Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Spuren der Vorfahren ins Netz gesetzt


Dietrich Buschmann katalogisiert die Daten von Kirchenbüchern



VON ANJA SCHUBERT





Rahden-Wehe. Wer das Wohnzimmer der Familie Buschmann in Wehe betritt, ist beeindruckt von der außergewöhnlichen Tischdecke, die auf den zweiten Blick gar keine ist. Zum Schutze einlaminiert zeigt das 3,40 Meter lange Werk den Stammbaum der Familie, den Dietrich Buschmann über mehr als zwei Jahrzehnte mühseligst recherchiert hat. Doch nicht nur die eigenen Wurzeln lagen ihm am Herzen.

Das Durchforsten alter Kirchenbücher verleitete ihn dazu, auf professionelle Weise Ahnenforschung zu betreiben. Das Ergebnis: die Katalogisierung von Kirchenbüchern, die ein immer dichter werdendes Netz verwandtschaftlicher Beziehungen all derer zum Vorschein bringt, die ihre Wurzeln im Alten Amt Rahden haben.

Dietrich Buschmann, der bereits die Weher Chronik verfasst hat, entdeckte Anfang der 90er Jahre, dass seine Vorfahren einst nach Amerika ausgewanderten. Interesse an der Verwandtschaft, die sich „über den großen Teich“ noch hinweg befinden musste, ließen ihn Kontakte mit Ahnenforschungszentren in den USA aufnehmen. Der Hintergrund: In den 60er Jahren hatten Mormonen die noch existierenden Kirchenbücher verfilmt und für ihre Glaubensgemeinschaften in Amerika archiviert.

Register, die Dietrich Buschmann zur Verfügung gestellt bekam, enthielten Hunderte von Microfiche-Filmen, mit denen es gelang, die Verwandtschaftslinie zurückzuverfolgen. „Von denen, die wir ausfindig machen konnten, waren in den letzten 15 Jahren auch schon einige hier in Deutschland zu Besuch“, erzählt Heike Buschmann, die ihren Mann bei seinem Vorhaben unterstützt. Eine enorm aufwendige Arbeit, denn Namen und Daten sind größtenteils nur schwer im Lesegerät für die kleinen komprimierten Filmkärtchen zu entziffern.

Eine nicht enden wollende Lebensaufgabe, die für Dietrich Buschmann eine doppelte Herausforderung ist, denn seit einem weit zurückliegenden Unfall ist er schwerstbehindert, kann seine Hände für die Eingabe in ein speziell für die Ahnenforschung entwickeltes Computerprogramm nicht einsetzen. Mit einem Mundstab gibt er zielsicher jeden Buchstaben, jede Ziffer ein. Und entdeckte über die Jahre, dass das Schicksal seiner Familie kein Einzelfall zu sein schien, denn auch in der Stemweder Bevölkerung führen viele verwandtschaftliche Spuren in die USA.

Taufregister, Heiratsregister, Sterberegister bilden ein umfangreiches Datenmaterial, mit dem Dietrich Buschmann auch anderen Menschen hilft, ihre Wurzeln zurück zu verfolgen.

„Eine Homepage haben heutzutage viele Kirchengemeinden, aber eine, auf der sich die Wurzeln der Menschheit und insbesondere der eigenen Familie recherchieren lassen, nur wenige“, so Pastorin Gisela Kortenbruck stolz. Das Angebot von Dietrich Buschmann, seine Nachforschungen in den heimischen christlichen Dokumenten über die Kirchenhomepage ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, sei nicht nur eine Bereicherung für die Gemeinde, sondern für die Bevölkerung, deren verwandtschaftliche Wurzeln im Alten Amt Rahden liegen. „Eine Datenschutzverletzung stellen sowohl meine Arbeit als auch die auf der Homepage zugänglichen Daten in keinster Weise dar“, unterstreicht Buschmann explizit für all diejenigen, die befürchten könnten, dass private Information der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denn über die Homepage lassen sich zunächst nur Namenslisten von Verwandtschaftslinien sichten. Wer auf der Suche nach seinen Vorfahren Unterstützung sucht, sollte mit Dietrich Buschmann unter dietrich.buschmann@t-online.de Kontakt aufnehmen. Der Einstieg in die Ahnenforschung ist über die Homepage der Kirchengemeinde unter www.kirchengemeinde-rahden.de möglich.


© 2009 Neue Westfälische
Zeitung für den Altkreis Lübbecke, Samstag 19. Dezember 2009