unsere Bilder ausrichten. Ohne diese Richtschnur würden wir sicher orientierungslos im Leben umherirren. Doch trotzdem dürfen wir das genaue Hinsehen und Hinhören nicht vergessen! Ohne Letzteres würden wir alles für uns „maßgerecht“ machen wollen.
Und alles nach unserem Maß machen geht eben genau nicht, denn jeder Mensch ist anders! Und das ist auch gut so! Jeder Mensch hat seine eigenen Werte, seine eigenen Vorlieben, Stärken und Schwächen, ist morgen anders als heute. An dieser Stelle gibt es nichts zu verallgemeinern, nichts anzugleichen!
Eine ausweglose Situation also?
Nein! Denn wir haben die Fähigkeit, unser Verhalten und unsere Vor-Urteile immer wieder zu überprüfen. Und wir haben eine besondere Richtschnur: Jesus hat uns gezeigt, wie es gehen kann, hat uns gezeigt, dass wir als von Gott geliebte Kinder diese Liebe als Grundlage für unser Leben nehmen und entsprechend handeln können. Jesus hatte keine Urteile. Er machte seine Zuwendung nicht von ersten Eindrücken abhängig. Er ging auf Menschen zu, sah sie in Liebe an und hörte genau hin. Erleben ließ sich dabei etwas Wunderbares: Liebe provoziert Liebe! Jenseits von festgezurrten Bildern und Urteilen wurden neue Erfahrungen, neue Wege möglich! Was für ein schönes Vorbild!