Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Startschuss für engere Zusammenarbeit

Alexander Kröger


Superintendent Dr. Uwe Gryczan beschreibt die Erfordernis für Kirchengemeinden, zukünftig überörtliche Planungsräume zu bilden.

Schnathorst, den 03. Februar 203


Die Kirchen in Deutschland werden kleiner, der demografische Wandel und die Kirchenaustritte hinterlassen Spuren. Der Evangelische Kirchenkreis Lübbecke will die Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden stärken, um Seelsorge und kirchliche Arbeit vor Ort auch zukünftig gewährleisten zu können.

Es sind nicht nur die Mitgliederzahlen und die finanziellen Einbußen, die Sorgen bereiten, sondern auch die zu geringe Anzahl an Nachwuchskräften. „Es kommen nicht genügend Theologinnen und Theologen in unseren schönen Kirchenkreis“, sagte Superintendent Dr. Uwe Gryczan bei einer kreiskirchlichen Versammlung im Gemeindehaus Schnathorst.

Landesweit können nicht mehr alle Pfarrstellen neu besetzt werden, weil es zu wenige junge Leute gibt, die evangelische Theologie studieren. Wenn alles so bleiben würde wie bisher, hätten zukünftig bei Bewerbungen vermutlich kleinere Landgemeinden das Nachsehen gegenüber größeren städtischen Gemeinden, hieß es bei der Versammlung. Deswegen hatte die westfälische Landeskirche die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um Bewerbungen für freie Pfarrstellen besser steuern zu können, und vor allem um Kirchengemeinden eine überörtliche Zusammenarbeit zu erleichtern. Jetzt liegt es an den Kirchenkreisen und Gemeinden, um vor Ort die jeweils für sie bestmögliche Form der Zusammenarbeit zu gestalten.

Der Kirchenkreis Lübbecke hatte in Schnathorst den Workshop „Bildung von Planungsräumen“ organisiert. Mehr als 70 Leute aus allen Presbyterien der hiesigen Kirchengemeinden machten mit. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind und sie sich dafür Zeit genommen haben“, sagte Gryczan, der diesen Workshop als einen „Startschuss“ bezeichnete. Weitere Veranstaltungen werden folgen, um gemeinsam ein einvernehmliches Konzept zu erarbeiten. Im Dezember könnte das dann der Kreissynode zur Abstimmung vorgelegt werden.

„Es geht dabei nicht um die Fusion selbstständiger Kirchengemeinden. Die Kirchengemeinden sollen unberührt bleiben, aber es wird notwendig sein, über die Gemeindegrenzen hinaus mit den Nachbarn verbindlich zu planen“, erklärte der leitende Theologe des Kirchenkreises. Zum Beispiel sollen in überörtlichen Planungsräumen sogenannte Interprofessionellen Pastoralteams gebildet werden, um alle gemeindlichen Aufgaben bewältigen zu können.

Gryczan: „Wir stehen also vor der Aufgabe, bei unseren Planungen in größeren Einheiten als bisher zu denken. Das gilt nicht nur für die Pfarrstellen, sondern für alle kirchlichen Mitarbeitenden sowie für die kirchlichen Gebäude.“

Unterstützende Beratung bei diesem Prozess zum Gestalten neuer Organisationsstrukturen erhält der Kirchenkreis vom Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der evangelischen Landeskirche. Die Diplom-Psychologin Helga Trölenberg und Pfarrerin Esther Witte moderierten die Versammlung. Die beiden Gemeindeberaterinnen regten eine kritische Diskussion an, die nicht zu Streit führte, sondern mit einer Portion Witz und Charme die Dinge von unterschiedlichen Seiten beleuchtete. Außerdem zeigten sie Möglichkeiten auf, wie Problemlösungen erarbeitet werden können.

Trölenberg und Witte motivierten die Teilnehmenden, ihre eigenen Gemeinden im Blick zu behalten und auch Kompromisse einzugehen, um neue, gemeinsame Planungsräume zu finden. „Nachbarschaften ist das Schlagwort schlechthin. Die Nachbarschaft stärken, das wird unsere Zukunft sein“, sagte Gemeindeberaterin Witte. Im großen Plenum und in mehreren kleinen Arbeitsgruppen wurde drei Stunden intensiv gearbeitet und diskutiert. Ende Februar soll es weitergehen, dann treffen sich alle im Gemeindehaus Rahden wieder zur nächsten Runde.


Die Gemeindeberaterinnen Helga Trölenberg und Esther Witte moderierten die Versammlung.


Insgesamt mehr als 70 Leute aus allen Presbyterien der Gemeinden im Kirchenkreis Lübbecke beteiligten sich an dem dreistündigen Workshop.