Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Gott ist auch im Wandel bei uns.

C Scheele

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Kreissynode tagte in Haldem

C. Scheele

Die Sommersynode tagte in Haldem. Verabschiedet wurden zum einen Gesetzesentwürfe zu den Kasualien Taufe und Trauung und sowie zum Thema Abendmahl. Weitere Verhandlungen beschäftigten sich mit dem Pfarrstellenbesetzungsgesetz, mit der Verkleinerung der Kirchenleitung, der Anpassung der Verwaltungsorganisation und der Hauptvorlage „Kirche und Migration“. Von der Einführung des Neuen Finanzmanagements und zum Entwurf der ‚Haushaltsrichtlinien wurde berichtet.

Vor diesen administrativen Entscheidungen berichtete der Superintendent über die Entwicklung des Kirchenkreises. In drei Punkten zeigte er den Horizont christlichen Lebens auf. Ging er zunächst auf die Berichte der Gemeinden ein, so ging er in einem zweiten Teil auf die Studie „Kirche im Umbruch“ - Projektion 2060 ein und schloss mit Erfahrungen und Impulsen vom Kirchentag in Dortmund.

Superintendent Dr. Gryczan würdigte die Arbeit der Gemeinden im Lübbecker Land. In vielen Gemeinden sei man unterwegs, Gottesdienste gemeinsam zu feiern und Synergieeffekte zu nutzen. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Flüchtlingsarbeit in der Region. Besondere Bedeutung im Kirchenkreis habe auch die Partnerschaftsarbeit, insbesondere mit Tansania, Indonesien und Sierra Leone. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sei die Arbeit mit Kindern. In einem Großteil der Kirchengemeinden bestehe ein Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft, und so hielten sie christliche Erziehung für die Jüngsten vor.
Gute Nachrichten gebe es im Blick auf die Besetzung der Jugendpfarrstelle. Pfarrer Benjamin Tinz habe sich beworben, und so hoffe der Kirchenkreis, dass diese Stelle nach langer Vakanz wieder besetzt werden könne. Im Blick auf Leitung und Verwaltung seien viele Gemeinden belastet mit Strukturüberlegungen, Bau- und Sanierungsmaßnahmen und der Umstellung auf das NKF, das heißt, die Umstellung auf die kaufmännische Buchführung. Die 2021 anstehende Neuregelung der Umsatzbesteuerung bedeute einen großen Kraftakt für die Gemeinden. Die immer dünner werdende Personaldecke zwinge zu weiteren tiefen Einschnitten.
In einem zweiten Teil schaute Dr. Gryczan über den Tellerrand und setzte sich mit Prognosen der Studie „Kirche im Umbruch“ auseinander. Der Studie zur Folge wird sich die Kirchenmitgliedschaft in den kommenden Jahrzehnten halbieren. Nur ein Teil lasse sich mit dem demographischen Wandel erklären, ein weiterer Teil habe keinen Zugang zu Glaube und Kirche. Aus diesem Grunde rege er - so Dr. Gryczan - an, im kommenden Jahr einen Vision- und Zukunfts- Workshop anzubieten. Darüber hinaus solle eine synodale Arbeitsgruppe Ideen für den zukünftigen Weg des Kirchenkreises entwickeln.
In einem dritten Abschnitt berichtete Gryczan vom Kirchentag. Er ging besonders auf die „menschenunwürdige Situation von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer“ ein und zitierte Präses Dr. Kurschuss: „Nur weil einige sich weigern, dürfen nicht alle wegschauen. … „Mit jedem Menschen, der ertrinkt, stirbt ein Stück der Würde Europas.“ Der Superintendent stellte den Antrag an die Synode, sich dem Palermo - Appell anzuschließen. Er schloss: „Gott sagt uns nicht zu, dass alles beim Alten bleibt. Aber er verspricht uns, uns auf dem Weg in die - wenn auch ungewisse - Zukunft zu begleiten, uns Kraft und Mut zu schenken… .“ Was für eine Vertrauen“

Im zweiten Teil der Synode wurden Gesetzesvorlagen geprüft, diskutiert und verabschiedet. Trotz kontrovers geführter Diskussionen blieb der Ton sachlich und fair. Das galt besonders bei dem Entwurf zum Abendmahl mit Kindern. Trotz einiger Bedenken entschieden sich bei drei Gegenstimmen und einigen Enthaltungen die überwiegende Mehrheit dafür, dass alle getauften Kinder zum Abendmahl zugelassen sind. Zum Thema Trauung wurden verschiedene Anträge diskutiert. Die Kirchengemeinde Pr. Oldendorf stellte den Antrag, dass bei Gewissensnot des Presbyteriums kein gleichgeschlechtliches Paar in der entsprechenden Kirche getraut werden dürfe. Dieser Antrag wurde mit 10 Ja-Stimmen und einigen Enthaltungen abgelehnt. Auch der Antrag der Kirchengemeinde Rahden, dass bei der Trauung Ausgetretener weiterhin nur eine Segnung stattfinde, fand keine Mehrheit und wurde mit 23 Ja-Stimmen abgelehnt. Zustimmung hingegen fand der Antrag von Pfarrer Paul Alexander Lipinski, der darum bat, an einer Stelle das Wort „gleichgeschlechtlich“ zu streichen. So werde im Gesetz eine „positive Diskriminierung“ vermieden. Dieser Antrag wurde mit 44 Stimmen und 4 Gegenstimmen angenommen.
Auch die Hauptvorlage „Kirche und Migration“ wurde bei wenigen Enthaltungen akzeptiert. Auch der Antrag des Superintendenten Dr. Uwe Gryczan, sich dem Lampedusa - Appell anzuschließen, wurde angenommen.
Verwaltungsleiter Carsten Schöneberg erklärte der Synode die Notwendigkeit einer Anpassung der Verwaltungsorganisation. In einem weiteren Teil berichtete er von dem Gang der Umsetzung des NKFWestfalen im Evangelischen Kirchenkreis Lübbecke. Die Umsetzung sei zum Teil anstrengend, das Umdenken in kaufmännisches Denken erfordere viel Aufwand, die Systeme liefen noch nicht reibungslos.
Schließlich beschäftigte sich die Synode mit Fragen der Notfallseelsorge, einem Mobilitätskonzept, einem Antrag auf ein Dienstfahrrad.
Frau Böger- Fischer vom Jugendpfarramt lud zum Abschied in den Pollertshof ein.
Am 25. November lädt die Kirchengemeinde Pr. Oldendorf die Synode zu ihrer Herbsttagung ein.

Superintendent versteht Umbruch als Chance

Kirchenkreissynode: Personalnot belastet Gemeinden – Gryczan will neuen Zukunftsworkshop
Friederike Niemeyer  WB 2.7.
Stemwede/Lübbecke (WB). Nach dem Kirchenkreiskonzept ist vor dem Zukunftsworkshop: Superintendent Dr. Uwe Gryczan schlägt den 18 Gemeinden im Kirchenkreis Lübbecke vor, im nächsten Jahr zu beraten, was es heißt, dass Kirche »schlanker« werden muss. Dazu soll es neben einem Workshop noch eine regelmäßig tagende Arbeitsgruppe geben.
Hintergrund sind sinkende Mitgliederzahlen und weniger Hauptamtliche in den Ortsgemeinden. In seinem Bericht bei der am Montag in Haldem tagenden Kreissynode sagte Gryczan: »Wir können nicht nur klagen, wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir es konkret, realistisch umsetzen.« Der Nachfrage, er könne doch nicht meinen, dass derzeit auch Unwesentliches getan werde, entgegnete Gryczan: »Das ist auch eine Chance zur Selbstkritik.« Kirche müsse sich in jeder Zeit hinterfragen, was ihr Auftrag sei. Und es gelte zu prüfen, wo Arbeitsprozesse vereinfacht und wo es Kooperationen geben könne, auf allen kirchlichen Ebenen.
Vor den 70 Synodalen hatte bereits Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow auf die grundsätzlichen Veränderungen und ihre Folgen hingewiesen. »Es wird entscheidend sein, wie wir als Christinnen und Christen auskunftsfähig über unseren Glauben sein werden«, sagte er.
Superintendent Gryczan berief sich in seinem Bericht auf die Studie »Kirche im Umbruch – Projektion 2060« der Universität Freiburg im Auftrag der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland. Demnach würden beide großen Kirchen in den nächsten 40 Jahren noch einmal die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Grund sei nicht allein der demographische Wandel, sondern auch die schwindende Bindekraft der Kirchen. Gerade die 25- bis 35-Jährigen würden austreten, weil die Kirchenfernen unter ihnen nüchtern abwägen würden, ob den Kosten ausreichend Nutzen gegenüber stehe.
Nur noch ein Drittel der Deutschen glaube derzeit an die Auferstehung Christi, fast genauso viele an Horoskope. »Religiöse Fragen spielen für viele Menschen überhaupt gar keine Rolle mehr«, gab Gryczan zu bedenken und sprach von großen missionarischen Herausforderungen. »Es wird in Zukunft darum gehen, zum einen unsere Mitglieder zu stärken und sie in ihrem Glauben zu vergewissern, und zum anderen darum, auch Menschen neu für den christlichen Glauben zu interessieren.« Es stelle sich die Frage, ob die aktuellen Angebote überhaupt auf die Bedürfnisse der heutigen modernen Menschen eingehen, so Gryczan. Die bestehenden kirchlichen Strukturen um jeden Preis erhalten zu wollen, sei seiner Einschätzung nach der falsche Weg.
Gryczan beschrieb schon die aktuelle personelle Situation im Kirchenkreis als beunruhigend. Es falle zunehmend schwer, Vertretungsdienste zu organisieren. Beispielhaft nannte der Superintendent die Umbrüche in den Gemeinden Espelkamp und Blasheim, Preußisch Oldendorf und Lübbecke sowie Stemwede. Außerdem stünden Pensionierungen bevor und der Pfarrernachwuchs fehle. In etlichen Gemeinden können zudem nicht mehr alle Presbyterstellen besetzt werden. Vielerorts werde an der Belastungsgrenze gearbeitet. »Von den neuen, von der Landeskirche entwickelten Unterstützungsdiensten werden wir in Zukunft auch in unserem Kirchenkreis verstärkt Gebrauch machen müssen.«