Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Vom Osterlachen bis zum Agape-Mahl

Karsten Schulz


Dieses Bild "Ostern" wird im Kunstgottesdienst zu Ostern in der Preußisch Oldendorfer Kirche im Mittelpunkt stehen. Foto: Michael Beening

Lübbecker Land, den 14. April 2025

Der Kirchenkreis Lübbecke besteht aus 18 evangelischen Kirchengemeinden. Sie haben ihre eigenen Traditionen und Eigenheiten entwickelt, die besonders auch beim größten und wichtigsten Fest der Christen, dem Osterfest, deutlich werden. Darauf weist die stellvertretende Superintendentin Barbara Fischer hin, die "sehr erfreut ist, dass die Gemeinden sich so kreativ engagieren und sehr facettenreich das Osterfest begehen."

Fischer: "Wir feiern zu Ostern das Fest der Auferstehung, denn die Auferstehung Jesu begründet den Glauben an ein Leben nach dem Tod. Die Bibel berichtet uns von einem Gott, dessen Liebe stärker ist als der Tod. Mit dem Tod ist nicht alles aus und vorbei – kein schwarzes Nirwana, sondern neues Leben mit Gott." Die Theologin berichtet von einer ungewöhnlichen Tradition, die deutlich mache, dass Ostern ein Freudenfest sei, bei dem der Sieg über den Tod gefeiert werde. Es handelt sich um das "Osterlachen", das folgendermaßen entstanden ist: Ab dem 12. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch, dass der Geistliche mit einem Witz oder einer Scherzgeschichte die Gemeinde am Ostermorgen zum Lachen brachte. Symbolisch wurde damit der Tod ausgelacht und die Gemeinde auf ein fröhliches Fest eingestimmt.

Daran erinnern heute noch Ostergottesdienste, bei denen es darum geht, "aus der Dunkelheit zum Licht zu kommen". Tauferinnerung und gemeinsames Abendmahl erzählen davon, dass das Osterfest alle Menschen zu einem Neubeginn ermutigt. Das machen die Gemeinden im Kirchenkreis in ihren Ostergottesdiensten deutlich, denn, so die stellvertretende Superintendentin: "Lange Zeit war der Ostergottesdienst der einzige und später der wichtigste Tauftag der Christen. Heute bietet das Osterfest vielen Menschen eine gute Gelegenheit, wieder Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde aufzunehmen.“

Darüber freue sie sich sehr. Witze werden zwar am Ostermorgen nicht mehr unbedingt erzählt, um die Gemeinde zum Lachen zu bringen, aber es gibt Osterspaziergänge, Ostereiersuchen, viele Osternachtfeiern, Osterfrühstücke und sogar ein Agape-Mahl am Gründonnerstag. In einigen Gemeinden sind auch die Kindergärten eingebunden.

Beispielsweise gibt es in den Kindergärten der Kirchengemeinde Lübbecke eine lange Erzähltradition vor Ostern, wie Pfarrer Eberhard Helling berichtet. In der Kirchengemeinde selbst gibt es seit vielen Jahren eine besondere Osternacht. Die Gemeinde trifft sich draußen vor der Kirchentür. In der Regel, so Helling, würden dann schon einige Vögel singen. Später, wenn eine Flötistin solo spiele, würden die gefiederten Kollegen dazukommen, macht er deutlich.

In den evangelischen Kitas in den Kirchengemeinden Rahden und Preußisch Ströhen wird in der Woche vor Ostern an das Abendmahl Jesu gedacht, darauf weist Pfarrer Roland Mettenbrink hin. In Preußisch Ströhen habe sich daraus ein Gottesdienst in der Kirche entwickelt, an dem auch Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde teilnehmen und gemeinsam das Abendmahl feiern. Nach dem Gottesdienst gehe es zur Eiersuche auf das Außengelände des Kindergartens. Die Eier werden jährlich vom Rassegeflügelzuchtverein Preußisch Ströhen gespendet und vom Elternbeirat gefärbt und versteckt. In Kooperation mit dem RGZV Preußisch Ströhen brütet der evangelische Kindergarten Preußisch Ströhen in den Wochen vor Ostern Eier aus. Dadurch erlebten die Kinder hautnah die Schöpfung Gottes und die Entstehung von Leben, so Mettenbrink. Im Kindergarten Sonnenstrahl kommt Olli, der Ostelring/Schmetterling, jeden Tag vor und nach Ostern und erzählt, was er in Jerusalem erlebt hat. In der Woche vor Ostern gestaltet eine Gruppe im Kindergarten Bärenhöhle ein großes Osternest. Und im Kindergarten Löwenzahn findet in der Osterzeit ein gemeinsames Osterfrühstück statt. An diesem Tag werden auch gemeinsam die Osternester der Gruppen vorbereitet.

Etwas ganz Besonderes hat sich die Kirchengemeinde Dielingen/Haldem ausgedacht. Dort trifft sich die Gemeinde Ostersonntag um 6 Uhr morgens auf dem Friedhof. Am Eingang sind zunächst Feuerkörbe und Fackeln vor der Heiligkreuzkapelle angezündet. Anschließend wird der Gottesdienst in der Kapelle gefeiert. Es wirken mit: an der Orgel Thomas Horst, Posaunen unter der Leitung von Maren Fieseler und die Jagdhornbläser Stemwederberg sowie Mitglieder des Presbyteriums als Sprecherinnen und Sprecher. Im Anschluss versammeln sich alle zu einem Osterspaziergang zum Gemeindezentrum Haldem, wo die Gemeinde zum Osterfrühstück eingeladen hat.

Zum ersten Mal kommt die evangelische Kirchengemeinde Nettelstedt Ostersonntag ab 10 Uhr zu einem Frühstücksgottesdienst zusammen. Dort wird eine lange Ostertafel im Kirchenraum aufgebaut, berichtet Alexandra Fischer, Vorsitzende des Presbyteriums. Die Osterlichter seien angezündet, die an den Tischen weitergereicht werden können.

Zur Osternacht-Liturgie wird ab 6 Uhr am Ostersonntag in die Alsweder Kirche eingeladen. Es können Kerzen angezündet werden. Die Osterkerze wird im Mittelpunkt stehen. Die Kirche ist zunächst dunkel und soll allmählich erhellt werden. Anschließend ist die Gemeinde zum Osterfrühstück, etwa ab 8 Uhr, ins benachbarte Gemeindezentrum eingeladen. Es werden bunte Ostereier vorhanden sein, die vom CVJM Lübbecke kommen.

In der Kirchengemeinde Isenstedt/Frotheim beginnt die Osternacht traditionell ab 5.30 Uhr vor der Kirchentür mit einem Osterfeuer. Anschließend geht es in die Kirche, die allmählich erleuchtet wird. Es wird die Osterliturgie zelebriert, und anschließend ist die Gemeinde zum Osterfrühstück ins benachbarte Gemeindehaus eingeladen.

Die Kirchengemeinden aus Holzhausen und Börninghausen feiern Ostern immer im Wechsel in ihren Kirchen. In diesem Jahr wird die Osternacht Ostersamstag um 20.30 Uhr in Börninghausen gefeiert. Es wird ein Lagerfeuer vor der Kirche angezündet. Der Sonntag ist als Familiengottesdienst vorgesehen, nach dem Gottesdienst können alle Kinder und natürlich auch die Erwachsenen auf die Suche nach Ostereiern gehen.

Einen ganz anderen Weg geht die Kirchengemeinde Pr. Oldendorf. Es wird Ostersonntag zu einem "Kunstgottesdienst" eingeladen, bei dem ein Bild mit dem Titel "Ostern" im Mittelpunkt steht. Dazu gibt es "meditative Impulse", darauf weist Pfarrer Michael Weber hin. Weitere Kunstgottesdienste sind geplant, darin werden Bilder von einer heimischen Künstlergruppe gezeigt.

Auch in Wehdem wird ab 6 Uhr die Osternacht gefeiert. Dort wird anschließend die Gemeinde zu einem Osterfrühstück eingeladen, das als Mitbringbuffet im Gemeindezentrum vorgesehen ist. Der Posaunenchor Wehdem wird die Feier mitgestalten. In der Leverner Kirche kommt man bereits Ostersamstag um 22 Uhr zusammen. Dort wird die Osternacht als Auferstehungsfeier gefeiert.

Als einzige Gemeinde im Kirchenkreis erinnert die Martinskirchengemeinde Espelkamp an eine alte christliche Tradition: das Agape-Mahl. Es wird am Gründonnerstagabend ab 18 Uhr in der Thomaskirche gefeiert. Die Agape, auch als Liebesmahl bezeichnet, ist eine liturgisch geprägte Mahlzeit, die im Christentum bis in frühe Zeiten zurückreicht. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Agape als gemeindliche Feier im Protestantismus wiederbelebt.


2025-kkl-ostern-2.jpg = Blick auf die Wehdemer Kirche vom Stemwederberg aus gesehen. Im Vordergrund ein erblühendes Rapsfeld, das die erwachende Natur versinnbildlicht. (Foto: Karsten Schulz)


Ein Osterbaum auf dem Gelände der Ev. Stiftung Ludwig-Steil-Hof in Espelkamp.Foto: Karsten Schulz