Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

20 Jahre Hospiz Veritas - "Vom Leben singen"

Imme Lohmeyer-Lorek

"Vom Leben singen": Wie soll dieses Motto mit der Arbeit in einem Hospiz in Verbindung gebracht werden? Diese berechtigte Frage warf Pastorin Britta Mailänder (Evangelische Kirchengemeinde in Nettelstedt) in einem Festgottesdienst in der St.-Andreas Gemeinde in Lübbecke auf. Anlass war das 20-jährige Bestehen des Hospiz Veritas und des ambulanten Hospizdienstes in Lübbecke. Das Pastoren-Trio, neben Mailänder, Sabine Heinrich aus der Thomas-Gemeinde und Karl-Heinrich Graute aus der Katholischen Kirche (Leiter des Pastoralverbundes Lübbecker-Land), gestaltete den Gottesdienst gemeinsam mit Christian Freitag, Pflegedienstleitung des Hospiz Veritas.

Was vordergründig zunächst unvereinbar schien, wurde später durch die Redebeiträge von Personen verständlich, die dort gearbeitet hatten oder sich dem Hospiz in besonderer Weise verbunden fühlten. Auch etliche Ehrenamtliche hatten Sterbende durch Gespräche begleitet und damit Familienangehörige entlastet. Dabei wurde deutlich, dass in einem Hospiz vorrangig gelebt wird, was Aktivitäten wie Waffeln Backen und Spaziergänge im Freien (falls noch möglich) bewiesen. Jedoch wurden Gedanken an das Sterben und den Tod zugelassen und damit ins Leben integriert. Dadurch wird deutlich, wie ungern sich unsere Gesellschaft mit den Themen Sterben und Tod beschäftigt, selbst wenn sie durch Pandemie oder Krieg schon zur Tagesordnung gehören.

Zwischen den einzelnen Liedern sprachen Dr. Hiltburg Thüner (Ärztin im Hospiz), Marion Ostrowski (Hauswirtschaftsleitung), Stefanie Winkelmann (Pflegefachkraft), Siegfried Kreft (ehrenamtlicher Mitarbeiter), Hiltrud Renz (Ehrenamt), Ute Eilbracht-Radtke (ambulanter Hospizdienst), Christian Freitag (Pflegedienstleitung) und Theresa Guth (Angehörige einer Patientin). Allen Beiträgen gemein war die Aussage, dass kein Krankenhaus oder Pflegeheim an die Lebensqualität in einem Hospiz heran reichen könne, was die Ausstattung der Zimmer und die Betreuung der Patienten betrafen. Patienten im Hospiz durften ihre Möbel und persönlichen Gegenstände mitbringen und fühlten sich daher wie zu Hause. Für sie gab es jederzeit die Möglichkeit, mit Betreuern zu sprechen, sei es über Themen wie Politik und Weltgeschehen oder auch über private Nöte. Die Engpässe, die in Krankenhäusern wegen Personalmangel herrschen, gibt es hier in diesem Maße nicht.

Für die Liedbegleitung am Klavier sorgte Heinz-Hermann Grube, der auch kräftig mit in die Melodien einstimmte. Was das Singen in Zusammenhang mit dem Hospiz bedeuten könnte, davon erzählte das Pastoren-Trio sehr anschaulich in seiner Predigt. Demnach hat jedes Leben seine eigene Melodie, in Moll oder Dur, lebhaft oder eher ruhig. Einer zöge Oper vor, der andere Pop oder Rock. Wichtig dabei ist, dass jede Lebensmelodie einzigartig ist und willkommen, ohne jegliche Wertung.

Die Lieder im Gottesdienst zeugten von der Geborgenheit, die Gläubige spüren, und von dem Trost, den sie in der Verheißung des ewigen Lebens finden. Nach dem Vorbild von Jesus, der ebenfalls vom Tode auferstanden ist. Das Hospiz Veritas hat sich über die Jahre hinweg einen guten Ruf in Lübbecke und weit über die Grenzen des Kreises Minden-Lübbecke und Herford geschaffen. Das Wort "Veritas", Lateinisch für "Wahrheit" deutet auf die Ausrichtung hin, der Wahrheit, also der Existenz des Todes ins Auge zu blicken, und das in jedem Moment des Lebens. Anschließend an den Festgottesdienst luden die Veranstalter zu einem Stehcafé im Gemeindehaus ein. Die Kollekte am Ausgang war für das Hospiz Veritas bestimmt.

Alle Bilder sind von Imme Lohmeyer-Lorek