Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Kirchengemeinde öffnet erstmals das alte Rahdener Kantoren-Haus

Verborgenes Kleinod


VON JOERN SPREEN-LEDEBUR


Rahden. Seit einigen Jahren steht es leer. Die Türen sind verschlossen, in der Regel ist das markante Gebäude an der Langen Straße in Rahden nicht zugänglich. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 11. September, ist das anders. Dann haben Bürger die Gelegenheit, das frühere Rahdener Kantoren-Haus zu besichtigen – zum ersten und vielleicht auch einzigen Mal.
Niedrig sind die Räume, die Decke ruht auf Balken. In einem Raum ist noch zu erkennen, dass hier wohl mal ein alter „Kanonenofen“ stand. In einem anderen Raum ist noch eine alte Wasserpumpe zu sehen, die im 19. Jahrhundert üblich war in vielen Häusern. Von Handwerkskunst künden die Fensterrahmen, durch die die früheren Bewohner vielleicht schon vor gut 100 Jahren ins Freie blickten.
Seit einigen Jahren steht das ehemalige Kantoren-Haus an der Langen Straße leer. Immer wieder habe es den Wunsch von Bürgern gegeben, den Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert doch mal zu besichtigen. Dem kommt die evangelische Kirchengemeinde zum Tag des offenen Denkmals entgegen.



Am Sonntag, 11. September, ist das Kantoren-Haus von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auf der Deele werden die Rahdener Landfrauen um Irma Meyer Kaffee und Topfkuchen anbieten. Der CVJM kümmert sich um die Ausleuchtung der Räume, denn das leer stehende Haus ist von der Stromversorgung „abgeklemmt“. Führungen sind um 14.30 und um 16 Uhr geplant; diese übernimmt Magdalene Kottenbrink. Zeitgleich kann auch der Turm von St. Johannis besichtigt werden. Besucher hätten damit die Möglichkeit, beide Gebäude zu besichtigen, so Pfarrer Stefan Thünemann.



Das Haus Lange Straße 17 wurde 1810 von der Kirchengemeinde als Kantoren- oder Organistenhaus genutzt. Hier wohnte ursprünglich der Organist und Lehrer der zweiten Klasse der Rahdener Schule, erklärten Pfarrer Stefan Thünemann und die Presbyterinnen Brunhilde Meier und Meike Griepenstroh. Es handelt sich um ein Zweiständer-Ackerbürgerhaus, bei dem neben dem rückwärtigen Teil auch das linke Seitenschiff zu Wohnzwecken umgebaut worden ist. Gut zu erkennen ist noch, dass das Haus früher auch mal landwirtschaftlich genutzt wurde – kleine Stallungen für Tiere sind erhalten. Seit Mitte der 1980er Jahre steht das Haus unter Denkmalschutz. Es sei bedeutend für die Geschichte der Menschen und der Ortschaft. Ein ähnliches Ackerbürgerhaus sei so kaum noch in Rahden zu finden.
Die Besichtigung des Kantoren-Hauses ist zum ersten Mal möglich – und vielleicht auch zum letzten Mal, so Thünemann. Die Kirchengemeinde habe keinerlei Ideen, was mit dem Gebäude geschehen könne. Benötigt wird es nicht mehr – ebenso wie die Pfarrhäuser an der Wehme und am Brullfeld. Die aber haben mittlerweile eine neue Nutzung gefunden. Im früheren Pfarrhaus am Brullfeld wurden Sozialwohnungen geschaffen, das alte Pfarrhaus in der Wehme ist mittlerweile Bestandteil des Pflegezentrums St. Johannis.
Was aber mit dem alten Kantoren-Haus passiert, das ist offen. Das etwas passieren müsse, das sei dem Presbyterium klar, betonten Thünemann, Meier und Griepenstroh. Auch bestehe Handlungsbedarf.
Die Gemeinde sei ähnlich wie bei den beiden alten Pfarrhäusern auf Investoren angewiesen. Am liebsten wäre der Kirchengemeinde offenbar eine gemeinwesen-orientierte Nutzung. Das aber ist nach Einschätzung Thünemanns schwieriger geworden, denn Einrichtungen wie das Diakonische Werk seien heute anders aufgestellt als noch vor zehn Jahren. Erschwerend komme hinzu, dass das Haus stark sanierungsbedürftig sei.



Brunhilde Meier und Meike Griepenstroh hätten im Presbyterium das Thema „Kantoren-Haus“ immer wieder angesprochen, so Thünemann. Alle wollten den Erhalt, doch sei die Sanierung aufwändig. So müsse beispielsweise das Ständerwerk in Teilen erneuert werden. In den Geltungsbereich der Innenstadt-Sanierung gehöre es aber nicht mehr.
Im insgesamt gut 50 Meter hohen Turm der St.-Johannis-Kirche können die Gäste am Sonntag bis zu den Glocken empor steigen. Die Gemeinde plant derzeit für die Sanierung des Turmhelmes (die NW berichtete). Hier muss die Dacheindeckung stellenweise erneuert werden. Zwei Studentinnen aus Bamberg kämen Ende September für zwei Monate nach Rahden dort wollen sie nach Angaben Thünemanns ihre Magisterarbeit für die Konstruktion des Turmes schreiben. NW 8.9.2011


Fachwerkhaus erstmals geöffnet
Am Tag des offenen Denkmals: Einmaliges Ackerbürgerhaus ist fast im Originalzustand zu besichtigen

Von Michael Nichau
Rahden (WB). Ein historisches Ackerbürgerhaus wird am Sonntag, 11. November, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. »Es wird wahrscheinlich das erste und letzte Mal sein, dass wir das ehemalige Kantorenhaus an der Langen Straße 17 für diese Aktion öffnen«, sagt Pfarrer Stefan Thünemann.
Das Ackerbürgerhaus an der Langen Straße 17 wird am Sonntag von 14 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. »Führungen sind um 14.30 und 16 Uhr«, kündigen Stefan Thünemann, Meike Griepenstroh und Brunhilde Meier (von links) an.
Mit zwei Führungen um 14.30 Uhr und um 16 Uhr wird Magdalene Kottenbrink dieses so genannte »Ackerbürgerhaus« im Herzen von Rahden erklären. Die Rahdener Landfrauen unter der Leitung von Irma Meier werden auf der Deele für Kaffee und Kuchen im einfachen Stil sorgen.
»Seit Mitte der 80-er Jahre steht das ehemalige Kantorenhaus unter Denkmalschutz. Damals wurde von Seiten der Stadtverwaltung festgestellt, dass dieses Gebäude Ýbedeutend für die Geschichte der Menschen und die Geschichte der SiedlungÜ sei«, erklärt Stefan Thünemann.
Bei dem Fachwerkgebäude handelt es sich um ein Zweiständerhaus, bei dem neben dem rückwärtigen Wohnteil auch das linke Seitenschiff zu Wohnzwecken ausgebaut worden ist, wie es zu Anfang des 19. Jahrhunderts typisch für kleine Siedlungen in diesem Raum war. Das sagen die Aktenvermerke der Stadtverwaltung.
Für die Kirchengemeinde wurde das 1810 erbaute Haus als Organisten- oder Kantorenhaus genutzt. Hier wohnte ursprünglich der Organist und Lehrer der zweiten Klasse der Rahdener Schule. Seit einigen Jahren wird dieses Haus nicht mehr vermietet.
»Im Rahmen der Innenstadtsanierung stellt sich die Frage, wie dieses Haus zukünftig genutzt werden kann. Die Kirchengemeinde selbst sieht hier Handlungsbedarf. Ähnlich wie bei den ehemaligen Pfarrhäusern Am Brullfeld 1 und Wehme 1 ist sie auf Investoren angewiesen, um auch für dieses Haus ein gemeinwesenorientiertes Konzept umsetzten zu können«, erklärt Stefan Thünemann als Vorsitzender des Presbyteriums.
»Erschwerend kommt hinzu, dass es sich hier um ein Objekt mit erheblichem Sanierungsbedarf handelt. Am Tag des Offenen Denkmals kann am Sonntag dieses Haus besichtigt werden, das so kaum noch in Rahden zu finden ist«, sagt der Pastor. Es sei zudem weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben.
»Die Kirchengemeinde als Eigentümer hat keine Idee, was damit in Zukunft zu machen ist. Seit drei Jahren steht das Gebäude leer und es ist deutlicher Handlungsbedarf da«, sagen auch Brunhilde Meier und Meike Griepenstroh vom Presbyterium. Sie hatten sich bereits seit geraumer Zeit als »Motoren« gezeigt, für das Objekt Investoren zu suchen. »Das Haus befindet sich nicht im Innenstadt-Sanierungsgebiet«, macht Thünemann eine weitere Schwierigkeit deutlich.
»Die allerletzte Option ist, dass das Haus abgerissen und das Grundstück für eine weitere Innenstadtbebauung zur Verfügung gestellt würde«, macht Presbyterin Brunhilde Meier deutlich. »Wir würden uns eine am Gemeinwesen orientierte Nutzung wünschen«, spricht Stefan Thünemann auch angesichts des nahe gelegenen Kindergartens einen dringenden Wunsch aus.
Es gibt jeweils gleichzeitige Führungen in den Turm der St.-Johanniskirche und im Fachwerkhaus, so dass Besucher beide Objekte sehen können. »Dazwischen gibt es Kaffee und Topfkuchen«, lädt er der Pfarrer zum Denkmaltag ein.

WB Artikel vom 08.09.2011