Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Berührt von Gottes Wort

Pfarrerin Gisela Kortenbruck

Sind Sie auch so kitzlig? - Was mich betrifft, ich bin in dieser Hinsicht ziemlich empfindlich. An den Füßen zum Beispiel. Es fällt mir schwer, ernst zu bleiben bei einer überraschenden, wenn auch nur leichten Berührung. Dann muss ich unwillkürlich lachen, ob ich will oder nicht. Und in der Regel ist es ja auch eine vertraute Person, die mich kitzelt, nicht irgendein fremder Mensch. Das würde ich jedenfalls sehr merkwürdig finden. Doch unter Vertrauten, da ist so ein bisschen ungezwungene Fröhlichkeit ja auch ein Zeichen von Nähe, von innerer Verbundenheit. Und deshalb ist es auch schön, wenn’s mal ein bisschen kitzelt…

Aber wenn es doch so lustig ist und Spaß macht – warum kann man sich eigentlich nicht selbst kitzeln? Schon Aristoteles hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Es kommt offensichtlich auf das Überraschungsmoment an. Die kitzlige Berührung muss von außen kommen, ohne dass ich sie beeinflussen kann. Wenn ich versuche, mich selbst zu kitzeln, stellt die Berührung ja keine Überraschung da. Und unser Gehirn ist so programmiert, dass es sofort den Unterschied merkt.

Dabei kann mich nichts so tief bewegen wie die Berührung oder auch das Wort eines anderen. Das ist nicht nur beim Kitzeln so, sondern z.B. auch beim Segen. Natürlich kann ich mir selbst sagen: „Ich bin von Gott gesegnet.“ Aber viel mehr rührt mich eine segnende Hand, ein Segenswort an, das jemand anderes mir zuspricht: „Gott segne dich!“ Das sind Worte, damit verbunden sind Gesten, die mir im wahrsten Sinne des Worte nahe gehen und die mein Herz berühren.

Dabei kann ich mir Segen nur schenken lassen. Niemand kann sich selbst segnen. Denn Gott ist es, der seinen Segen schenkt. Wenn mir jemand zuspricht: „Sei gesegnet!“, dann rührt das mein Herz an. Eine solche Segensberührung bewegt mich, und ich spüre Gottes Kraft, die mir Mut macht, die mich stärkt und tröstet.

Es ist also mit dem Segen so ähnlich wie mit dem Kitzeln: eine solche Berührung drückt Vertrauen aus und Nähe. Und Segen muss man fühlen, ganz tief im Herzen. Dass Gott sich mir zuwendet, mir nahe kommt in einer segnenden Hand, in einem guten Wort, das ist ein großes Geschenk, das ich aus mir selbst nicht machen kann.

Nun kann ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, nicht persönlich Gottes Segen zusprechen. Aber durch Gottes Wort kann ich Ihnen seine Zusage weitergeben. Denn so heißt es in Psalm 115: „Der Herr denkt an uns und segnet uns. Er segnet, die den Herrn fürchten, die Kleinen und die Großen. Denn ihr seid die Gesegneten des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!“ Lassen Sie sich also von Gottes Wort berühren wie von einer liebevollen Hand. Und, wenn Sie mögen, geben Sie Gottes Segen auch an jemand anders weiter: durch eine Berührung vielleicht oder durch ein gutes Wort. Das tut bestimmt auch ihren Mitmenschen gut, denn schließlich kann niemand sich selbst segnen.


Pfarrerin Gisela Kortenbruck, Rahden