Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Konzert in Renkhausen

"Aber die Liebenden gehn über die eigene Zerstörung ewig hervor." R.M- Rilke

v.l. Wiebke Müller, Rosa Meyring, Erik Salvesen, Hae Kyong Choi, Anja Vehling, David Salomon Jarquin, Martin Nagel, Cornelia Holle, Katrin Langewellpott und Martin Obermeier

Mit dem Konzert „Herbstfantasien“ verabschiedete sich der Kultursommer von seiner Fangemeinde. Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule „Pro Musika“ legten auf Gut Renkhausen in phantastischer Weise musikalische Fantasien frei und zeigten in Soloauftritt und kleinen Ensembles selbständigen Ausdruck und Spielfreude mit Stücken aus den letzten 180 Jahren. Das Ergebnis war „phantastisch“. Dass Musikschullehrer „richtig spielen“, in „Intonation“ und „Tempo“ nicht schwächeln, kann man von studierten Musikern erwarten. Dieses Konzert ging aber weit darüber hinaus.



Es gab interessante Instrumentenkombinationen wie Akkordeon und Cello gespielt von Cornelia Holle und Katrin Langewellpott, die Teile von Jesus Guridi interpretierten. In diesem erschüternd schönen Stück begeisterten die Musikerinnen durch hohe Dynamik des Cellos und große Tiefe des Akkordeon. Von langsamen und zaghaften wie Töne suchenden Passagen über interessanten Auflösungen bis zu zornigem Ausdruck reichte das Repertoire.



Wiebke Müller und Ivan Geene zeigten wie virtuos Blockflöte und Gitarre sein können. In ihrem Stück von Maximo Diego Pujol war eine romantische Liebeserklärung zu hören in der die Gitarre fein und durchdringend, die Flöte ausdrucksstark und verschwenderisch wirkte.



Bei der „Fantasie brilliante“ von Jean Babtiste Arban, zeigte sich David Salomon Jarqiun als Meister der Trompete, während Hae-Kyung Choi wie auch bei Cousins von Herbert L. Clarke feinsinnig im Hintergrund mit dem Flügel begleitete. Hier zeigten Jarquin und der Posaunist Martin Nagel eine lebendige Spielfreude, in der sich die Fröhlichkeit des Stückes leicht auf die Hörenden übertrug. Man spürte förmlich, wie die Knie wie von Zauberhand zu zucken begannen.

Besonders hervorzuheben sind zwei Stücke: Zum einen die Images von Claude Debussy, die meisterlich von Erik Salvesen gespielt wurden und das Fantasy- Trio von Robert Muczynski gespielt von Anja Vehling, Klarinette, Katrtin Langewellpoot Cello und Hae Kyung Choi, Flügel.



Salvesen, der den ersten Teil des Konzertes spielte, zeigte ein unglaublich feines Gespür für die unterschiedlichen Stimmungen, die Debussys Stücke forderten. Es wurde eine Innigkeit spürbar, die sich bis zur feinen Erschütterbarkeit steigerte. Salvesen macht das Zerbrechliche hörbar. Damit wird es unzerstörbar.





Von leidenschaftlicher Melancholie bis zu leicht tänzelnden Variationen reichte das Repertoire dieses ganz besonderen Pianisten. Der malerische Ausdruck, der sich immer in klaren Konturen bewegte, öffnete den Hörenden das Tor für die eigene innere Welt ohne sich in ihr zu verlieren.



Das „Fantasy- Trio, gespielt von Vehling, Langewellpott und Choi setzte einen besonderen ausdrucksstarken Doppelpunkt. Wie ein Chinaböller verstörte das Allegro energico die Hörerinnen und Hörer, die sich zunächst einmal von gewöhnlichen Hörgewohnheiten befreien mussten, um einen Zugang zu diesem Stück zu finden. Die Virtuosität und das technische Können der drei Musikerinnen waren außerordentlich.



Spielte Vehling die Klarinette energisch, temperamentvoll und voller Kraft fast zornig, so folgten Langewellpott und Choi mit Cello und Flügel mit eigenständigen musikalischen Klangfarben. Manche Passagen lösten Herzklopfen aus, so stark war die Spannung, die die drei erzeugten, bei anderen mochte man nicht einmal Atem holen. Als ob das Stück ihre Melodie erst erarbeiten müsste, nichts schien selbstverständlich. Das war keine Musik, die glücklich macht. Es war Musik die nach der Wahrheit hinter den Tönen fragt, die nicht einfach daher getänzelt kommt, sondern die gekaut und erarbeitet werden will. Fremdheit, Verunsichertes muss erst einmal zugelassen werden, damit man sie durchdringt. Denn: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ C.S.

 


Rosa Meyring und Martin Nagel mit Streichern beim Vorprogramm