Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

"Ihr seid nun wohlgerochen!" Weihnachtsoratorium IV -VI in St. Andreas aufgeführt


Bilder CS

„Ihr seid nun Wohlgerochen!“ Weihnachtsoratorium aufgeführt CS

Es gibt sie , diese Lieblingsstücke - auch in der Musik. Sie rühren bis zur Gänsehaut, verführen zur Emotionalität, lassen einfach das Herz höher springen. Die Teile IV-VI des Weihnachtsoratoriums gehören dazu. Manch eine der 350 Konzertbesuchenden hatte die Noten dabei, um innerlich mitzusingen, andere sangen im Herzen. Was macht das Weihnachtsoratorium zu einem besonderen Diamanten der Musikgeschichte?
Nicht so laut wie die Aufforderung „Jauchzet frohlocket“ zu Beginn des I. Teiles und doch nicht weniger eindringlich, zieht es in die Menschen ein.
Die Geschichte um die Geburt des Jesuskindes geht weiter. Sie ist kurz erzählt.
Der „Heiland“ der Welt wird von König Herodes bedroht, er versucht die drei Weisen, die das Kind suchen, zu bestechen, was aber nicht gelingt. Sie verraten nicht, wo der Heiland sich aufhält.
Welches Drama sich innerlich und äußerlich abspielt, wird in den Arien und Chorälen hörbar. Man wird hineingezogen in ein abgründiges Leben, in verhaltenen Jubel und in ein großes Bekenntnis des Glaubens, das man nur singen kann.




Der vierte Teil beginnt mit einem bezaubernden, kräftigen Gotteslob, das schon zu Tränen rührt. Der Chor singt begeistert und mit großer Entschlossenheit, opus 7, immer eine sichere Bank für gelungene Orchestermusik begleitet ihn. Tenor Mirko Ludwig erzählt die Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland, während Bass Daniel Eggert und Sopran Hanna Zumsande die Seele sprechen lassen. Inniglich sangen sie von der tiefen gläubigen Seele, die durch Bosheit und Angst beunruhigt ist. Ein Höhepunkt ist die Arie des Soprans mit Echo: Oboen, Fagott und Stimme. Wie ein Glaubensbekenntnis dringt es zum Konzertbesucher. Am Anfang war das „Ja“, und das „Ja“ war bei Gott, und Gott war das „Ja“. Frisch antwortet der Tenor: „Ich will dir zu Ehren leben“. Diese Arie wird mit Tempo vorgetragen, Stimme und Orchester werden als ein Klang hörbar.
Der Chor fügt wunderbar seine Sehnsucht hinzu, bei Jesus zu bleiben.



Zu Beginn des fünften Teiles singt der Chor sein Lob und Dank. Chor und Alt Eike Tiedemann stimmen in einen wunderbaren Dialog ein, auf die Frage „Wo ist der Heiland“ hört man die Antwort: „In meiner Brust.“ Auch hier unterstreichen die Oboen und das Fagott die Intimität des Gesprächs. Die fromme Seele ist davon überzeugt, dass das Licht alle Finsternis verzehrt, die angefochtene Seele, gesungen durch den Bass, bittet um Erleuchtung. Der Chor unterstützt und beschreibt die „Herzensstube“ als „ finstere Grube“, die aber vom Glanz Gottes erhellt wird.



Der letzte Teil beginnt mit Pauken und Trompeten. Da hört man den musikalischen Doppelpunkt: Die Bitte um Beistand in der Anfechtung. Den stolzen Feinden wird der feste Glaube gegenüber gestellt. „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Die Weisen finden den Heiland der Welt,
der Chor singt wunderschön „Ich steh an deiner Krippen hier“ und die Weisen sagen Herodes nicht, wo das Kind ist.
Das dramatische Gotteslob endet mit der wunderbaren Rezitative: „Was will der Höllen Schrecken nun?
Der Chor schließt ab mit dem großartigen Glaubensbekenntnis: „Ihr seid nun wohlgerochen,… denn Christus hat zerbrochen, was euch zuwider war. Tod, Teufel, Sünd und Hölle sind ganz und gar geschwächt; bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht.“ Gott wird Mensch, wir dürfen menschlich sein.
Und der Dirigent? Es ist die Größe von Kirchenmusikdirektor Heinz-Hermann Grube, dass er selbst hinter der Botschaft verschwindet. Er hielt die Fäden mit einer Leichtigkeit in der Hand und machte die Aufführung zu einem Erlebnis, dass in den Hörenden noch lange nachklingt, unaufdringlich, bescheiden und demütig.


WB 2.1.

Jesu Geburt klingt nach
Weihnachtsoratorium: 350 Besucher sind von Musik und ihrer Botschaft ergriffen

HEINZ-HERMANN GRUBE HAT ALLE MITWIRKENDEN IM BLICK UND VEREINT DIE MUSIKER ZU EINEM WUNDERBAR HARMONISCHEN ENSEMBLE.
Ria Stübing
Lübbecke(WB). Was für ein grandioses Musikereignis: 350 Zuhörer haben in der St.-Andreas-Kirche die Aufführung des Weihnachtsoratoriums, Teil vier bis sechs, genossen. Solisten, Chor und Musiker harmonierten perfekt.
Für den nicht enden wollenden Applaus nach dem Verklingen des letzten Paukenschlags belohnten die Musiker das begeisterte Publikum mit einer Zugabe: »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage«. Der erste Choral aus Teil eins von Johann Sebastian Bachs Oratorium erntete ebenfalls enthusiastischen Beifall.
»Wie klingt die Musik im Bewusstsein, dass Jesus geboren ist und seine Geburt nicht erst noch erwartet wird?« Auf diese Frage im Programmheft erhalten die Konzertbesucher im Einführungstext die Antwort: »Sie wird von der gleichen Freude erfüllt sein, aber irgendwie ›erwachsener‹ klingen.« Nach Weihnachten und nach der Adventszeit mit ihrem Glanz, ihre Heimlichkeiten und Gefühlswelten bleibt die Freude über Jesu Geburt bestehen – in Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium wird daraus eine wahre Jubelmusik. Jedoch blieb der Komponist nicht in Harmonie und Wohlgefallen schwelgend an der Krippe stehen, sondern regte zum Nachdenken über den Weg Jesu von der Krippe bis hin zum Kreuz an.
Mit dem Eingangschor »Gottes Sohn will der Erden Heiland und Erlöser werden« zu Beginn des vierten Teils, wird klar: Jesu Leben geht über das Weihnachtswunder hinaus, er begegnet uns mitten in seinem und in unserem Leben. Geht es im vierten Teil um die Beschneidung des Neugeborenen, verbunden mit der Namensgebung, welche in feierlicher, meditativer Weise besungen wird, so steht in Teil fünf und sechs der Besuch der drei Weisen aus dem Morgenland im Mittelpunkt. Die, im Vergleich mit den anderen Teilen, schlichte Instrumentation des fünften Teils ist darauf zurückzuführen, dass dieser als einziger ursprünglich für einen einfachen Sonntagsgottesdienst vorgesehen war.
Perfekt harmonieren die Solisten, die 50 Sängerinnen und Sänger der Kantorei an St. Andreas und das Orchester Opus 7, welches sich überwiegend aus Profimusikern zusammensetzt, miteinander. Die in Lettland geborene Organistin Liga Auguste, Kantorin an der evangelischen Stephanskirche in Vlotho, spielt die Orgel. Mit unübersehbarer Konzentration, Perfektion und Leidenschaft verlangt Kantor Heinz-Hermann Grube als musikalischer Gesamtleiter den Musikern maximale Leistung ab und vereint sie zu einem wunderbar harmonierenden Ensemble. Ebenso unübersehbar ist die Faszination des Publikums: Still, gebannt und fast regungslos scheint es die Musik und ihre Botschaft aufzusaugen.
Mit Hanna Zumsande (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Mirko Ludwig (Tenor) und Daniel Eggert (Bass) sind hervorragende Gesangssolisten für dieses Musikereignis gewonnen worden. Die international gefragte Konzertsolistin Zumsande erhielt ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Jörn Dopfer und Prof. Carolyn James. Ihre Kollegin, die Mezzosopranistin und Altistin Eike Tiedemann, absolvierte ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Köln. Der in Hamburg geborene Tenor Mirko Ludwig sammelte seine ersten Konzerterfahrungen als Knabensopran bei den Chorknaben Uetersen und studierte an der Hochschule für Künste Bremen. Seit der Spielzeit 2012/13 gehört Daniel Eggert, gebürtiger Bückeburger, zum Ensemble der Staatsoper Hannover. Von 2001 bis 2009 absolvierte Eggert ein Lehramtsstudium und studierte ab 2004 zusätzlich Operngesang.
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