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Lübbecke, den 11. Juni 2025
Vor Kurzem feierte das Krankenhaus Lübbecke sein 40. Standortjubiläum. Das Jubiläum weckte so manche Erinnerung – etwa bei dem ehemaligen evangelischen Krankenhausseelsorger Paul-Alexander Lipinski und dem Posaunenchor-Leiter Karl Kühn.
Menschen stoßen im Krankenhaus nicht selten an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Existenz. Aufgrund seiner besonderen Aufgabe und Bedeutung ist ein solches Haus für viele ein Ort, an dem sie sich mit Fragen auseinandersetzen, die weit über den Alltag hinausgehen.
„Das Lübbecker Krankenhaus hat auch eine Seele“, sagt Pfarrer Paul-Alexander Lipinski, der fast von Anfang an als Krankenhausseelsorger das neue Krankenhaus begleitete und vor drei Jahren in den Ruhestand ging. Als Seelsorger versuchte er, den Menschen jenseits der medizinischen Aspekte zur Seite zu stehen.
Karl Kühn, ehemaliger Dirigent der Posaunenchöre Lübbecke und Blasheim, wurde 2014 verabschiedet. 43 Jahre lang leitete er die Chöre und war regelmäßig mit ihnen ehrenamtlich zu Gast im „alten“ Krankenhaus an der Wittekindstraße und im späteren „neuen“ Krankenhaus in der Virchowstraße. Er erinnert sich noch an die Zeit, als Diakonissen in der Pflege arbeiteten.
„Die Posaunenchöre der südlichen Kirchengemeinden im Kirchenkreis haben jeden Sonntagmorgen vor dem Krankenhaus mindestens eine Dreiviertelstunde gespielt – auch bei Schnee und Sturm“, berichtet er. Acht bis zehn Bläser hätten in der Regel unter dem Vordach musiziert.
Als schließlich der Neubau genehmigt wurde, habe man gemeinsam mit dem damaligen Verwaltungsdirektor Karl Horstmann und anderen weiterhin gottesdienstliche Angebote und auch die musikalischen Beiträge im neuen Krankenhaus verankern wollen. Bei einer Begehung habe man jedoch festgestellt, dass die schalldichten Fenster des Neubaus den Klang der Bläser nicht bis zu den Patienten durchließen. Deswegen sei vereinbart worden, dass die Bläser im neuen Sozialraum sowie in den Fluren und zu besonderen Anlässen im Foyer auftreten dürfen, erinnert sich Kühn.
Ein eigener Andachtsraum war ursprünglich im Neubau nicht vorgesehen – alles sollte im Sozialraum stattfinden. Dennoch wurde noch vor 1987 eine offene Sitzecke in den heutigen „Raum der Stille“ umgewandelt. Dort wurde auch ein Glasfenster eingebaut – geschaffen vom gleichen Künstler, der die Fenster der Trinitatis-Kirche in Gestringen gestaltet hat.
Kühn erinnert sich gerne an die Einweihungsfeier des neuen Krankenhauses. Die Gäste wurden mit Posaunenklängen empfangen und mit dem bekannten Choral „Großer Gott, wir loben Dich“ verabschiedet. Hiltrud Wulf hatte seinerzeit maßgeblich zur inhaltlichen Gestaltung der Gottesdienste beigetragen, berichtet Kühn. Ihre Arbeit wurde später von den Leitern der Vokal- und Posaunenchöre weitergeführt. Von Beginn an mit dabei war auch Kreiskantor Heinz-Hermann Grube, der regelmäßig Chöre ins Krankenhaus brachte.
Paul-Alexander Lipinski, der zum 1. Februar 1987 eingestellt wurde, war der erste Krankenhausseelsorger. „Spuren setzen im Neuschnee“ – so beschreibt er das Motto seiner Arbeit in der neuen Einrichtung. Von Anfang an war er nicht nur Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten, sondern auch für Angehörige und Mitarbeitende.
Er wollte Zeichen setzen und die Stimme der Seelsorge und der Kirche hörbar machen. So verteilte er etwa vor jedem Gottesdienst Handzettel und lud alle ein. Und bald hieß es, wenn Lipinski da war: „Es gibt wieder Kirche im Krankenhaus, der Pastor ist da.“ Der Seelsorger hat in „seinem“ Krankenhaus auch getraut, getauft und Trauerfeiern organisiert. „Und wenn mich jemand nachts brauchte, bin ich von Minden nach Lübbecke gefahren“, erzählt er.
Als störend habe er sich dabei nie empfunden – ganz im Gegenteil. Als etwa einmal die Visite ein Krankenzimmer betrat, während er sich noch in einem seelsorgerlichen Gespräch befand, sei das Team sofort wieder hinausgegangen. „Wir kommen später wieder“, habe der Chefarzt gesagt.
Auch wenn heute eine zunehmende Entfremdung von der Kirche zu beobachten sei, bleibe die Krankenhausseelsorge an diesem besonderen Ort wichtig. „Sie wird immer und gerade hier dringend benötigt“, sagt Lipinski.