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Von Cornelia Müller
Lübbecke (WB). Ein gutes Neujahrskonzert ist wie ein Glas Sekt zum Jahreswechsel: ein schwungvoll eingeschenkter, prickelnder Genuss, der die Laune hebt. Drei Zugaben forderte das begeisterte Publikum in der Stadthalle ein - das spricht für sich.
Die Lübbecker kamen am Wochenende sogar gleich zweimal in diesen Genuss. Am Samstag und Sonntag hatte das Sinfonieorchester Lübbecke zum traditionellen Neujahrskonzert eingeladen, und ganz offensichtlich versteht sich das Orchester aufs Einschenken. Es servierte seinen Zuhörern ein buntes, kurzweiliges Programm, das Musik für jeden Geschmack zu bieten hatte.
Opernklänge, Walzer und Filmmusik erklangen nebeneinander in schönster Eintracht. Einzige Bedingung: Flott musste es sein. Denn das Motto des diesjährigen Konzertes lautete nicht umsonst: »Tempo, Tempo! Flotte Musik über Menschen und Maschinen.«
Mit der schmissigen Wilhelm-Tell-Ouverture von Gioachino Rossini legte das Orchester gleich ein gutes Tempo vor, und auch das nächste Stück, der „Accelerationen Walzer“ von Johann Strauss, spielte mit der Geschwindigkeit. Dirigent Heinz-Hermann Grube musste gar nicht viel »am Orchesterapparat kurbeln«, wie er es nannte, so schnell waren Musiker und Zuhörer in Schwung.
Geradezu rasant wurde das Tempo bei Rimsky-Korsakovs »Hummelflug«, bei dem sich die Virtuosen der ganzen Welt immer wieder gern mit Geschwindigkeitsrekorden überbieten. Der Solist des Abends, der junge Trompeter David Salomon Jarquin, konnte da locker mithalten. Handgestoppte 66 Sekunden sind eine Zeit, die sich sehen lassen kann. Nicht dass es darauf ankäme, denn dieser überragende Trompeter glänzte nicht nur durch Schnelligkeit, sondern begeisterte mit seiner traumhaft sicheren und warmen Tongebung auch in den langsamen Passagen des Andante cantabile aus Haydns Konzert für Trompete und Orchester, Es-dur.
Wie in jedem Jahr hielt das Sinfonieorchester einige Überraschungen für die Zuhörer bereit. So stimmten die Musiker Beethovens »Metronom-Kanon« an und präsentierten sich als durchaus gefälliger Chor. Auch ungewöhnliche Instrumente hatten ihren Platz in diesem Rahmen. Einmal rundete das Läuten eines Weckers Johann Strauss' »Tik-Tak-Polka« ab, ein anderes Mal übernahm eine Schreibmaschine die führende Stimme: In Leroy Andersons »The Typewriter« schlüpfte Matthias Westerkamp als tippender Solist in die Rolle von Jerry Lewis und lieferte damit ein kleines Bravourstück ab.
Doch effektvolle Einfälle sind nur eine Seite des Neujahrskonzertes. Die andere Seite ist die musikalische Ausführung, und auch da ließ das Sinfonieorchester Lübbecke wieder einmal keine Wünsche offen. Mit James Horners großartiger Filmmusik zu »Apollo 13« oder der »Forest Gump Suite« von Alan Silvestri setzte es weitere Glanzlichter in einem brillanten Konzert, das von Heinz-Hermann Grube unterhaltsam moderiert wurde. Drei Zugaben forderten und erhielten die kräftig applaudierenden Zuhörer.
Nach dem obligatorischen Radetzky-Marsch verabschiedete das Orchester sein Publikum im Express-Tempo und »Unter Donner und Blitz« mit zwei schnellen Polkas von Johann Strauss dann endgültig gut gelaunt ins neue Jahr.
WB Artikel vom 11.01.2010