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Es gibt sie , diese Lieblingsstücke - auch in der Musik. Sie rühren bis zur Gänsehaut, verführen zur Emotionalität, lassen einfach das Herz höher springen. Die Teile IV-VI des Weihnachtsoratoriums gehören dazu. Manch eine der 350 Konzertbesuchenden hatte die Noten dabei, um innerlich mitzusingen, andere sangen im Herzen. Was macht das Weihnachtsoratorium zu einem besonderen Diamanten der Musikgeschichte?
Nicht so laut wie die Aufforderung „Jauchzet frohlocket“ zu Beginn des I. Teiles und doch nicht weniger eindringlich, zieht es in die Menschen ein.
Die Geschichte um die Geburt des Jesuskindes geht weiter. Sie ist kurz erzählt.
Der „Heiland“ der Welt wird von König Herodes bedroht, er versucht die drei Weisen, die das Kind suchen, zu bestechen, was aber nicht gelingt. Sie verraten nicht, wo der Heiland sich aufhält.
Welches Drama sich innerlich und äußerlich abspielt, wird in den Arien und Chorälen hörbar. Man wird hineingezogen in ein abgründiges Leben, in verhaltenen Jubel und in ein großes Bekenntnis des Glaubens, das man nur singen kann.
HEINZ-HERMANN GRUBE HAT ALLE MITWIRKENDEN IM BLICK UND VEREINT DIE MUSIKER ZU EINEM WUNDERBAR HARMONISCHEN ENSEMBLE.
Ria Stübing
Lübbecke(WB). Was für ein grandioses Musikereignis: 350 Zuhörer haben in der St.-Andreas-Kirche die Aufführung des Weihnachtsoratoriums, Teil vier bis sechs, genossen. Solisten, Chor und Musiker harmonierten perfekt.
Für den nicht enden wollenden Applaus nach dem Verklingen des letzten Paukenschlags belohnten die Musiker das begeisterte Publikum mit einer Zugabe: »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage«. Der erste Choral aus Teil eins von Johann Sebastian Bachs Oratorium erntete ebenfalls enthusiastischen Beifall.
»Wie klingt die Musik im Bewusstsein, dass Jesus geboren ist und seine Geburt nicht erst noch erwartet wird?« Auf diese Frage im Programmheft erhalten die Konzertbesucher im Einführungstext die Antwort: »Sie wird von der gleichen Freude erfüllt sein, aber irgendwie ›erwachsener‹ klingen.« Nach Weihnachten und nach der Adventszeit mit ihrem Glanz, ihre Heimlichkeiten und Gefühlswelten bleibt die Freude über Jesu Geburt bestehen – in Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium wird daraus eine wahre Jubelmusik. Jedoch blieb der Komponist nicht in Harmonie und Wohlgefallen schwelgend an der Krippe stehen, sondern regte zum Nachdenken über den Weg Jesu von der Krippe bis hin zum Kreuz an.
Mit dem Eingangschor »Gottes Sohn will der Erden Heiland und Erlöser werden« zu Beginn des vierten Teils, wird klar: Jesu Leben geht über das Weihnachtswunder hinaus, er begegnet uns mitten in seinem und in unserem Leben. Geht es im vierten Teil um die Beschneidung des Neugeborenen, verbunden mit der Namensgebung, welche in feierlicher, meditativer Weise besungen wird, so steht in Teil fünf und sechs der Besuch der drei Weisen aus dem Morgenland im Mittelpunkt. Die, im Vergleich mit den anderen Teilen, schlichte Instrumentation des fünften Teils ist darauf zurückzuführen, dass dieser als einziger ursprünglich für einen einfachen Sonntagsgottesdienst vorgesehen war.
Perfekt harmonieren die Solisten, die 50 Sängerinnen und Sänger der Kantorei an St. Andreas und das Orchester Opus 7, welches sich überwiegend aus Profimusikern zusammensetzt, miteinander. Die in Lettland geborene Organistin Liga Auguste, Kantorin an der evangelischen Stephanskirche in Vlotho, spielt die Orgel. Mit unübersehbarer Konzentration, Perfektion und Leidenschaft verlangt Kantor Heinz-Hermann Grube als musikalischer Gesamtleiter den Musikern maximale Leistung ab und vereint sie zu einem wunderbar harmonierenden Ensemble. Ebenso unübersehbar ist die Faszination des Publikums: Still, gebannt und fast regungslos scheint es die Musik und ihre Botschaft aufzusaugen.
Mit Hanna Zumsande (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Mirko Ludwig (Tenor) und Daniel Eggert (Bass) sind hervorragende Gesangssolisten für dieses Musikereignis gewonnen worden. Die international gefragte Konzertsolistin Zumsande erhielt ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Jörn Dopfer und Prof. Carolyn James. Ihre Kollegin, die Mezzosopranistin und Altistin Eike Tiedemann, absolvierte ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Köln. Der in Hamburg geborene Tenor Mirko Ludwig sammelte seine ersten Konzerterfahrungen als Knabensopran bei den Chorknaben Uetersen und studierte an der Hochschule für Künste Bremen. Seit der Spielzeit 2012/13 gehört Daniel Eggert, gebürtiger Bückeburger, zum Ensemble der Staatsoper Hannover. Von 2001 bis 2009 absolvierte Eggert ein Lehramtsstudium und studierte ab 2004 zusätzlich Operngesang.
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