Club 74 verabschiedet Pfarrer Paul Alexander Lipinski
WB
Drei Jahrzehnte im Ehrenamt
Paul Alexander Lipinski beim Förderkreis Club 74 verabschiedet
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DER LANGJÄHRIGE EHRENAMTLICHE AUFSICHTSRATSVORSITZENDE DES CLUBS 74, PAUL ALEXANDER LIPINSKI (MITTE), IST VON VORSTAND HARTMUT FUHRMANN (RECHTS) UND SEINEM NACHFOLGER HOLGER BOX IN DEN RUHESTAND VERABSCHIEDET WORDEN. FOTO: HANS-JÜRGEN AMTAGE
Lübbecke(hjA). In einer emotionalen Feierstunde ist der Aufsichtsratsvorsitzende des Förderkreises Club 74, Paul Alexander Lipinski, verabschiedet worden. Der Lübbecker Krankenhauspfarrer war drei Jahrzehnte ehrenamtlich zunächst als Vorsitzender, später als Aufsichtsratsvorsitzender der Einrichtung für psychisch erkrankte und behinderte Menschen im Kreis Minden-Lübbecke aktiv.
2010 erhielt er für sein ehrenamtliches Wirken den Bundesverdienstorden. Bei der Feierstunde im Club 74-Café Prinz Friedrich in Minden würdigten die Laudatoren, darunter Landrat Ralf Niermann, Lübbeckes Bürgermeister Frank Haberbosch und Vorstand Hartmut Fuhrmann, Paul Lipinski als verlässlichen, vertrauten und engagierten Ehrenamtler. Haberbosch erinnerte daran, dass es selten sei, dass jemand so lange Zeit verantwortlich in einem Ehrenamt tätig sei. Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende verkörpere all das, was einen positiven Menschen auszeichne: Lebensfreude, den Menschen zugewandt und hohe Empathie.
Das große kontinuierliche Engagement würdigte auch Landrat Niermann. Lipinski habe in den mehr als 30 Jahren seiner Tätigkeit für den Club 74 einen imposanten Einsatz für die psychisch erkrankten Mitbürger gezeigt. »Das war eine Höchstleistung für die Menschen im Kreis Minden-Lübbecke.« Paul Alexander Lipinski stehe für das soziale Miteinander, betonte der Geschäftsführer des Paritätischen Minden-Lübbecke, Thomas Volkening, in seinem Grußwort. »Paul hat begleitet und vorangetrieben, dabei die Ursprünge des Clubs 74 als Selbsthilfeeinrichtung nicht vergessen.«
Wie umfangreich das Wirken des ehemaligen Vorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden war, umriss Vorstand Hartmut Fuhrmann. Mit Beginn der sogenannten Enthospitalisierung in den 1980er-Jahren, als seelisch kranke Menschen die geschlossenen Einrichtungen der Landeskrankenhäuser Lengerich und Gütersloh verließen, entstand die Gemeindepsychiatrie mit einer wohnortnahen Versorgung. Schon im Jahr 1974 waren die ersten Patientenclubs in Bad Oeynhausen und Minden gegründet worden. So entstand der Name »Club 74«.
Es entstanden Tagesstätten, Wohneinrichtungen, ambulante und rehabilitative Angebote. Darunter 1983 die Eröffnung eines Übergangswohnheims für psychisch erkrankte Menschen in Lübbecke. Nachdem Paul Lipinski 1989 zum Vorsitzenden des Vereins gewählt worden war, nahm die Entwicklung weiteren Schwung auf. Das Übergangswohnheim in Lübbecke wurde zu einer medizinischen Rehabilitationseinrichtung für psychisch erkrankte Menschen, eine Tagesstätte entstand in Minden und der Umzug der Kontakt- und Beratungsstelle und des Ambulant Betreuten Wohnens erfolgte in das gleiche Gebäude. Die »Wohnstätte am Westerbach«, ein stationäres Wohnangebot für psychisch erkrankte Menschen in Lübbecke, wurde eröffnet. Ebenso der Integrationsbetrieb Café Restaurant Prinz Friedrich in Minden.
Bezogen wurden auch die Räumlichkeiten in der Langen Straße in Lübbecke mit einer Kontakt- und Beratungsstelle und dem Dienst Ambulant Betreutes Wohnen. 2006 wurde die Tagesstätte eröffnet. Weitere Ereignisse waren unter anderem, dass der Club 74 Anbieter für Integrierte Versorgung wurde und das Psychosoziale Zentrum in Bad Oeynhausen mit den Diensten Tagesstätte, Kontakt- und Beratungsstelle und Ambulant Betreutes Wohnen eröffnet wurde.
Lipinski war dabei unermüdlich ehrenamtlich tätig. Er kümmerte sich nicht nur darum, dass die psychisch kranken Menschen optimal versorgt werden konnten. Er wählte die Einrichtung von der Fliese bis zum Kunstwerk alles mit aus. Zuletzt bereitete er die Überführung des Vereins in eine Stiftung mit vor, die dem Club 74 die Zukunft sichern soll.
Die mehr als 70 Mitarbeiter dankten Lipinski bei der Feierstunde mit Blumen, die jeder Einzelne überreichte. Häufig mit einer langen Umarmung verbunden. Nachfolger des gebürtigen Dortmunders und heutigen Mindeners, der 1987 der erste berufene Krankenhauspfarrer des Kirchenkreises Lübbecke wurde, ist der Diplom-Soziologe Holger Box.
Paul Alexander Lipinski mit Ehemann Jochen Mühlbach bei einem Sketch von Loriot.