Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

200 Jahre Kirchenkreis

Christine Scheele u.a.

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Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Rückblick im Vortrag, Ausblick mit der Konzeption

Mit einem feierlichen Festakt beging der Kirchenkreis sein 200-jähriges Jubiläum. Neben den kirchlichen Vertreterinnen und Vertretern waren auch politische Vertreter und Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Wirtschaft gekommen, um sich zu erinnern. Zugleich wurde mit der Konzeption der Blick auf die zukünftige Perspektive geworfen.
Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker bildeten einen Kirchenkreischor. Mit schönen Tönen unterstrichen sie die Feierlichkeiten. Wie modern Kirchenmusik sein kann, war im letzten Stück zu hören. Da ging es richtig jazzig zu.

In seiner Begrüßung freute sich Superintendent Dr. Uwe Gryczan, dass viele Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft gekommen seien. Landrat Niermann erinnerte an die politische Neuordnung nach den napoleonischen Kriegen und wies auf die Bedeutung für das ganze Land und die Kirche hin.
Als Festredner zeigte Prof. Dr. Jürgen Kampmann detailreich und kurzweilig die Entwicklung auf, die zu der Bildung des Kirchenkreises Rahden und später Lübbecke geführt hat.
Im Anschluss an die Festrede führten Superintendent Dr. Uwe Gryczan und Scriba Dr. Roland Mettenbrink in die neue Konzeption des Kirchenkreises ein. Die Konzeption, die druckfrisch an die Gäste verteilt wurde, bildet die Grundlage für zukünftige Entscheidungen des Kirchenkreises. Sie sei der kleinste gemeinsame Nenner. Ziel sei es, dass der Kirchenkreis immer mehr zu einer Dienstgemeinschaft zusammenwachse.
Mit großem Interesse wurde die gedruckte Version zur Kenntnis genommen. Im Anschluss an die Festreden gab es viele Gespräche und Begegnungen.

 

 



Zurück zu den Anfängen

200 Jahre Kirchenkreis Lübbecke – Vortrag von Jürgen Kampmann

PROF. DR. JÜRGEN KAMPMANN RICHTET IN SEINEM VORTRAG DEN BLICK AUF DIE FRÜHEN ANFÄNGE DES KIRCHENKREISES LÜBBECKE.

 

Lübbecke(WB). Eine »gewisse Gewandtheit« und »notwendige Munterkeit« als Kriterien für die Besetzung des Amtes eines Superintendenten mögen heutzutage äußerst befremdlich anmuten. Vor rund 200 Jahren war dies anders.
»Bei der Besetzung der Superintendenturen gab es solche Überlegungen, wohl auch zurückzuführen auf das mitunter hohe Alter einiger Bewerber.« Mit dieser Feststellung hatte Prof. Dr. Jürgen Kampmann die Lacher im Thomasgemeindehaus am Samstag auf seiner Seite. Im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums des evangelischen Kirchenkreises Lübbecke, das mit einer Festveranstaltung gefeiert wurde, blickte der Kirchenhistoriker der Universität Tübingen auf die Entstehung des Kirchenkreises Lübbecke zwischen 1800 und 1840. Der Experte wusste dem Publikum die, auf den ersten Blick etwas trocken anmutende historische Kost, mit heiteren Detailauszügen und Überlegungen näher zu bringen.
Vor rund 200 Jahren war in Europa einiges in Bewegung. Nach dem Wiener Kongress 1814/1815 musste das damalige Preußen seine staatliche und kirchliche Verwaltung neu ordnen. Nachdem 1815 aus verschiedenen Einzelterritorien die preußische Provinz »Westfalen« mit ihren Regierungsbezirken gebildet worden war, wurden auch Bemühungen unternommen, das evangelische Kirchenwesen in der Provinz in einer einheitlichen Weise zu leiten und zu verwalten.
»Wenn wir in unseren Tagen Klagen hören über sich immer schneller entwickelnde bedrohlich erscheinende Veränderungen in Politik, Wirtschaft, Kultur und auch der Religion, dann verblasst dies ziemlich schnell, sobald man sich mit den Lebensverhältnissen in den beiden ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts befasst«, stellte Kampmann heraus. Anschaulich zeigte der Kirchenhistoriker Ziele und Probleme beim Aufbau der kirchlichen Leitung und Verwaltung auf. Anfangs prägten die napoleonische Zeit, die Befreiungskriege und das »Jahr ohne Sommer« 1816 die Menschen, gepaart mit einem absolutistischen Staatsverhältnis.
Im Regierungsbezirk Minden entstand 1816 zunächst der Kreis Rahden, der 1832 in Kreis Lübbecke umbenannt wurde. »Preußenkönig Friedrich Wilhelm III war es ein großes Anliegen, die Spaltung der evangelischen Kirche in Lutheraner und Reformierte zu überwinden«, so Kampmann. Er habe mit der Schaffung einer evangelischen Kirche die Einheit des Protestantismus stärken wollen. Analog zur staatlichen Verwaltung sollte auch die Kirchenorganisation entsprechend untergliedert werden. Mit dem Erlass im Sommer 1818 wurden 16 sogenannte Diözesen gegründet – Vorläufer der heutigen Kirchenkreise.
Eine dieser Diözesen sei Rahden gewesen. Ihr wurden die Kirchengemeinden Dielingen, Wehdem, Rahden, Levern, Lübbecke, Gehlenbeck, Blasheim, Alswede, Börninghausen, Holzhausen, Oldendorf, Schnathorst, Hüllhorst sowie Mennighüffen, Quernheim und Kirchlengern zugeordnet. Letztere drei wurden 1838 abgetrennt und Herford zugeordnet. Damit erhielt der Kirchenkreis Lübbecke seine bis heute gültige räumliche Gestalt, weitere Gemeinden kamen später durch Abspaltung hinzu.
Um ein nachbarschaftliches Miteinander in der Gegenwart ging es Pfarrer Christoph Ruffer als Vertreter des Kirchenkreises Minden, der auf die neue Konzeption einging. »Ich wünsche mir in Ihrer Konzeption so viel Flexibilität und innere Weite verewigt, dass für Kooperation und ein weiteres Aufeinanderzugehen Raum gegeben ist.« Die Zusammenarbeit sei bisher ist noch keine Erfolgsgeschichte gewesen. »Sind wir mal ehrlich: Wir sind Nachbarn, aber noch gibt es eine Hecke, die uns von einander separiert. Eine Hecke, die wir ab und an mit einer gemeinsam zu bearbeitenden Streuobstwiese zu überwinden versuchen«, sagte er. WB 11.12
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