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Frauke Brauns
WERTHER – Offene Worte sagte Dr. Wilhelm Hüffmeier, Gastredner beim Treffen der Lutherischen Konferenz Minden Ravensberg im Gemeindehaus der evangelischen St. Jacobi-Kirchengemeinde in Werther, gleich zu Beginn seines Vortrages: „Man kann durchaus von einem Totalversagen der Kirchen sprechen.“ Hüffmeier ist Präsident des Gustav-Adolf-Werkes und war Leiter der Kirchenkanzlei der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Der evangelische Theologe ist auch Kirchenhistoriker.
Auch im weiteren Verlauf des Referats ging der Kirchenpräsident i.R. hart mit den Kirchen zu Zeiten des Ersten Weltkriegs ins Gericht. In seinem Vortrag nahm er das Wirken der Geistlichen und die Rolle Kaiser Wilhelms II ganz genau unter die Lupe. Er erklärte die geistigen und geistlichen Voraussetzungen dafür, dass es zur Katastrophe des 1. Weltkrieges kommen konnte.
Über den Krieg, der im August 1914 begann, stellt Hüffmeier fest, dass es ein wahrer Weltkrieg gewesen sei. Denn 38 Staaten erklärten in insgesamt 41 Kriegserklärungen ihre Angriffe. Der anfangs vorherrschenden Kriegseuphorie nach dem Motto „Hurra, es ist Krieg“, haben die Kirchen nicht widersprochen. Dies zeigte sich in den Gebete, Fürbitten und dem Glauben, Gott auf seiner Seite zu haben. Statt auf ein schnelles Ende zu hoffen, wurde stets für einen Sieg der deutschen Waffen gebetet – ohne Rücksicht auf Millionen Tote.
Hüffmeier fasste die Politik der Kirchen in dem Satz „Der Altar dient dem Thron“ zusammen. Er berichtete, dass sich nur fünf Geistliche in einer kritischen Stellungnahme gegen den Kriegswahn positioniert haben. Allerdings widersprachen ihnen 120 Priester und forderten die uneingeschränkte Unterstützung des Kaisers und des Heeres. Dass es gesamtgesellschaftlich eine Stimmung für den Krieg gab, fasste Kaiser Wilhelm II wohl so zusammen: „Ich kenne keine Parteien, nur Deutsche.“
Im Laufe des Krieges aber wandte sich die deutsche Bevölkerung vom Kaiser ab. Ein alter Wertheraner zitierte in der Diskussion seine beiden Brüder: „dass der Krieg erst vorbei ist, wenn der Kaiser Steckrüben frisst.“ Beide sind im Ersten Weltkrieg gefallen und äußerten sich so während ihres letzten Heimaturlaubes 1917.
Im Anschluss an Vortrag und Diskussion feierte alle Anwesenden einen Abendmahlsgottesdienst in der St. Jacobi Kirche, bei dem Michael Krause, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herford und Vorsitzender der Lutherische Konferenz Minden-Ravensberg, predigte. fra