Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Orgeltour im Kirchenkreis

Orgelbauer Johannmeier zeigt Entstehung des Orgelklangs




Bustour der „Lübbecker Orgelsommers“ führte zu vier kleinen Instrumenten im Kirchenkreis

Von Ralf Kapries

Lübbecker Land. "Klein aber Fein" hätte das Motto der diesjährigen Orgelsommer-Orgeltour lauten können, zu der Kreiskantor Hermann Grube eingeladen hatte. Sie führte zur Immanuelkirche Preußisch Ströhen, zur Leverner Werkstatt des Orgelbauers Mathias Johannmeier und in die Heilig-Kreuz-Kapelle Haldem. Start- und Schlusspunkt der Bustour war die Michaelskirche am Tannenbergplatz in Espelkamp.

Mit 19 Registern war die Schuke-Orgel in der Immanuelkirche Preußisch Ströhen die größte unter den besuchten Instrumenten. Ein unbekannter Orgelbauer hat sie 1857 gebaut. Karl Schuke baute das Instrument um und erweiterte es, wobei er nur 3 der historischen Register in ihrem ursprünglichen Gehäuse beließ. Dem Klangideal der Zeit entsprechend ist sie klar, teilweise auch recht scharf, "barock" intoniert. Eine gründliche Reinigung hat sie 2015 durch die Orgelwerkstatt Ott erfahren und ist seitdem in einem hervorragenden Zustand. Sie gehört zu den besten Vertreterinnen ihrer Art im Kirchenkreis Lübbecke. Für die Orgeltour war sie zudem frisch gestimmt worden.

Christoph Heuer gestaltete auf der Schuke-Orgel ein hübsches kleines Konzert mit sechs Kompositionen aus der Wende 19./20. Jahrhundert, die unter dem Titel "The Village Organist" (Der Dorforganist) in London erschienen ist und Stücke "for church and general use" (für Kirche und allgemeinen Gebrauch) enthält. Sie klangen durchweg sehr melodisch, und luden auf ihre eingängige Art geradezu zum Mitsingen ein. Daneben standen auch marschartige Kompositionen.

In der der Werkstatt Mathias Johannmeiers in Levern gab es zunächst Kaffee und Kuchen, bevor der selbständige Orgelbauer von seiner Arbeit berichtete und die verschiedenen Arten der Klangerzeugung in einer Orgelpfeife demonstrierte. Ihm gehören zwei unterschiedlich große Positive, ein kleineres von Paul Ott mit drei Registern in der nicht-gleichschwebend temperierten Werckmeister III-Stimmung und eine ehmalige Friedhofsorgel der Firma Hillebrand in mitteltöniger Stimmung, wie sie zu Zeiten Johann-Sebastian-Bachs weitgehend üblich war.

Dadurch ergab sich für Kreiskantor Hermann Grube an der Werkmeister-Orgel und dem Rahdener Kantor Thomas Quellmalz an der Ott-Orgel die schöne Möglichkeit, die Sonata in F-Dur für zwei Orgeln von Gaetano Piazza zu interpretieren, die dieser um 1750 komponiert hat. Ergänzend erklang dann eine Canzona in g-moll von Giacomo Philippe Bueni, beide in ausdrucksvollen Wechselspiel.

Die Friedhofskapelle ist jüngst innen und außen renoviert worden. Das Fachwerkgebäude überzeugt durch seinen geschlossenen Raumeindruck und einen gotischen Schnitzaltar. Auch die 1839 von Johann Heinrich Brinkmann in Herford gebaute Orgel, macht äußerlich einen attraktiven Eindruck und ist eine von nur noch zwei erhaltenen Brinkmann-Orgeln. Sie soll voraussichtlich im kommenden Jahr restauriert werden. Brinkmann hatte zur Bauzeit zu viele Aufträge angenommen und ist an teilweise schlampiger, teils unvollständiger Ausführung unternehmerisch gescheitert. Von den nur fünf Registern sind drei historische erhalten, weshalb sie zu den bedeutenden historischen Orgeln gehört. Sie war als Gebrauchsinstrument zur Begleitung des Gemeindegesangs gedacht und ist besonders in den historischen Registern trotz des schlechten Gesamtzustandes sehr wohlklingend.

Thomas Quellmalz führte ihre noch vorhandenen klanglichen Möglichkeiten durch in Improvisationen vor. Es ist daran gedacht, das Instrument nach seiner Überholung erneut zum Ziel einer Orgeltour zu machen. Das Angebot als Teil des Lübbecker Orgelsommers wird gut angenommen; über 30 Interessenten nahmen in diesem Jahr daran teil.