Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Damit das Leben weitergeht … Ökumenischer Abendgottesdienst in Rahden

Holle


Zu einem ökumenischen Abendgottesdienst im Rahmen der „Woche für das Leben“ luden kürzlich der Kirchenkreis Lübbecke und der Pastoralverbund Lübbecker Land in die St. Johannis-Kirche in Rahden ein.

Die „Woche für das Leben“ ist eine jährlich wiederkehrende Initiative der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, mit der sich die beiden Kirchen für den Schutz des menschlichen Lebens engagieren. In diesem Jahr widmet sie sich der Suizidprävention. In Deutschland sterben jedes Jahr etwas 10.000 Menschen durch Suizid. Das sind 3 mal so viele wie im Straßenverkehr ums Leben kommen.

Während man versucht den Straßenverkehr durch geeignete Maßnahmen sicherer zu machen, ist Suizid ist immer noch ein Tabuthema und für die Hinterbliebenen oft mit Scham besetzt.

Für diesen Gottesdienst war das Thema so auf den Punkt gebracht: „Damit das Leben weitergeht … für Menschen mit Suizidgedanken und für Menschen, die von einem Suizid betroffen sind.“ Vorbereitet und gestaltetet wurde der Gottesdienst von Diakon Heinfried Bolle, Pfarrerin Petra Henning (Leiterin der TelefonSeelsorge Ostwestfalen), Lucja Kuczkowski (Pastorale Mitarbeiterin im Pfarrverbund Lübbecker Land), Pfarrer Axel Niederbröker und Pfarrer i. R. Ulrich Hüsemann, der mit der Band Return dem Gottesdienst einen passenden musikalischen Rahmen gab.

Diakon Bolle nahm in seiner Predigt das Gleichnis vom verlorenen Sohn auf, der sich in der Fremde eine eigene Existenz aufbauen wollte, dabei aber planlos vorging und schon bald Pleite war. Pech für ihn, dass dort gleichzeitig eine Wirtschaftskrise herrschte, so dass er nicht durch eigene Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Am Tiefpunkt angekommen, kehrt er in sich und gewinnt doch noch eine neue Perspektive. So wie der Sohn dann in diesem Gleichnis von seinem Vater mit dessen Liebe aufgefangen wird, so grenzenlos ist Gottes Liebe, wenn er uns in unserer größten Not auffängt.

Vieles im Leben haben wir nicht in der eigenen Hand. Wir können nicht darüber entscheiden, in welche Krisen wir geraten oder welche Krankheiten wir tatsächlich bekommen. Krisen und Krankheiten aber sind häufig Gründe für suizidale Gedanken. Etwa jeder 5. Mensch erkrankt in seinem Leben an einer Depression. Das ist nicht immer mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden, aber eine Depression ist die häufigste Ursache für einen Suizid. Dabei kann eine Depression im Frühstadium gut medizinisch behandelt werden.

Reden hilft! Gerade dann, wenn man sich etwas von der Seele reden kann. Es ist gut, wenn Menschen da sind, die den Anderen so annehmen wie er ist und sich um ihn kümmern.

Reden hilft! Das gilt auch für Kontakte mit der TelefonSeelsorge. Da ist das Gespräch anonym möglich. Und genau das kann ein entscheidender Vorteil sein. Der Anrufende muss nicht fürchten, dass ihm die Suizidgedanken sofort ausgeredet oder seine Sorgen kleingeredet werden. Am anderen Ende der Leitung hört jemand zu und nimmt den Menschen in seiner krisenhaft erlebten Situation ernst und geht in Kontakt mit ihm und seinen Gefühlen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für alle weiteren Schritte.

Reden hilft auch, wenn jemand durch Suizid gestorben ist. Für die Angehörigen werden dann normalerweise ein oder mehrere Notfallseelsorger gerufen. Diese begleiten die Betroffenen in den ersten Stunden nach solch einem Ereignis und helfen, das Geschehene überhaupt erst einmal zu begreifen.

Angehörige können dann auch die TelefonSeelsorge anrufen. Um langfristig damit klar zu kommen, gibt es auch Selbsthilfegruppen für Angehörige wie sie die Initiative AGUS (Angehörige um Suizid) anbietet.

In solchen Situationen ist es schwierig von der Liebe Gottes zu sprechen. Aber dadurch, dass sich Menschen um andere kümmern und sie in Krisen begleiten, wird Gottes Liebe dort sehr konkret, greifbar und spürbar.

Pfarrerin Henning zeigte an Beispielen aus der Praxis, wie wichtig in Krisensituationen das Zuhören ist und wie im Gespräch ein erster Schritt in Richtung Leben begleitet werden kann.

Zum Schluss des Gottesdienstes stellte Pfarrerin Henning eine von der TelefonSeelsorge entwickelte App zur Suizidprävention vor.

Die App „Krisen-Kompass“ bietet Wege aus der Isolation zurück ins Leben. Mit ihr kommen die Betroffenen in Kontakt mit den eigenen Gefühlen und Ängsten. Aber auch mit Ihren Stärken: Sie werden an Dinge erinnert, die ihnen gut tun. Die App ist gedacht sowohl für Menschen, die suizidgefährdet sind, als auch für Menschen aus deren Umfeld. Zugleich bietet sie Hinterbliebenen Hilfe für die Bewältigung ihres Verlustes. Die App ist ein Medium zur Suizidprävention durch Aufklärung und Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist ein Portal in dem Betroffene Unterstützung finden.

Damit diese App an den Start gehen kann, sucht die TelefonSeelsorge bundesweit Menschen, die dieses Projekt finanziell unterstützen. Weitere Informationen unter https://krisen-kompass.app