Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

»Turm ist Zeichen für Zuhause«

Evangelische Kirchengemeinde prüft Gesamtsanierung der St.-Johannis-Kirche in Rahden




Von Michael Nichau
und Christine Scheele

Rahden (WB). »Das ist ein Riesen-Projekt für die Kirchengemeinde. Es wird für uns an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen«, sagt Pfarrer Stefan Thünemann. Er spricht von der bevorstehenden Sanierung der Rahdener St.-Johannis-Kirche. »Die Kirche ist auch ein Symbol für die Menschen«, erklärt Thünemann.



Ganz gleich aus welcher Richtung man kommt: Der Rahdener Kirchturm ist von weitem sichtbar. »Er ist unbestrittenes Wahrzeichen Rahdens und des Rahdener Landes«, meint Thünemann. »Wer von einer Reise kommt, der sieht den Kirchturm und weiß: Jetzt bin ich zu Hause.«



Damit das so bleibt, muss der Kirchturm instand gehalten werden. Der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Schindeln lösen sich, Feuchtigkeit dringt ein und Teile des Dachstuhls beginnen zu faulen. Demzufolge lud die Kirchengemeinde Experten zu einem ersten Gespräch ein.
Neben Handwerkern wie Zimmerer Ulrich Birkemeyer und Dachdecker Heiner Prange sowie Architekt Ralf Lenk hatte die Kirchengemeinde Dieter Drunagel und Annika Langhorst vom Rahdener Bauamt sowie Dr. Barbara Pankoke und Peter Barthold vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege, Hartmut Krohme vom Baureferat der Landeskirche, Carsten Schöneberg vom Kirchenkreis und auch Dagmar Diesing vom Umweltamt des Kreises Minden-Lübbecke zu einem ersten Gespräch eingeladen. Bei einer Turmbesteigung wurden die Probleme besprochen. Die Holzkonstruktion des Turmes in elf Etagen stammt vermutlich aus dem Jahr 1581 und ist damit historisch von großem Interesse. Die Holzverschalung ist zum Teil marode, Holzverbindungen haben sich gelockert. »Wie hoch der Schaden ist, lässt sich noch nicht sagen, dazu braucht es verschiedene Messungen. Die Experten sind sich einig: Es besteht langfristig Handlungsbedarf«, erklärte Pfarrer Thünemann.



Eine besondere Herausforderung werde es sein, allen Ansprüchen gerecht zu werden, da sowohl das Amt für Denkmalpflege, das Landeskirchenamt, die Stadt Rahden, der Kirchenkreis und das Umweltamt an einem Strang ziehen müssen. »Darum hat die Kirchengemeinde alle Beteiligten von Anfang an mit in die Diskussion einbezogen«, sagen Pfarrer Stefan Thünemann und Kirchmeisterin Sonja Wiebke.



Die Kirchengemeinde habe zwar die Verantwortung für dieses historische Wahrzeichen, dennoch seien viele Aspekte zu berücksichtigen: »Eine besondere Verantwortung besteht neben dem Aspekt der Denkmalpflege auch im Artenschutz. Die Rahdener Kirche gehört zu den wenigen Gebäuden, die als europäisches Schutzgebiet für Fledermäuse ausgewiesen sind«, erklärte Thünemann im Gespräch mit der RAHDENER ZEITUNG. Nach der Turmbesteigung erklärte sich das Amt für Denkmalpflege bereit, ein bauhistorisches Gutachten, eine dendrologische Analyse und einen Fotoauftrag für die Kirche erstellen zu lassen. Hartmut Krohme, Landeskirchenoberbaurat des Landeskirche, sprach sich dafür aus, eine Schadensanalyse der gesamten Kirche vorzunehmen.
»Wir gelten nicht als arme, aber auch nicht als reiche Kirchengemeinde. Die Sanierung des Kirchturmes ist für uns finanziell eine große Herausforderung. Schon jetzt beteiligen sich viele Rahdener Gemeindeglieder finanziell am Erhalt der Kirche«, weiß Thünemann.
Wie geht es weiter? »Nach Beauftragung der Sachverständigen durch das Presbyterium im Frühjahr 2011, Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes sowie Erstellung und Genehmigung eines Finanzierungsplans bis Ende 2011 und Beantragung von Fördermitteln bis Mitte 2012 könnte der Baubeginn 2013 erfolgen«, sagte Thünemann.
WB Artikel vom 05.03.2011