Telefonseelsorge Nachlese
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Nachlese 2016 – die TSOW blickt auf das vergangene Jahr zurück und greift das Thema psychische Erkrankung auf: Wenn die Seele leidet …
Im Januar 2017 veröffentlichte die DAK-Gesundheit (Homepage der DAK-Gesundheit unter Gesundheitsreport) in ihrer Krankenstandsanalyse die Nachricht:
Noch nie gab es im Job so viele Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen: Mit rund 246 Fehltagen je 100 Versicherte waren Seelenleiden 2016 auf dem Höchststand. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Fehltage mehr als verdreifacht.
Wie sich das für die Menschen persönlich anfühlt, egal ob mit oder ohne Job oder im Ruhestand, erfahren unsere Mitarbeitenden jeden Tag am Telefon oder im Chat. Psychische Störungen, z. B. Angststörungen oder Anpassungsstörungen und allen voran Depressionen treten bei immer mehr Menschen auf. Rund 30 Prozent der Hilfesuchenden, die mit der TelefonSeelsorge Ostwestfalen in 2016 Kontakt hatten, berichteten von einer entsprechenden Diagnose.
Die TelefonSeelsorge gibt mit der Nachlese 2016 einen Einblick in ihre Telefon- und Chatarbeit. Zahlen, Beobachtungen und mögliche Folgerungen gehören genauso in die tägliche Arbeit wie die Auseinandersetzung mit den Problemen und Fragestellungen selbst, die die Hilfesuchenden vorbringen.
Ein wichtiger Dank gebührt an dieser Stelle allen in der TSOW tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Herz und Ohr den Hilfesuchenden zur Verfügung gestellt haben. Sie waren das ganze Jahr über rund um die Uhr bereit, den Menschen am anderen Ende der Leitung zu begegnen, sie eine Zeitlang zu begleiten und Anteil zu nehmen an ihren Sorgen und Nöten.
Vier Autorinnen und Autoren haben sich bereit erklärt, aus ihrer jeweiligen Perspektive über die Situation von Betroffenen mit psychischen Problemen und auch Angehörigen zu schreiben.
Der Facharzt für Psychiatrie Juan Quaassdorff erzählt in einem Interview was Depressionen auslösen, wie ein Ausweg aus der Erkrankung aussehen könnte und wie präventive Hilfen.
Über die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede der Seelsorge am Telefon und der „face-to-face-Seelsorge“ mit Menschen, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden, berichtet Paul Alexander Lipinski, Pfarrer im Zentrum für seelische Gesundheit in Lübbecke. Er beschreibt seine Rolle eher als „Therapeutikum“ denn als Therapeut.
Sybille Prins beschreibt aus ganz persönlicher Erfahrung, was Menschen in solch einer Lebenssituation auf jeden Fall brauchen: Aufmerksamkeit, Zuwendung und Geduld. Und auf keinen Fall tut ihnen ein Denken in fachlichen Schubladen gut, sondern das Spüren von menschlicher Wärme und des ernsthaften Versuches, darüber nachzudenken, was vielleicht Erleichterung in der schwierigen Situation bringen könnte.
Klaus Turski, Dipl.-Sozialarbeiter im Gesundheitsamt des Kreises Minden-Lübbecke beleuchtet mit seinem Artikel die Situation der Bezugspersonen, die ein psychisch erkranktes Familienmitglied in ihrer Mitte haben. Er beschreibt sehr persönlich wie es ihm in Gesprächen mit den Angehörigen ergeht. Was er durch die Reflexion seiner Gefühle erfährt und wie er sie als sein „Handwerkszeug“ zu nutzen versucht.
Zwei ehrenamtlich Mitarbeitende am Telefon haben ihre Gedanken aufgeschrieben, die Gespräche mit psychisch erkrankten Menschen, bei ihnen ausgelöst haben. Diesen O-Ton haben wir mit dem jeweiligen Decknamen kenntlich gemacht, die Anonymität der TelefonSeelsorgerinnen und TelefonSeelsorger ist für sie immer noch ein wichtiges Detail ihrer Arbeit.
Für alle, die gern die neuen medialen Möglichkeiten nutzen, hat die Robert-Enke-Stiftung über die Enke-App, ihre Entstehungsgeschichte und ihre Nutzungsmöglichkeiten geschrieben. Auch der Screeningtest der WHO zum Wohlbefinden ist in der Nachlese 2016 abgedruckt. Wer ihn aufschlägt, kann die fünf Fragen schnell nutzen und Anhaltspunkte für das eigene seelische Wohlbefinden bekommen. Oder ihn jemandem in die Hand geben, um den sie oder er sich Sorgen macht.