Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Arbeitstagung in Espelkamp



Die Klage über den schlechten Besuch der Gottesdienste ist alt. Schon im 19. Jahrhundert beklagten sich Theologen über die mangelnde Beteiligung am kirchlichen Leben und suchten nach unterschiedlichen Wegen, die Gottesdienste zu beleben. So kamen Kirchenmuskerinnen und Kirchenmusker zusammen ins Espelkamper Michaelshaus, um sich inspirieren zu lassen von der Frage, inwiefern die soziologische Beschreibung in Milieus die Gottesdienstgestaltung unterstützt. Dazu referierte Pfarrer Christian Binder, Dozent am Institut für Gottesdienst und Kirchenmusik der EKvW und stellte sechs unterschiedliche Milieus vor, in denen Kirchenmitglieder leben.
Die Hochkulturellen seien eher distanziert und an traditionellen Gottesdiensten mit intellektuellem Anspruch interessiert. Sie zeigten Interesse an Geschichte und Politik, Kultur und traditionellen Werten. Mit 13 % seien sie die kleinste Gruppe. Die Bodenständigen machen16 % der Kirchenmitglieder aus und suchen einen emotionalen Zugang zum Glauben, in dem sie sich einer heilen Welt vergewissern. Ihr Selbstverständnis ist geprägt vom Wunsch nach Harmonie und Geborgenheit. Für die Geselligen(18%) steht das soziale Erleben im Vordergrund. Gospel, Pop in lockerer Atmosphäre werden positiv empfunden, sie sind praktisch orientiert (Baumarkt), sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Die Kritischen(14 %) sind in der Regel gut ausgebildet, kaufen im Bioladen, nehmen an Yogakursen teil, sie suchen eher eine Stunde zum Nachdenken oder Meditieren, für sie ist das Originelle interessant. Die Zurückgezogenen(16%) haben eher eine geringe Bildung, fürchten sich vor der Begegnung mit Hochkultur. Sie sitzen am liebsten in der letzten Reihe und erleben den Gottesdienst als traditionelle Vorführung. Mit 22% seien die Mobilen die größte Gruppe in diesem Schema. Sie schätzen ein religiöses Event, authentische Persönlichkeiten, kurze Predigt, seien jünger und suchen noch ihren Platz in der Gesellschaft.
Danach vertieften Kleingruppen das Verständnis der Milieus. In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass diese soziologische Einteilung die Reflexion des eigenen Gottesdienstverständnisses unterstützt. Die Zusammenarbeit von Theologen und Kirchenmusikerinnen wurde als sehr lebendig und inspirierend erlebt.