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„Es gibt einen wiederkehrenden Rhythmus beim Santo Santo.“, erklärt Kreiskantor Heinz-Hermann Grube. Er probt mit den Bassstimmen in der Thomaskirche. Man spürt die Sangesfreude und das Engagement von Kantor und Sängern, die sich leicht in die spanische Sprache einfinden.
Von Karsten Schulz
Espelkamp. Es ist Samstag- mittag. Schnell noch die wichtigsten Einkäufe erledigen. Zuhause wird ausgepackt, der Abwasch links liegen gelassen. Keine Zeit. Nur die Hunde erhalten noch eine Streicheleinheit, bevor ich das Haus verlasse. In wenigen Minuten beginnen die Proben fürs Kantatenwochenende. Das hat Vorrang.
Am Thomashaus im Schatten der gleichnamigen Kirche in Espelkamp gibt?s keinen freien Parkplatz mehr. Dafür erschallen auf- und abschwellende Tonkaskaden über den Platz. Im großen Saal stehen alle parat, um sich einzusingen. Die Orientierung fällt schwer. Wo sind die Männerstimmen? Ganz hinten in der letzten Reihe, vor drei gefüllten Frauen-Reihen, haben sich die wenigen Männer postiert. Gott sei Dank. Einen kenne ich. Das muss der Bass sein. Hier bleibe ich. Das wird mein Sänger-Standort für die kommenden Stunden werden.
Neben mir blickt mich der Sangeskollege freundlich an. "Wir kennen uns doch. Weißt Du noch, Du hast doch damals bei Eberhard van der Bent die Johannes-Passion mitgesungen". Er gibt mir freundlich die Hand. Ich fühle mich sofort richtig wohl hier. Fast wie Zuhause.
Auf meinem Platz liegen bereits die Noten für das Werk, das wir an diesem Wochenende erarbeiten und am Sonntag auch öffentlich aufführen wollen.
Die beiden Kantoren, Kreiskantor Heinz-Hermann Grube aus Lübbecke und Tobias Krügel aus Espelkamp, erklären derweil den Ablauf des Wochenendes und die Probenzeiten. Auch zum Werk hört man Interessantes. Das wird sicherlich spannend. Kollege Thomas Quellmalz, Kantor aus Rahden, verstärkt derweil den Tenor, der nur aus vier Personen besteht.
Bevor es richtig ans Proben geht, wird der Sangesfamilie noch ein wenig Spanisch-Unterricht erteilt. "Das ?h? bei "hombres" einfach weglassen. Die Vokale offen singen und das "lle" bei ?Llenos? eher wie ein ?j? formulieren". Die Kantoren haben sich vorher genau erkundigt.
Jetzt teilt sich der Projektchor fürs Proben in seine Stimmen auf. Der Alt hat es am weitesten. Er muss ins benachbarte Gemeindehaus der katholischen Mariengemeinde. Die Bässe ziehen in die Thomaskirche um, der Sopran bleibt im Thomashaus, und der Tenor bezieht einen kleinen Raum in demselben. Jetzt werden Noten "gepaukt", bis es auch der Letzte begriffen hat. Ich habe Schwierigkeiten, den ungewohnten spanischen Text auf die ungewohnten südamerikanischen Rhythmen zu singen. Beim Blick in die Runde fällt mir auf, dass es vielen anderen nicht unbedingt besser geht. Doch nach mehrmaligem Singen der Passagen ist auch dieses Hindernis bald überwunden. Unzufrieden sind die Kantoren vor allem mit der Aussprache. "Spuckt mir die Konsonanten einfach mal entgegen", ruft Grube in die Menge. "P", "T", "K", "SCH", "ST" kommt?s zischend und prustend zurück. "Macht nichts, auch wenn?s vorne etwas feucht wird", lacht der gut gelaunte Vollblutmusiker. In der Pause schmecken Kaffee und Kuchen richtig gut.
Sonntag kommt noch einmal Bewegung ins Geschehen: Die Rhythmus-Gruppe verleiht dem Ganzen einen konzertanten Charakter. Die Probe läuft gut. Das Konzert noch besser. Alle sind zu einer wohlklingenden musikalischen Musikerfamilie zusammengewachsen. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr.
Nw 28.1.
Die in der Thomaskirche aufgeführte "Misa de Solidaridat" ist eine Auftragskomposition für das Bistum Trier. Im Jahr 2000 feierte die Diözese ihre 40-jährige Partnerschaft mit Bolivien. Die Messe wurde vom Bistumsjugendchor St. Thomas seinerzeit uraufgeführt, dem Komponist Thomas Gabriel diese Messe auch widmete.
Die Komposition versucht, die bolivianische und europäische Musik zu einer gemeinsamen Sprache werden zu lassen. Die Chorsätze in dieser Sammlung sind nur mit Akkordsymbolen, Metronomangaben und einem Instrumentalpart versehen. Damit soll die Besetzung der Begleitung variabel gehalten werden. Diese Messe ist als Gemeindemesse komponiert.
Der Komponist schreibt in seinem Vorwort selbst, dass als musikalische Begleitung Charangos, Pan-Flöten und Trommeln ideal wären.