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Die ehrenamtlichen Notfallseelsorgeinnen und -seelsorger: Kerstin Bautz, Anja Becker, Heinfried Bolle, Doris Dammeier, Alexander Fründt, Hartmut Gebauer, Jürgen Koch, Melanie Kolkhorst, Andrea Kriesel, Regine Kütenbrink, Silvia Kunter, Karin Lohkamp, Heike Meier, Klaus Meier, Sonja Meier, Wolfgang Petersen, Willibert Schaps, Frank Schmidt, Dr. Irmela Schopohl, Jens Schreiner, Rosemarie Steinmeier, Annette Siebeking und Anja Zoschke. Als Referenten fungierten Pfarrerin Sabine Haupt Scherer, Harald Karutz und Hildegard Jorch.
Rahden (jam). 23 Männer und Frauen aus dem gesamten Kirchenkreis Lübbecke wurden als ehrenamtliche Notfallseelsorger von Superintendent Dr. Rolf Becker in ihr Amt eingeführt. Rolltore statt Kirchenmauern - ganz bewusst war mit dem Feuerwehrgerätehaus am Südring in Rahden für diesen besonderen Anlass ein ebenso besonderer Gottesdienstort gewählt worden. Denn aus den Reihen der Wehrleute kam 1999 der Anstoß, das System der Notfallseelsorge unter dem Dach der Kirche zu initiieren.
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Lübbecker Land. "Arbeit in Krisensituationen ist mir vertraut. Ich begleite Menschen gern", sagt Melanie Kolkhorst über ihre Motivation, sich zur Notfallseelsorgerin ausbilden zu lassen. Gemeinsam mit der Tonnenheiderin, die beruflich in der Psychiatrie tätig ist, wurden 22 weitere Männer und Frauen aus dem gesamten Kirchenkreis Lübbecke als ehrenamtliche Notfallseelsorger von Superintendent Rolf Becker in ihr Amt eingeführt.
Das Aufgabengebiet der Notfallseelsorger
konzentriert sich auf zwei Bereiche: zum einen auf die Übernahme von
Rufbereitschaften der Notfallseelsorge und zum anderen auf die
seelsorgliche Begleitung von Betroffenen in akuten Belastungen. Die
rund 60 Stunden umfassende Ausbildung beinhaltet Themen wie
Psychotraumatologie, Einsatzindikation zu unterschiedlichsten
Notfallsituationen, Rituale und den Umgang mit Betroffenen.
Seit Anfang 2000 besteht die Notfallseelsorge
im evangelischen Kirchenkreis Lübbecke und wurde bisher von den
Geistlichen des Kirchenkreises sowie einigen wenigen Ehrenamtlichen
verantwortet. Die zunehmende Arbeitsverdichtung in Pfarrämtern und
synodalen Arbeitsfeldern sowie der zahlenmäßige Anstieg der
Einsätze in der Notfallseelsorge machte es 2012 dringend notwendig,
auf weitere Ehrenamtliche zuzugehen. Ein erster Aufruf im Mai 2012
löste mit mehr als 40 Interessenten ein großes Interesse an dieser
Ausbildung aus (die NW berichtete). Einige seien zwar noch
abgesprungen, "doch wir haben bereits die ersten Anfragen für
einen zweiten Kursus", berichtete Superintendent Becker, der
sich begeistert zeigte über die Wissbegierigkeit der Teilnehmer.
Von Michael Nichau
Wer mit »Notfallseelsorge« allerdings nur den Einsatz an Unfallstellen oder in Krankenhäusern nach Unglücksfällen verbindet, liegt falsch. Das erläuterte Pfarrer Stefan Thünemann: »Viel häufiger ist der häusliche Einsatz. Oft verstirbt ein Ehepartner und der andere bleibt allein mit seinen Sorgen und Nöten. Der Notfallseelsorger bleibt bei ihm und begleitet, bis Hilfe auch aus der Familie – oft von weither angereist – zur Stelle ist. Das ist eine zunehmende Aufgabe in unserer Gesellschaft, die auch Ehrenamtliche übernehmen können.«
Was den Einsatz ehrenamtlicher Seelsorger notwendig macht, erläuterte Pfarrer Ralf Radix. Er ist von der Evangelischen Kirche von Westfalen mit der Notfallseelsorge beauftragt: »Bis zum Jahr 2023 werden 800 von 1800 Pfarrern in der Landeskirche in den Ruhestand gehen. Das müssen wir auffangen.«
Von September bis März hatten 25 Männer und Frauen aus dem Gebiet des Kirchenkreises, von Rahden bis Holzhausen, den Ausbildungskursus »Notfallseelsorge« unter der Leitung von Pfarrer Radix absolviert. »Was sage ich jemandem, dessen Kind in der Nacht plötzlich gestorben ist?« lautete nur eine der Fragen, mit denen die Teilnehmer konfrontiert werden könnten. »Antworten fallen schwer. Aber Trost können wir spenden«, sagte Radix. Der Lehrgang beim Kirchenkreis Lübbecke umfasste etwa 60 Stunden. Als Referenten wirkten Pfarrerin Sabine Haupt Scherer (Psychotraumatologie), Prof. Dr. Harald Karutz (Umgang mit Kindern) und Hildegard Jorch (Plötzlicher Kindstod) mit.
Abgerundet wurde die Ausbildung mit einem Besuch der Leitstelle des Kreises Minden-Lübbecke in Minden und den Auswertungsgesprächen mit den Pfarrern Michael Waterböhr und Stefan Thünemann.
»Schon vor fünf bis sechs Jahren haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Notfallseelsorger-Ausbildung professionalisieren können«, erläuterte Superintendent Becker. Wenn erneut genug Anmeldungen vorliegen, wollen wir wieder ein solches Seminar anbieten, meinte der Chef des Kirchenkreises, der selbst den Kursus mitgemacht hatte.
»Ehrenamt bedeutet heute einen hochprofessionellen Dienst«, meinte Pfarrer Ralf Radix auch mit Blick auf die freiwilligen Feuerwehrleute, in deren Domizil der Gottesdienst »nicht hinter Kirchenmauern, sondern hinter Rolltoren« abgehalten wurde. »Viele Menschen machen sich Gedanken, wie sie anderen helfen können«, erläuterte der Rahdener Pfarrer Stefan Thünemann, der den im Kreis mit der Notfellseelsorge beauftragten Michael Waterböhr vertrat. »Dies ist ein Weg, wie so etwas möglich ist.« Thünemann ging in seiner Predigt auf den barmherzigen Samariter ein: »Wunden verbinden, heilen, bergen und begleiten, das können wir leisten«, sagte er. »Wir helfen und begleiten Menschen in Krisensituationen. Danach ziehen wir uns wieder zurück. Wir können helfen und begleiten und vielleicht Weichen für die Zukunft der betroffenen Menschen stellen, den Menschen einen Weg, eine Richtung angeben.«
»Wir sind ein bisschen stolz, dass heute 23 ehrenamtliche Notfallseelsorger eingeführt werden und die Arbeit der Einsatzkräfte unterstützen«, freute sich Dr. Rolf Becker. Er überreichte aus dem alten Notfallseelsorge-Koffer des Kirchenkreises die Urkunden und einige Präsente an die Ehren amtlichen. »Mit dieser Aktion hat dieser Koffer, der Hilfen für die Seelsorger enthielt, ausgedient. Er wird durch leichte Rucksäcke ersetzt.«
Die Ehrenamtlichen werden nun schrittweise in das bestehende System der Notfallseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Lübbecke eingebunden. Sie werden die Arbeit der bisherigen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zunächst begleiten und später dann selbst Einsätze übernehmen.