Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Pfarrkonferenz besucht syrisch orthodoxes Kloster in Warburg

Christine Scheele

Pfarrkonferenz erlebte einen Tag im syrisch orthodoxen Kloster Warburg
Zu Gast bei Erzbischof Philoxenos Matthias Nayis

Dreizehn Frauen und Männer der Pfarrkonferenz Lübbecke fuhren nach Warburg und begegneten dort den amtierenden Erzbischof Mor Philoxenos Matthias Nayis und Mitarbeitenden der syrisch orthodoxen Kirche. Der Bischof dankte in seiner Einführung der Evangelischen Kirche von Westfalen und anderen Kirchen für die Unterstützung, die sie seiner Kirche gewährten. Denn seit Anfang der 1970er Jahre sind syrisch-orthodoxe Christen nach Deutschland gekommen, die meisten von ihnen aus dem Südosten der Türkei. Als religiöse Minderheit war es für sie immer schwerer geworden, ihren Glauben zu leben und ihre Identität als aramäische Christen zu bewahren. Innerhalb von fast 50 Jahren gründeten sie in Deutschland 60 Gemeinden. Mittelpunkt ihres kirchlichen Lebens ist das syrisch-orthodoxe Kloster in Warburg. „Heimat sei dort, wo sie leben und arbeiten“, sagt Bischof Mor Philoxenos. 1996 haben sie das Kloster von den Dominikanern erworben und im Laufe der Jahre saniert. 2002 wurde es seiner Bestimmung übergeben. Seitdem dient es als Ort der Begegnung der Mitglieder der syrisch orthodoxen Kirche und als syrisch-aramäisches Zentrum in Europa. Gottesdienste und die Gemeinschaft mit den Gemeindegliedern seien ein Schwerpunkt seiner Arbeit, aber auch die Ausbildung von jungen Seminaristen, die sich auf ihre Ausbildung als Priester oder Religionslehrer vorbereiten, berichtet der Bischof. Seit vielen Jahren ist der syrisch-orthodoxe Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen ordentliches Lehrfach an verschiedenen Schulen. Er hat die Aufgabe, jungen syrisch-orthodoxen Christen zu helfen, ihre Tradition zu bewahren und sich gleichzeitig in der pluralistisch offenen Gesellschaft Deutschlands als Christen verantwortlich zu engagieren. Auch dem Erzbischof sind junge Menschen ein Herzensanliegen. So veranstaltet er große Jugendtreffen auf dem Gelände des Klosters. In der sich anschließenden Führung konnten die evangelischen Theologinnen und Theologen das Museum besichtigen, das in einem größeren Raum eine wertvolle Sammlung alter Handschriften sowie die Gewänder des 2014 in Deutschland verstorbenen Patriarchen Mor Ignatius Zakka I. Iwas präsentiert. Danach standen die Klosterkirche und Kapelle des Klosters auf dem Programm und zum Abschluss bestaunte die Runde eine wunderschön gestaltete Bibliothek, die von den derzeit zehn Seminaristen genutzt wird. Nach der Besichtigung gab es Gelegenheit zum Austausch, der auch eine politische Einschätzung der Lage im Nahen Osten einschloss.
Besonders beeindruckte der Gesang des Bischofs und seiner Mitarbeiter in einer kurzen Andacht in aramäischer Sprache, der Liturgiesprache der syrisch-orthodoxen Kirche die evangelischen Gäste. Superintendent Dr. Uwe Gryczan sprach ein Gebet und sang mit der Pfarrkonferenz „laudate omnes gentes“. Es herrschte eine sehr beeindruckende Atmosphäre im Kloster und bei den syrisch orthodoxen Christen. Daher kommen auch verschiedene evangelische und katholische Gastgruppen ins syrische Kloster. Das „Gotteslob“ durchdrang Mensch und Gemäuer und lud die Gäste ein, sich auf die besondere Spiritualität dieser Kirche einzulassen und dabei das Gemeinsame im Glauben zu entdecken.
Heute ist die syrisch orthodoxe Kirche in der ganzen Welt verbreitet. Neben dem Nahen Osten und der Südosttürkei, wo ihre Wurzeln liegen, gibt es viele syrisch-orthodoxe Christen in den USA und in Europa, darunter 150.000 in Deutschland. Die größte Gruppe von ihnen lebt mit 3 Millionen Mitgliedern in Indien.
Die Pfarrkonferenz war beeindruckt von der freundlichen Aufnahme und Gastfreundschaft, die sie erleben durfte. Superintendent Dr. Gryczan bedankte sich im Namen aller und betonte: „Es wäre wünschenswert, wenn weitere Treffen ermöglicht würden.“