Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Good by Uli

Der Abschied des Jugendpfarrers

Ulrich Hüsemann geht nach 30 Jahren in den Ruhestand

 

Lübbecke(WB). Es war ein bewegender Abschied: Nach mehr als 30 Jahren Jugendarbeit im evangelischen Kirchenkreis Lübbecke ist Pfarrer Ulrich Hüsemann in den Ruhestand gegangen. Am vergangenen Samstag wurde er mit einem Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche in Lübbecke verabschiedet.

Die Predigt hielt Ulrich Hüsemann selbst. Superintendent Rolf Becker hatte zuvor die Gemeinde und die Familie des Pfarrers begrüßt. Becker ließ in seinen Worten durchblicken, dass ihm der Abschied vom Jugendpfarrer nicht leicht fällt: »Du bist nun frei von dienstlichen Pflichten, aber immer noch zu deiner Aufgabe als Prediger berufen. Du bist herzlich willkommen, weiterhin Gottesdienste zu halten.«Mitglieder der Jugendausschüsse gestalteten den liturgischen Ablauf. Und Hüsemanns Band »Return«, in der er mitsang und das Keyboard spielte, bereicherte den Gottesdienst. Sichtlich gerührt war der ehemalige Synodaljugendpfarrer, als die Band zusammen mit den Jugendreferenten und Gemeindepädagogen das Lied »Lebens(t)räume« sang, das Hüsemann selbst geschrieben hat. Außerdem gab ihm seine Band ein Segenslied mit auf den Weg.Beim anschließenden Empfang wurde deutlich, wie beliebt Ulrich Hüsemann und wie wichtig er für die Jugendarbeit geworden ist. Claus Wischmeyer, Vorsitzender des synodalen Jugendausschusses, wollte es vor einem Jahr zunächst nicht glauben, dass der Pfarrer in den Ruhestand gehen möchte. Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Reinhard Wandtke und der Landesjugendpfarrer Udo Bußmann bedankten sich für Hüsemanns segensreiches Wirken: »Das Ergebnis ihrer Arbeit hat das Leben vieler Jugendlicher bewegt«, betonte Wandtke. In einer Rede beschrieb Hüsemann Jugendarbeiter als »Teamplayer«. Er bedankte sich für die große Unterstützung, die ihm zuteil wurde.

Die Nachfolge ist geregelt. Superintendent Rolf Becker überreichte der neuen Jugendpfarrerin Anke Hülsmeier, die am Samstag ihren ersten Arbeitstag hatte, die Bestätigungsurkunde.









 







Jugendpfarrer verabschiedet
Ulrich Hüsemann war 34 Jahre im Kirchenkreis Lübbecke aktiv

Lübbecke (il). Vierunddreißig Jahre sind eine lange Zeit. Dem stimmte auch Synodaljugendpfarrer Ulrich Hüsemann zu, der vergangenen Samstag in der St.-Andreas-Kirche in Lübbecke aus seinem Amt verabschiedet wurde.

"So ein Abschied geht nicht spurlos an einem vorbei", gestand Hüsemann in der Predigt, die er in seinem Abschiedsgottesdienst hielt. Und auch den anwesenden Vertretern aus Kirche und Politik war anzumerken, dass ihnen dieser Abschied nicht leicht fiel und sie sich gern zurück erinnerten an gemeinsame Erlebnisse. Superintendant des Kirchenkreises, Dr.Rolf Becker, hielt in dem Festgottesdienst die Ansprache und Verabschiedung und dankte Gott für den Dienst, den Hüsemann an den Jugendlichen verrichtet habe.

Auch Hüsemann selbst blickte zurück auf seine lange Tätigkeit mit Jugendlichen, die er mit Leib und Seele ausgeübt hatte, 13 Jahre als Synodaljugendpfarrer im Kirchenkreis Lübbecke und 34 Jahre im Dienst der evangelischen Jugendarbeit. "Wir sind alle Mitarbeiter auf Gottes Ackerfeld und in Gottes Garten", drückte er bildhaft seine Einstellung zu seiner Arbeit aus. Ob Pastoren dabei eher dem Typ des beschwingten, redegewandten Apollos oder dem des unangepassten Paulus ähnelten, sei dabei zweitrangig.

Eine seiner größten Freuden sei es gewesen, den Pflänzchen beim Wachsen zuzusehen, Jugendliche auf Freizeiten zu begleiten bis nach Tansania sowie kreative und junge Gottesdienste zu feiern. So ließ er die zahlreichen Besucher an seinem bewegten Leben teilnehmen, sogar an ganz persönlichen Begebenheiten. Er habe es immer geliebt, Fremde in einer Gemeinde willkommen zu heißen und mitzuerleben, wie sie durch den Glauben in gutes Fahrwasser gerieten.

Bei diesem Enthusiasmus ist es schwer vorstellbar, dass Hüsemann erst auf dem zweiten Bildungsweg Jugendpfarrer wurde und zuvor sieben Jahre als Banker tätig gewesen war. Natürlich habe es auch Flauten in der Jugendarbeit gegeben, Gruppierungen hätten sich aufgelöst, aber letztendlich habe sich immer alles zum Guten gewendet.

Superintendent Becker gab während des Gottesdienstes auch Hüsemanns Nachfolgerin bekannt und überreichte Anke Hülsmeier, die zuvor als Gemeindepastorin in Herford gearbeitet hatte, ihre Urkunde.


Ulrich Hüsemann, seit 14 Jahren Jugendpastor im Kirchenkreis Lübbecke, zuvor 19 Jahre Jugendreferent im Kirchenkreis.



Du hast ein Leben für die Jugend gelebt. Wenn Du zurückdenkst, wie ist es angefangen, warum bist Du Jugendreferent geworden?

Ich möchte es etwas anders sagen: Jugendarbeit hat in meinem bisherigen Leben immer eine große Rolle gespielt. Mich haben eine Reihe von „Bausteinen“ auf den Weg in die hauptamtliche Jugendarbeit gebracht: Ich hatte zunächst einen tollen Konfirmandenunterricht bei dem Jugendreferenten in meiner Heimatkirchengemeinde in Dortmund. Danach hat mich die Mitarbeit im CVJM Levern geprägt. Wir hatten eine sehr intensive Gemeinschaft unter den Ehrenamtlichen, wo christlicher Glaube gelebt und erlebt werden konnte. Daraus entstand die Motivation, nach meiner Banker-Ausbildung bei der Sparkasse, Jugendreferent zu werden.

Was hat Dich in der Jugendarbeit geprägt?



Dankbar bin ich zunächst einmal für eine sehr fundierte - sowohl theologische als auch sozialpädagogische - Ausbildung am CVJM-Kolleg in Kassel. Das ist eine unabdingbare Basis für eine gute Jugendarbeit. Darauf fußten im Übrigen auch die Möglichkeit meiner späteren Weiterbildung zum Pastor und der Wechsel ins Jugendpfarramt.
Besonders prägend? Es ist nicht leicht, aus der Vielzahl von Aktivitäten und Aufgabenfeldern etwas hervorzuheben. Zwei Bereiche greife ich mal heraus: Zum einen sind es sicher die Freizeiten gewesen, die wir kreuz und quer durch Europa machen. Ich bin bestimmt mit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen selber unterwegs gewesen, habe mit ihnen tolle Erlebnisse und Erfahrungen gemacht. Es sind Hunderte Freizeiten gewesen, die ich geplant und mit den vielen, vielen Ehrenamtlichen begleitet habe. Ich weiß, dass etliche von den jungen Leuten daraus viel Positives für ihren Glauben und für ihr Leben mitgenommen haben.
Das Andere ist der Ausbau und die Entwicklung einer Kultur der jungen Gottesdienste mit jugendgemäßer Verkündigung und Musik. Das hat sich in den Jahren von einer manchmal kritisch begleiteten Ausnahme zu einer Selbstverständlichkeit in unserem Kirchenkreis entwickelt. Über die jungen Gottesdienste freuen sich im Übrigen nicht nur die Jugendlichen, sondern das geht quer durch alle Generationen.

An dieser Entwicklung hast Du auch musikalisch mitgewirkt, richtig?

Das stimmt. Aus einer musikalischen Verlegenheit – weil es damals keine Band im Kirchenkreis gab – hab ich mit zwei Freunden einfach angefangen, Jugendgottesdienste musikalisch zu gestalten. Wir haben uns eine Verstärkeranlage geliehen – und daraus sind nun 25 Jahre RETURN mit vielen Gottesdiensten, Konzerten und sogar 2 CDs geworden.



Gibt es ein Erlebnis, an dass Du Dich besonders gerne erinnerst?

Eins? Da gibt es sooo viele! Meistens sind es ja die ganz großen Sachen, die einem sofort einfallen. Aber es gibt auch die Randnotizen, an die ich mich gerne erinnere. Auch da will ich zwei Erlebnisse nennen. Sehr tief bleiben die Begegnungen mit unseren Freunden in der Karo-Batak-Kirche in Indonesien haften, die beiden Jugend-Workcamps, die ich durchgeführt habe: 1996 in Sumatra und das Musik-Workcamp 1999 im Pollertshof mit sehr eindrücklichen Abschlusskonzerten in Bad Holzhausen und in der Zionskirche in Bethel. Das gleiche gilt für die Freizeit und Studienreise mit einer Gruppe des Kirchenkreises nach Sumatra in 2003. Das waren und sind einmalige Erfahrungen, die nicht nur mich, sondern alle Beteiligten bis heute sehr geprägt haben und sich nach wie vor in vielen privaten Kontakten ins Karohochland auswirkt.


Und das zweite Erlebnis?

Das war der Besuch eines Freizeitteilnehmers im Jugendpfarramt, der mit mir nach Schweden gefahren war, seinerzeit eine ziemlich wilde Persönlichkeit mit Punkfrisur und ablehnend gegenüber allem Etablierten, natürlich auch gegenüber Christen, Glaube und Kirche. Trotzdem nahm er an unseren Freizeitandachten und –gottesdiensten teil. Dann erschien er eines Tages bei mir, gab mir einen Geldschein, bedankte sich noch einmal für die tolle Freizeit und bat mich um Verzeihung. Er sagte: „Ich habe Dir auf der Freizeit eine Musikcassette geklaut. Ich will das wieder in Ordnung bringen.“ Er sei zum Glauben gekommen und möchte sein Leben wieder in die Spur bekommen. Das hat mich schon einigermaßen umgehauen und tief bewegt.

Wenn ich das alles höre, dann muss es bei Dir doch ein Leben für die Jugend gewesen sein!


Die fast 34 Jahre waren sicher prall gefüllt mit Gruppenstunden und Offener Arbeit, mit Seminaren und Freizeiten, mit Gottesdiensten, Aktionen, mit Kirchentagen und sicher auch vielen Sitzungen, eben mit allem was Jugendarbeit so bietet.

Mehr Lust oder mehr Last?



Eindeutig viel mehr Lust! Sonst wäre das nie zu realisieren gewesen. Besonders will ich da meine Familie und besonders meine Frau Waltraud mit einbeziehen. In vielen Freizeiten hat sie sich total intensiv mit engagiert. In den Jahren in Pr. Oldendorf hat sie wesentlichen Anteil am Aufbau der Kindergruppenarbeit gehabt. Sie war immer wieder Unterstützerin, Ratgeberin und Korrektiv. Ohne sie und den Rückhalt der ganzen Familie wäre das alles nicht machbar gewesen.



Wenn Du heutige Jugendarbeit mit der von früher vergleichst, was ist anders geworden? Sind die Jugendlichen anders?

Jugendliche sind immer anders. Das ist auch gut und richtig so! Und Jugendarbeit muss deshalb auch immer anders sein, muss sich immer verändern. Jugendarbeit ist immer auch eine Suchbewegung. Das steht uns Christen im Übrigen insgesamt gut zu Gesicht.
Im Vergleich zu früher stell ich in der Jugendarbeit zwei Dinge fest:



Jugendarbeit ist vielfältiger geworden. Sie ist um viele neue Aufgabenfelder und Angebote für junge Leute erweitert worden. Neben der klassischen Gruppen- und Freizeitarbeit und der Offenen Arbeit sind eine Vielzahl von Projekten etwa im musisch-kreativen oder erlebnispädagogischen Bereich dazu gekommen. Dass unsere Jugendlichen selbstverständlich Gottesdienste gestalten, habe ich bereits erwähnt. Jugendarbeit ist inzwischen sehr intensiv in der Konfirmandenarbeit aktiv. Das alles mit der Hälfte des Personals von vor 20 Jahren zu schultern ist nicht immer witzig!
Das Zweite:
Jugendarbeit ist komplizierter geworden. Wir sind eine Gesellschaft, die wunderbar neue Richtlinien, Ordnungen, Verordnungen und Strukturen entwickeln kann. Das ist in der Kirche nicht anders. Jugendarbeit hat eigentlich immer etwas mit Leichtigkeit und Freiheit zu tun. Das geht manchmal dabei etwas verloren. Details lass ich hier mal weg.



Vervollständige folgenden Satz: Jugendarbeit ist für mich....


…das volle Leben: bunt, vielfältig, immer auf dem Weg, unruhig, kritisch, mehr als Ja und Amen.
Und natürlich eines der wichtigsten Aufgabenfelder unserer Kirche!
Du gehst in den Ruhestand. Was wirst Du an der Arbeit vermissen? Was lässt Du leichten Herzens zurück?
Sicher die Begegnungen und das Miteinander mit unseren Jugendreferenten und den vielen Ehrenamtlichen, die so einen tollen Job machen. Ansonsten bin ich selber gespannt, was das sein wird. Alles andere nehm‘ ich mal mit in meine Familie und bewege es in meinem Herzen.

Worauf freust Du Dich jetzt am meisten?

Etwas selbstbestimmter den Tag zu gestalten. Dann freu ich mich auf mehr Lesen, vielleicht auch Schreiben, auf Zeit für die Enkelkinder, auf`s Reisen, auf’s Motorrad fahren – um nur ein paar Dinge zu nennen.