Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

…und wie machen es die anderen?

Pfarrer Eberhard Helling

Im letzten Jahr haben wir in der Evangelischen Kirche den Reformator Martin Luther hochleben lassen. 500 Jahre Reformation war 2017 der Anlass – hatte Luther doch 1517 seine 95 Thesen zum Ablasswesen veröffentlicht und damit die Abspaltung von der Katholischen Kirche eingeläutet. In diesem Luther-Jahr gab es verschiedene Vorträge und Konzerte, aber eben auch Lutherkaffee und Luthertee, Lutherkekse und Lutherbrot, Luther-Bleistifte und Luther-Kugelschreiber - aber vor allem wurden die Luther-Socken auf den religiösen Andenken -Markt geworfen. Darin war das unvergessliche Lutherzitat eingewebt: Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Bitte – wer es lustig findet!
In unserer Gemeinde haben wir uns vorgenommen, 2018 einmal nachzuschauen, wie die katholischen Glaubensgeschwister ihren Glauben feiern – und sind mit einer Gruppe von 28 Gemeindegliedern nach Rom und nach Assisi gefahren. Zunächst das übervolle und wunderschöne Rom: oft eine Kirche mit wenigstens einer künstlerisch herausragenden Besonderheit: uralte Mosaiken mit ihrer strengen und würdigen Schönheit, alte Wandgemälde in leuchtenden Farben, die die biblischen Geschichten und die Geschichten der Heiligen den Betrachtern vor Augen malen. Vor allem aber der Papst beeindruckt; in verschiedenen Abbildungen und Kalendern ist er in der Stadt allgegenwärtig – und am Mittwochvormittag, bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz ist er für tausende von Besuchern fast zum Greifen nahe – auch für uns. Unsere Gruppe jubelt, als sie neben den vielen anderen katholischen Gemeindegruppen aus aller Herren Länder namentlich erwähnt wird: „die Evangelische Kirchengemeinde Lübbecke“ – wann wurde Lübbecke das letzte Mal über dem Petersplatz in Rom ausgerufen, fragen wir uns – und sind selig!
Am Ende der Woche fahren wir in das stille, freundliche Assisi. Dort ist die Geschichte des heiligen Franziskus zu entdecken. Natürlich in den vielen Andenkenläden, die mit ihren sehr verschiedenen Angeboten möglichst viele Geschmacksrichtungen abdecken wollen. Vor allem aber trifft man auch hier in den Wandmalereien der Kirchen auf die Geschichten der Bibel und wie die sich im Leben des Heiligen Franziskus widergespiegelen.
Vielleicht ist das eine große Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen: dass wir uns auf die Suche machen, wie sich die biblische Botschaft im Leben von ganz verschiedenen Leuten Raum verschafft, wie diese Botschaft das Leben dieser Menschen prägt und durch diese Menschen andere geprägt werden. Als Protestanten reden wir nicht so gerne von den „Heiligen“ – aber Vorbilder im Glauben, die suchen und die brauchen wir auch.


Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke