Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Lübbecker Land Tafel verteilt Weihnachtspäckchen

Überwältigende Resonanz






Die Zahl der Bedürftigen wie auch der gespendeten Pakete steigt bei der Tafel-Bescherung stark an

Von Tyler Larkin

Lübbecker Land. Auch für nüchterne Gemüter war es ein sehenswerter Anblick: Dort, wo normalerweise das Publikum sitzt, lagen Samstagmittag 800 Weihnachtskisten auf langen Tischreihen in der Stadthalle aus. Gepackt und gespendet von Bürgern, die die Empfänger nicht kennen, aber an Weihnachten nicht untätig sein wollen.

Die Bescherung der Lübbecker Land Tafel gilt als die größte in Ostwestfalen. Auch dieses Jahr verzeichnete man dort wieder eine Steigerung - erst in der Zahl der Bedürftigen, dann bei den Paketen. "Ich habe beim Abgabetermin Lübbecker gesehen, die noch nie hier waren. Auch aus den anderen Gemeinden war die Resonanz beeindruckend", sagt Karlheinz Schlüter, der zu den Gründern der hiesigen Tafel gehört. Die Tafel hatte vor zwei Wochen in dieser Zeitung zu weiteren Paketspenden aufgerufen. "Wir hatten Sorge, dass wir nicht genügend Geschenke für alle haben würden", sagt Sabine Linz-Struckmeier von der Tafel. "Mit so vielen zusätzlichen Weihnachtskisten hatten wir allerdings nicht gerechnet."

Der unbestreitbare Erfolg der ehrenamtlichen Organisatoren und Helfer der Tafel hat eine Kehrseite: Die Zahl der von den Behörden als "bedürftig" eingestuften Menschen steigt jedes Jahr. Linz-Struckmeier: "Wir sehen immer mehr ältere Menschen in unseren Ausgabestellen, die von ihrer Rente nicht mehr leben können. Das ist die Generation, die nach dem Krieg dieses Land mit aufgebaut hat - und jetzt zur Tafel muss. Was ist das für ein Land, wo man in der Jugend nicht viel hat und am Ende auf Lebensmittelspenden angewiesen ist?"

Gut 1.300 Menschen, davon 416 Kinder, standen Samstag auf der Bescherungsliste. Neben Lebensmitteln gab es wieder ein "Spielzimmer", in dem sich jedes Kind drei Geschenke aussuchen durfte. Neben gespendeten Spielsachen und Büchern hatte die Tafel noch im Einzelhandel für die Kinder eingekauft. Rund 50 Menschen, die nicht mehr aus dem Haus können, bekommen in dieser Woche ihre Geschenkkisten von den Fahrern der Tafel nach Hause geliefert. "Wir vergessen niemanden", sagt Karlheinz Schlüter bei einem gespendeten Stück Kuchen der Bäckerei Oltersdorf. Auch die Helfer müssen satt werden.

Nw 16.12.

Überwältigende Solidarität

Weihnachtskisten-Aktion der Lübbecker Land Tafel – etwa 600 Menschen beschert

Cornelia Müller
Lübbecke (WB). »Wir sind überwältigt von so viel Solidarität. In der Stadthalle haben sich die Spender am Abgabetag praktisch die Klinke in die Hand gegeben«, sagt Sabine Linz-Struckmeier von der Lübbecker Land Tafel glücklich und strahlt. Fast 600 Kunden konnten sich am Samstag ihre Weihnachtskiste abholen.
Von Cornelia Müller
Auch in den Außenstellen seien bis zum letzten Tag noch Kisten abgegeben worden. »Mit dieser Resonanz hätten wir nicht gerechnet. Danke und nochmals Danke«, betont Linz-Struckmeier. Die Solidarität ist hochwillkommen, denn viele Haushalte im Altkreis müssen mit so wenig Geld auskommen, dass für Weihnachtsgeschenke oder einen Festtagsschmaus kaum etwas übrig bleibt. Auch diese Haushalte sollen feiern dürfen: Das ist das Ziel der Weihnachtskistenaktion der Lübbecker Land Tafel.
Im großen Saal, wo lange Tischreihen, voll beladen mit Geschenkekisten, aufgebaut sind, kann sich jeder Kunde in Ruhe umschauen. Sie sind vielfältig gefüllt: vom Würstchenglas über Schokolade bis hin zu Obst und Kaffee. Ein ehrenamtlicher Pate begleitet den Kunden und ist bei der Auswahl der passenden Kiste behilflich, denn die Kisten sind nach Haushaltsgrößen sortiert. Im kleinen Saal liegen Stofftiere, Spiele, Puzzles und Bücher bereit, aus denen sich die Kinder noch zusätzlich etwas aussuchen können.
Auswählen aus einem übergroßen Angebot: Das ist für die meisten Menschen im Altkreis eine Selbstverständlichkeit. Für die Kunden der Tafel ist es ein seltener Luxus. Ein »Durchschleusen« ihrer Kunden kommt für die Ehrenamtlichen deshalb nicht in Frage. »Unsere Kunden sollen auch etwas von Weihnachten spüren können«, erklärt Karlheinz Schlüter, Vorsitzender der Tafel Lübbecker Land. Deshalb ist im Foyer der Stadthalle auch wieder ein Café eingerichtet, wo man bei weihnachtlicher Musik, Butterkuchen und heißen und kühlen Getränken noch ein bisschen verweilen kann und »mal etwas anderes sieht«, wie es Gabriela Würchau ausdrückt.
Sie ist eine von 50 Ehrenamtlichen, die bei der diesjährigen Weihnachtskistenaktion im Einsatz gewesen sind. Sie weiß, wie wichtig es ist, dass die Tafel ihren Kunden auch eine Möglichkeit gibt, soziale Kontakte zu pflegen. Sie weiß auch: Hinter jedem Kunden steht ein Schicksal. Krankheit, lange Arbeitslosigkeit, ein zu geringes Einkommen. »Viele arbeiten ganz normal, und es reicht trotzdem nicht.«
Auch hinter jeder Spende steht eine Geschichte. Da ist zum Beispiel der alleinstehende Rentner, der die Aktion in diesem Jahr erstmalig mit einer Geldspende unterstützt. Zum Kistenpacken, wie er es sonst immer gemeinsam mit seiner Frau getan habe, habe ihm nach dem Tod seiner Frau einfach die Kraft gefehlt.
»Wir freuen uns über jede Form der Unterstützung«, betont Karlheinz Schlüter. Es sind die vielen »kleinen« Spenden, die die Aktion Weihnachtskiste tragen. Und wenn Firmen oder Privatleute dann einmal besonders tief ins Portemonnaie greifen, so wie das Ehepaar Sabine und Friedrich Schrewe, das die diesjährige Weihnachtskistenaktion mit 2000 Euro unterstützt hat, dann umso besser.
Manchmal kommt es den Ehrenamtlichen dennoch vor wie ein Kampf gegen Windmühlen. »Als wir angetreten sind, sind wir noch davon ausgegangen, dass die Tafel irgendwann auch wieder überflüssig werden könnte. Statt dessen werden es jedes Jahr mehr Menschen, die auf ihre Hilfe angewiesen sind.« Die Lübbecker Land Tafel wurde im April 2005 als Espelkamper Tafel vom Verein Arbeitslebenzentrum im Kreis Minden-Lübbecke gegründet. Drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen organisieren unter Mitwirkung von zahlreichen Ehrenamtlichen das Abholen, Sortieren und Verteilen von Lebensmitteln, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden. Diese Lebensmittel werden gegen einen geringen Geldbetrag an bedürftige Menschen in Espelkamp, Lübbecke, Preußisch Oldendorf, Hüllhorst, Rahden und Stemwede weitergegeben.
WB 16.12