Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke
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Evang.-Luth. Kirchengemeinde Pr. Oldendorf

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Ansprechpartner

Gemeindebüro Pr. Oldendorf
Pfarrer Michael Weber

Konzert

Orgeln erzählen Geschichten



Es war ein hinreißendes, spannendes, interessantes und zugleich berührendes Gottesdienstkonzert, dass die Organisten Gudrun Strenger und KMD Heinz-Hermann Grube in der Preußisch Oldendorfer St. Dionysius- Kirche in die Ohren und Herzen spielten.
Zur Aufführung kamen überwiegend zeitgenössische Orgelklänge des Komponisten und Tausendsassas der Musikszene Enjott Schneider, der drei Kompositionen mit Märchen unterschiedlicher Kulturen verband. Der Musikprofessor, bekannt für Filmmusik wie „Schlafes Bruder“ oder „Herbstmilch“, ließ mit den Orgeln Märchen hörbar werden, die eine geistliche Dimension hatten und diese zugleich überstiegen.
Ob mit dem japanischen Märchen „Der Mönch und sein Glöckchen“, dem afrikanischen Märchen „Die Palme und der Stein“, oder dem islamischen Märchen „Gott und der Friseur“ - immer standen ernstzunehmende Fragen des Lebens im Mittelpunkt, die mit Märchen und Musik beantwortet wurden. Da lieh ein japanischer Mönch dem traurigen Apotheker ein kleines Glöckchen, das ihn so fröhlich stimmte, dass er begann zu tanzen und alle, die zu ihm kamen, in seine fröhliche Leichtigkeit zog. Da wurde einer kleinen zarten Palme ein großer Stein zur Last gelegt, und da behauptete der Friseur, es könne Gott nicht geben, da es so viel Leid und Schmerz gebe.
Zum Teil setzten zwei Orgeln die Stimmung in Töne. Wurde man zu Beginn in eine Leichtigkeit eingeladen, in der man bei Baguette, Käse und Wein in einem französischen Bistro saß, wie bei dem Walzer des Zeitgenossen Julien Bret, so endete das Konzert durch Klänge der Hoffnung mit dem „Schalom“ von Torsten Laux, das die Psalmen 137 und 23 in Klänge verwandelte. Dazu komplettierte das Spirituoso im Konzert für zwei Orgeln von Lucchinetti und die anspruchsvolle und eindrückliche Fantasy von Robert Starer.



Heinz- Hermann Grube spielte nicht nur die zweite Orgel, sondern trug auch die Märchen vor.
Es war erstaunlich, wie fein eine große Barockorgel die Stimmung einer kleinen Glocke mit Papierband ausdrücken konnte, man sah förmlich die „Streifen des silbernen Mondscheins“. Manchmal schien es, als höre man die Shakuhachi, die japanische Flöte, von weit her. Laut ist leichter. Unterhielten sich im Spirituoso zwei Orgeln, so kam bei „Die Palme und der Stein“ die ganze Dramatik eines schweren Lebens zu Gehör. Schwere Lasten können stark machen, war die Botschaft, und die Musik demonstrierte, dass es immer um Leben und Tod geht. Da spielten Töne die Worte.
Im Märchen „Gott und der Friseur“ behauptete der Friseur :„Es gibt keinen Gott“ Denn es dürfte nicht so viel Leid und Schmerz geben. Der pfiffige Kunde drehte den Spieß um und erwiderte: „Es gibt keine Frieseure. Denn wenn es Friseure gäbe, dürften nicht so viele Menschen unrasiert und ungepflegt sein.“
Die Musiker und der Erzähler nahmen die Menschen mit auf Entdeckungsreise zu neuer Musik (2011) und alten Worten. Sie passten wunderbar zueinander und öffneten die Ohren für ungewohnte Klänge. Das Publikum dankte mit großem Applaus.

Musiker bringen Märchen zum Klingen

Auftakt zu den Sommerkonzerten: In St. Dionysius waren "Gott und der Friseur" und zwei weitere vertonte Erzählungen zu hören. Beide Orgeln der Kirche wurden gleichzeitig bespielt
Von Imme Lohmeyer-Lorek

Pr. Oldendorf. Die Neugier der Besucher weckte sicherlich der ungewöhnliche Titel "Gott und der Friseur", mit dem die evangelische Kirchengemeinde St. Dionysius in Pr. Oldendorf den Auftakt zur diesjährigen Sommerkonzertreihe gab. Hinter diesem Titel verbarg sich ein islamisches Märchen, eines von dreien, das der zeitgenössische Komponist Enjott Schneider lautmalerisch unterlegt hatte.

Kunde und Friseur unterhalten sich über Gott und die Welt, bis der Kunde schließlich erklärt, dass er nicht an Gott glaubt. Aber er glaubt auch nicht mehr an Friseure, nachdem er auf der Straße lauter unfrisierte Menschen tritt. Fazit: Was können Gott oder der Friseur dafür, wenn die Leute nicht zu ihnen kommen?

Ebenso nachdenklich stimmte das afrikanische Märchen, das Kirchenmusikdirektor Heinz-Hermann Grube zum Orgelspiel von Kirchenmusikerin Gudrun Strenger vortrug. Ein übellauniger Beduine in der Wüste legt einen schweren Stein auf eine junge Palme. Aber statt an der Last zu zerbrechen, verwurzelt sie sich umso tiefer, gelangt an eine Quelle und wird größer und schöner als die anderen.

Das Erlebnis vom gesprochenen Wort in den Klang der Barockorgel war ein spezieller Genuss, insbesondere auch wegen der lautmalerischen Qualität der Musik, die schwer und kräftig beim afrikanischen Märchen, aber leicht und luftig beim japanischen Märchen war, das Grube als erstes vortrug: Das magische Glöckchen, das seinen Besitzer heiter stimmt, verleiht ein Mönch an einen schwermütigen Apotheker, der so das Tanzen lernt. War es auch am Ende ein Gong, der das Glöckchen imitierte, so waren es doch in der Mitte des Werks leichte, perlende Läufe an der Orgel, die das Klingeln im Wind nachmalten, oder ein Dreivierteltakt, der den Tanz andeutete.

Eingebettet wurden die Märchen in moderne und barocke Orgelmusik. Mit einem schwungvollen Walzer des französischen Komponisten und Organisten Julien Bret eröffnete Strenger den musikalischen Reigen mit sommerlicher Leichtigkeit. Ein sehr anspruchsvolles Werk von Robert Starer, eine Fantasie auf eine jüdische Melodie, brachte hingegen Grube zu Gehör. Das klanglich verdichtete Werk mit vielen Dissonanzen und komplizierten Rhythmen stand in krassem Gegensatz etwa zu Giovanni Lucchinettis "Konzert für zwei Orgeln", einem spätbarocken melodischen und leichtfüßigen Stück.

Das zahlreich erschienene Publikum hatte wahrscheinlich selten erlebt, dass beide Orgeln in St. Dionysius gleichzeitig erklangen. Auch erforderte es von den Musizierenden große Konzentration, schon allein wegen der großen räumlichen Distanz beider Instrumente. Mit dem "Shalom" für kleine und große Orgel von dem zeitgenössischen Komponisten und Orgelprofessor Torsten Laux, einem zunächst meditativ anmutenden Werk zu den Psalmen 137 und 23, das mit der bekannten jüdischen Liedmelodie endete, verabschiedeten sich die beiden Musiker unter begeistertem Applaus der Zuhörer.

Pastorin Antje Kastens bedankte sich bei den Akteuren mit Blumen und Präsent und kündigte das nächste Konzert "Brass meets Gospel" für Sonntag, 19. Juni, um 18 Uhr an. Die Spende am Ausgang ist für die Renovierung der Barockorgel bestimmt.