Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Abschied von Irene Esser

Christine Scheele

Ins Gelingen verliebt! Irene Esser geht in den Ruhestand



Sie ist präsent und hat ein Gespür, was aktuell dran ist. Irene Esser, die Jahrzehnte den Kirchenkreisverband bereicherte, geht in den Ruhestand.
„Wenn ich aus dem Fenster des Lübbecker Kreiskirchenamtes auf den Parkplatz schaue, dann erinnere ich mich an meine alte Schule, das Wittekindgymnasium. Dort habe ich mein Abitur gemacht und dann in Münster studiert,“ sagt die engagierte Pädagogin.
Irene Esser ist ein Kind des Lübbecker Landes. Sie stammt aus Frotheim, lebte in Münster und wohnt nun mit ihrer Familie in Mennighüffen. Zwei Leidenschaften begleiten sie ein Leben lang: Ihre Leidenschaft als Landfrau und ein fromm kritisches Christentum, mit dem sie ihre Zeitgenossenschaft ausdrückte. Sie kam vom Land und ist der „Scholle“ mit ihrem Wirken immer treu geblieben, und sie ist engagierte Pädagogin fürs Christliche.
Nach dem Studium in Münster war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni, unterrichtete am jetzigen Berufskolleg, mit Hartmut Gebauer machte sie Seminare. Politisch interessierte sie das Thema Nachhaltigkeit und Emanzipation, beschäftigte sich intensiv mit Ernst Bloch und dem Werk „Das Prinzip Hoffnung.“ Dort heißt es am Ende: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Denn die Hoffnung ist ins Gelingen verliebt, nicht ins Scheitern.“ Das Leben gestalten, mit seinen Möglichkeiten - das ist ihr Anliegen, bis heute.
Zwei Dinge sind ihr immer wichtig gewesen: Ihr Leben als Landfrau und als Pädagogin. Sie lebt auf dem Erdbeerhof Ulenburg in Menninghüffen, baute den Bioladen auf, den nun ihre Tochter übernommen hat. Einen besonderen Stellenwert nahm die Arbeit auf dem Reineberg ein. Sie bot dort Familien- und Seniorenfreizeiten an. Dort konnte sie gelebte Spiritualität und politische Wachheit miteinander verbinden.
Sie gestaltete die Projekte Fabian, wo sie das Kochen und miteinander Reden verband. „Ein Hauptanliegen war mir immer, einander wahrzunehmen. Nur so konnte auch der Umgang mit Konflikten gelingen.“ Es schloss sich das Projekt FrauKe an, Kompetenz und Engagement für Frauen im Mühlenkreis. Sie begleitete Erzieherinnen gemeinsam mit Edith Meier Heßlau. Die Förderung und Begleitung der berufstätigen Frau war ihr immer wichtig. In den letzten Jahren entwickelte sie Konzepte zum Pilgern vor Ort. Sie aktivierte den Sigwardsweg. „Es ist heute sehr wichtig, Rückzugsorte zu finden, um Kraft zu tanken, aber nicht als Selbstzweck, sondern als individuelle Stärkung für gemeinschaftliches Handeln.“ … „In unserer Gesellschaft gibt es keine Alternative für die Kirche.“ Sie engagiert sich bei open 4. Dieses Projekt des Ev. Erwachsenenbildungswerkes beteiligt Migranten an gemeinsamen Kultur- und Bildungsveranstaltungen. Als letztes unterstützte sie hier das Theaterprojekt Remember Ring. In diesem Einpersonenstück geht es um eine jüdische Familie und ihr Schicksal. Irene Esser geht in den Ruhestand. Ihre Leidenschaft fürs Religiöse und politisch Wache bleibt.