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Von Cornelia Müller
Rahden (WB). Was soll man erwarten, wenn sich ein Mädchenchor an Songs von U2, von den Ärzten oder von den Sportfreunden Stiller wagt? Wenn es sich um »Scala and Kolacny Brothers« handelt, ist die Antwort einfach: »Etwas ganz Großes«, meinte Detthard Wittler.
Der KUL-TÜR-Vorsitzende machte keinen Hehl aus seiner Freude darüber, dass es dem Verein mit Unterstützung der Volksbank Lübbecker Land gelungen war, diesen Chor nach Rahden zu holen. Immerhin habe es für den Auftritt in der St.-Johannis-Kirche schon im Vorfeld Kartenbestellungen aus ganz Deutschland und darüber hinaus gegeben, »aus Bremen, Hannover, Kassel, Magdeburg und München, selbst aus Brisbane, Australien«.
Wenn die Erwartungen so hoch sind, ist oft die Enttäuschung um so größer. Nicht so bei dem 1996 von den Brüdern Steven und Stijn Kolacny gegründeten Mädchenchor »Scala«. Fast zwei Stunden lang bot er Musik für die Ohren und fürs Herz. Musik, die Grenzen sprengte: zwischen den Sprachen, den Musikrichtungen und auch Grenzen im Publikum.
Denn mit seiner ganz eigenen Mischung aus klassischem Chorgesang und Popmusik begeisterte er selbst die, die sonst nichts mit Chormusik am Hut haben. »Scala and Kolacny Brothers« - das war Wohlklang pur, ein perfektes Miteinander von vierundzwanzig schönen Stimmen. Das waren auch Coverversionen, die nicht simple Kopien waren, sondern jedem Song einen ganz neuen Charakter verliehen.
Nicht nur die Scala-Version von Mias »Hungriges Herz«, durch die der Chor in Deutschland bekannt geworden ist, überzeugte. Ungewohnt andächtig erklang Rio Reisers »Junimond«, wunderbar melancholisch Leonard Cohens »Suzanne«, sehr lebendig Coldplays »Viva la Vida«. Stijn Kolacny leitete den Chor mit großer Hingabe und Ausdruckskraft und erhielt die Spannung bis zur letzten Note aufrecht.
Am Klavier begleitet wurden die Sängerinnen von Steven Kolacny, aus dessen Feder auch etliche Eigenkompositionen stammten, die in Rahden zu hören waren (»Seashell«). Seine ruhigen Arrangements gaben den Melodien Raum sich zu entfalten und den Zuhörern Gelegenheit, sich von der geballten Stimmgewalt der Mädchen und jungen Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren davontragen zu lassen.
Das gelang vor allem bei »Evigheden«, einer Komposition von Michael Bojesen, für das die Chormitglieder zu beiden Seiten des Mittelschiffs Aufstellung nahmen, um die Zuhörer förmlich in ihren mehrstimmigen Gesang einzuhüllen. Da stellte sich schnell das vielzitierte Gänsehautgefühl ein, das die meisten Besucher bis zum Konzertende nicht wieder verlassen sollte. Die Videogruppe der evangelischen Kirchengemeinde Rahden (Kamera: Jule Hillebrand und Lara Winkelmann. Regie: Ute van Assema. Technische Leitung: Christian Kasta) sorgte dabei mit ihren Videoeinspielungen dafür, dass sich das Konzert nicht nur hören, sondern auch sehen lassen konnte.
Der Auftritt von »Scala und Kolacny Brothers« war Balsam für die Seele, ein echtes Wohlfühlerlebnis, für das sich die begeisterten Zuhörer mit Standing Ovations bedankten.
Es soll nicht vergessen werden, dass auch der Jugendchor des Musikschulverbands Espelkamp-Rahden-Stemwede unter der Leitung von Mechthild Bräkling (Klavierbegleitung: Julia Geusch) seinen Anteil am großen Erfolg dieser Veranstaltung hatte. Er stimmte die Zuhörer mit drei Liedern aus dem Film »Die Kinder des Monsieur Mathieu« ideal auf das Konzert von »Scala« ein und erhielt für seinen Auftritt ebenfalls viel Beifall.
WB Artikel vom 19.04.2010
Rahden (-sl-). Frenetisch wurde schon die „Vorgruppe“ gefeiert – diese Ehre wurde gestern Abend in St. Johannis dem Jugendchor der Musikschule Espelkamp-Rahden-Stemwede um Mechthild Bräkling zuteil. Sie stimmten mit drei Songs aus dem Film „Die Kinder des Mr. Mathieu“ auf ein Konzerterlebnis ein, das es in der Region wohl nur selten gibt: Der mit internationalen Preisen ausgezeichnete belgische Chor „Scala“ gastierte gestern Abend auf Einladung des Rahdener Kulturvereins Kul-Tür in der Johannis-Kirche. Die rund 30 Sängerinnen um Steven und Stijn Kolacny begeisterten die knapp 700 Besucherinnen und Besucher. Nach ihrem Auftritt in Rahden reisten die Sängerinnen noch gestern Abend weiter nach Dresden. Dort werden sie Samstagabend auf der Bühne stehen.
Kul-Tür-Vorsitzender Detthard Wittler sprach gegenüber der NW von einer „tollen Resonanz“ des Konzertes. Selbst alle Hörplätze in der Kirche seien ausverkauft gewesen. Überrascht sei er, wie schnell die Karten verkauft gewesen seien. Tickets wurden sogar nach Bremen, Magdeburg, Kassel oder München geschickt. „Wir hätten das Doppelte an Karten verkaufen können“, meinte Wittler. Er freute sich gestern Abend nicht nur über die Unterstützung des Konzertes durch die Volksbank Lübbecker Land. Ein Dank galt auch der Kirchengemeinde Rahden. Sie ermöglichte durch Video-Übertragung, dass die Gäste auf allen Plätzen etwas hören und sehen konnten. Ausführlich berichtet die NW über das „Scala“-Konzert in ihrer nächsten Ausgabe.
Ein Erlebnis: Vor dem mit einem schwarzen Tuch verhängten Kanzelalter von St. Johannis hatten die „Scala“-Sängerinnen Aufstellung genommen. Im Kirchenschiff und auf den Emporen genossen die Besucher dieses außergewöhnliche Konzert.
Von Anja Schubert
VON MAREILE KURTZ
Rahden. Wenn die Rahdener Johanniskirche mit 700 Besuchern aus ganz Deutschland und sogar aus Australien fast aus allen Nähten platzt und in den Bänken nicht nur beherzt gejubelt und gesungen, sondern sogar gekuschelt und geknutscht wird, dann muss der gastierende Chor schon etwas Außergewöhnliches sein.
Scala & Kolacny Brothers lautet der Name des belgischen Frauenchors, der die Johanniskriche mit seinen Engelszungen am Freitagabend in derart paradiesische Zustände versetzte. Unter der Leitung von Dirigent Stijn Kolacny und seinem Bruder Steven (Piano) wandelten die 30 jungen Künstlerinnen bekannte Songs wie „Ein Kompliment“ von der Popgruppe Sportfreunde Stiller oder „Engel“ von den Hartrockern Rammstein in mehrstimmige Choralgesänge um. Der samtweiche Klangteppich, den Scala dabei erschuf, legte sich so wärmend auf Ohren und Gemüter, dass selbst aggressive Textpassagen wie „Arschloch! Arschloch! Arschloch!“ aus dem Ärzte-Hit „Schrei nach Liebe“ nur für andächtiges Schweigen und Staunen sorgten.
Besonders beachtlich war, dass der belgische Chor die deutschen Lieder in Text und Aussprache bis zur Perfektion beherrschte und selbst Eigenkompositionen wie „Kleen Man“ (deutsch: „Kleiner Mann“) eigens für den Auftritt in Rahden übersetzt und umgeschrieben hatte. Ein Konzept, nach dem Scala (Gründungsjahr: 1996) nicht nur hierzulande, sondern in allen Regionen vorgeht. Kein Wunder also, dass sich die Fangemeinde von Scala über den gesamten Erdball erstreckt.
Selbst Fachunkundigen wird der belgische Chor wahrscheinlich aus dem Kino- und TV-Spot der Volks- und Raiffeisenbanken bekannt sein, in dem die Scala-Version des Songs „Hungriges Herz“ der Gruppe Mia zu hören ist. „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt“, lautet hier das Motto. Und das war auch das Credo, das sich der veranstaltende Kulturverein „Kul-Tür“ an diesem Abend auf die Fahnen geschrieben hatte. Auf die Frage nach seinem Antrieb antwortete der Vorsitzende Detthard Wittler: „Wir wollten einfach mal wieder was ganz Besonderes machen.“ Das ist dem Kulturverein bestens gelungen – minutenlange Standing Ovation inklusive tosendem Applaus und donnerndem Gestampfe dürfte es in der Rahdener Kirche jedenfalls schon lange nicht mehr gegeben haben.