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Auftakt zu den Sommerkonzerten: In St. Dionysius waren "Gott und der Friseur" und zwei weitere vertonte Erzählungen zu hören. Beide Orgeln der Kirche wurden gleichzeitig bespielt
Von Imme Lohmeyer-Lorek
Pr. Oldendorf. Die Neugier der Besucher weckte sicherlich der ungewöhnliche Titel "Gott und der Friseur", mit dem die evangelische Kirchengemeinde St. Dionysius in Pr. Oldendorf den Auftakt zur diesjährigen Sommerkonzertreihe gab. Hinter diesem Titel verbarg sich ein islamisches Märchen, eines von dreien, das der zeitgenössische Komponist Enjott Schneider lautmalerisch unterlegt hatte.
Kunde und Friseur unterhalten sich über Gott und die Welt, bis der Kunde schließlich erklärt, dass er nicht an Gott glaubt. Aber er glaubt auch nicht mehr an Friseure, nachdem er auf der Straße lauter unfrisierte Menschen tritt. Fazit: Was können Gott oder der Friseur dafür, wenn die Leute nicht zu ihnen kommen?
Ebenso nachdenklich stimmte das afrikanische Märchen, das Kirchenmusikdirektor Heinz-Hermann Grube zum Orgelspiel von Kirchenmusikerin Gudrun Strenger vortrug. Ein übellauniger Beduine in der Wüste legt einen schweren Stein auf eine junge Palme. Aber statt an der Last zu zerbrechen, verwurzelt sie sich umso tiefer, gelangt an eine Quelle und wird größer und schöner als die anderen.
Das Erlebnis vom gesprochenen Wort in den Klang der Barockorgel war ein spezieller Genuss, insbesondere auch wegen der lautmalerischen Qualität der Musik, die schwer und kräftig beim afrikanischen Märchen, aber leicht und luftig beim japanischen Märchen war, das Grube als erstes vortrug: Das magische Glöckchen, das seinen Besitzer heiter stimmt, verleiht ein Mönch an einen schwermütigen Apotheker, der so das Tanzen lernt. War es auch am Ende ein Gong, der das Glöckchen imitierte, so waren es doch in der Mitte des Werks leichte, perlende Läufe an der Orgel, die das Klingeln im Wind nachmalten, oder ein Dreivierteltakt, der den Tanz andeutete.
Eingebettet wurden die Märchen in moderne und barocke Orgelmusik. Mit einem schwungvollen Walzer des französischen Komponisten und Organisten Julien Bret eröffnete Strenger den musikalischen Reigen mit sommerlicher Leichtigkeit. Ein sehr anspruchsvolles Werk von Robert Starer, eine Fantasie auf eine jüdische Melodie, brachte hingegen Grube zu Gehör. Das klanglich verdichtete Werk mit vielen Dissonanzen und komplizierten Rhythmen stand in krassem Gegensatz etwa zu Giovanni Lucchinettis "Konzert für zwei Orgeln", einem spätbarocken melodischen und leichtfüßigen Stück.
Das zahlreich erschienene Publikum hatte wahrscheinlich selten erlebt, dass beide Orgeln in St. Dionysius gleichzeitig erklangen. Auch erforderte es von den Musizierenden große Konzentration, schon allein wegen der großen räumlichen Distanz beider Instrumente. Mit dem "Shalom" für kleine und große Orgel von dem zeitgenössischen Komponisten und Orgelprofessor Torsten Laux, einem zunächst meditativ anmutenden Werk zu den Psalmen 137 und 23, das mit der bekannten jüdischen Liedmelodie endete, verabschiedeten sich die beiden Musiker unter begeistertem Applaus der Zuhörer.
Pastorin Antje Kastens bedankte sich bei den Akteuren mit Blumen und Präsent und kündigte das nächste Konzert "Brass meets Gospel" für Sonntag, 19. Juni, um 18 Uhr an. Die Spende am Ausgang ist für die Renovierung der Barockorgel bestimmt.