Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Mythos, Magie und Musik



Ein besonderer Genuss romantischen Liebeszaubers war am Sonntag in der Gehlenbecker St. Nikolauskirche zu hören. Julia Dadkoush und Vilmante Povilonyte stellten in ihrem abwechslungsreichen Programm die Komponisten Robert Schumann, Johannes Brahms und Clara Schumann vor. Zu Recht stellten sie die Kompositionen Clara Schumanns gleichberechtigt neben
die von Robert, ihrem Mann, und Johannes Brahms, da sie ihnen im Blick auf Virtuosität und Ausdruck in nichts nachstanden. Als Klaviervirtuosin war Clara ein Mythos, als Komponistin stand sie immer im Schatten der beiden Männer.



Schon im ersten Lied „An einem lichten Morgen“ ist Schönheit und Innigkeit zu spüren. Der warme Ton Dadkoushs und das fließende Spiel Povilanytes öffneten das Herz vom ersten Ton an und führten die Besucher in die romantische Welt von Liebe und Leidenschaft. Es fiel leicht, sich der Innerlichkeit dieser Zeit anzunähern, der wortreichen Sehnsucht nachzuspüren, die durch die Lieder zum Ausdruck kamen und deren Töne ins Herz drangen, auf der Suche nach dem Ort, wo die Seele zu Hause ist.
Dies geschah in ganz unterschiedlicher Weise. Mal abgründig verzweifelt wie „Am Strande“, mal fröhlich beschwingt wie in „Das ist mein Tag“. Ganz unterschiedliche Stimmungen wurden spürbar und ließen die Besucher teilhaben am Lebensgefühl eines ganzen Zeitalters. Bestürzend schön klang das Lied „Warum willst Du andere fragen“, das in tiefer Berührung manches Herzklopfen auslöste. Große Freude weckte Brahms volkstümliches „Wiegenlied“, das er für sein Patenkind Felix Schumann schrieb. Es erinnerte viele bis heute an behütete Kindheit. Mit den romantischen Liedern, deren Sehnsucht nach Symbiose und Einheit eine ganze Epoche bewegte, wurden die Hörenden immer wieder in fremde Welten geführt.



Dadkoush gelang der Spagat zwischen kraftvoll entschlossenem Ausdruck und zarten und leisen Tönen. Sie war Darstellerin des musikalischen Geschehens, nicht Schauspielerin, sie bezeugte Gefühle, ohne ihnen zu erliegen oder sie inszenieren zu wollen. Dadkoush und Povilonyte waren ein eingespieltes Team, zu hören war eine musikalische Einheit. Zur Einordnung der Lieder trug Wolfgang Grupe Texte und Briefauszüge vor. Sie warfen ein Licht auf die Verbindung zwischen Clara Schumann, ihrem Mann und Johannes Brahms.
Der Liederabend stand im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Lübbecker Kulturkalender. Kreiskantor Heinz-Hermann Grube freute sich über die Premiere dieses Liederabends in der Gehlenbecker Kirche, sie sei besonders geeignet für kammermusikalische Veranstaltungen wie diese. Dem Applaus zu Folge würden sich die Besucher über weitere Konzerte freuen.