Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Fusion in der Region Lübbecke

Hoffnung und Skepsis bei evangelischen Pfarrern und Gemeinden wegen Fusionsüberlegungen

   

 

VON BJÖRN PRÜSSNER

Lübbecke. Die Überlegungen sind keineswegs neu. Dennoch stößt die Idee der Zusammenlegung der evangelischen Gemeinden in Lübbecke auch nach vier Jahren noch nicht überall auf Zustimmung. Am 2. Februar entscheiden die Gemeindevertreter in Blasheim, ob aus vier Gemeinden eine Einzelne werden soll. Auch die Gemeindepfarrer glauben, dass das Ergebnis der Abstimmung offen ist.

"Außerhalb des Presbyteriums werden Sie hier kaum Fans einer einzelnen Lübbecker Gemeinde finden", sagt Friedrich Stork, Pastor in Blasheim über seinen subjektiven Eindruck, den er nicht als "statistische Größe" verstanden wissen will. "Es kann auch sein, dass die Leute, die das toll fänden, es mir nur nicht sagen." Die Selbstständigkeit der Gemeinde sei ihren Mitgliedern wichtig, sagt Stork. Ende Januar soll bei einer Presbyteriumsaussprache entschieden werden, wie die Gemeinde sich bei der Entscheidung positioniert.

Britta Mailänder kann diese Vorbehalte nachvollziehen. "Dass bei solchen Veränderungen Ängste mitschwingen, gehört zum Menschsein dazu", sagt die Pfarrerin aus der Nettelstedter Gemeinde. Persönlich würde sie die Zusammenlegung der Gemeinden sehr begrüßen. "Zusammenarbeit, auch wie sie jetzt schon abläuft, ist einfach bereichernd."

Auch in ihrer Gemeinde gebe es Skepsis. "Aber wir arbeiten ja nicht erst seit gestern an diesem Thema", beruhigt sie. In Projektgruppen hätten sich Vertreter aller vier Gemeinden bereits mit der Neugestaltung von Angeboten in den Bereichen Gottesdienst, Diakonie oder Mission in der Region befasst. "Wir wollen auch Dinge anbieten, bei denen man nicht sofort an Kirche denkt."

Wie eine einzelne Gemeinde letztlich aussehen werde, wisse jetzt noch niemand. "Das muss sich entwickeln, aber ich denke, dass vieles gleich bleiben wird", sagt Mailänder und gibt ein Beispiel. "Es wird sicherlich nicht so sein, dass die Frauenhilfegruppen alle zentral in Lübbecke stattfinden."

Auch Pfarrerin Barbara Fischer glaubt, dass es bei den Überlegungen neben den finanziellen Aspekten vor allem um eine bessere inhaltliche Zusammenarbeit der jetzigen vier Gemeinden geht. Schon jetzt hätte die Gehlenbecker Gemeinde eine Idee aus Nettelstedt übernommen. "Ehrenamtliche besuchen dabei Menschen, die vor kurzem Trauerfälle in der Familie hatten, weil wir diese Nachsorge nach der Trauerfeier oft nicht mehr leisten können", erklärt die Gehlenbecker Gemeindepfarrerin. Die Fusion sei darum der Wunsch sowohl des Presbyteriums als auch der Gemeinde.

Eberhard Helling hat in der Lübbecker Gemeinde den "Beckenbauer-Reflex" beobachtet: "Schau?n mer mal", so stünden Viele der Diskussion derzeit gegenüber, sagt der Gemeindepfarrer. Stellenstreichungen wird es in seinen Augen nicht geben. "Die Identität dieser über Jahrhunderte gewachsenen Gemeinden macht sich oft an der Person des Pfarrers fest und ist im Bewusstsein Vieler stark verankert."

Helling hofft, dass dieses Zugehörigkeitsgefühl durch die Fusion gestärkt wird. Das Erleben von Gemeinde solle den Mitgliedern nicht fremd werden. Gleichzeitig sollen neue Angebote Menschen ansprechen, "die wir bisher noch nicht erreicht haben. Das ist die große Herausforderung", sagt Helling.

Gemeinsame Aktionen wie der musikalische Adventskalender in allen Gemeinden hätten bereits gezeigt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniere. Die Sorgen der Gemeindeglieder müssten dennoch ernst genommen werden. "Wir dürfen uns aber nicht davon bestimmen lassen", sagt Helling. "Es wird am Ende nur so gut werden, wie wir es machen."

NW 6.1.


INFO
Entscheidung Anfang Februar
Bereits seit 2009 ist die Diskussion über eine mögliche Zusammenlegung der evangelischen Gemeinden in Lübbecke im Gange.
Die größere Einheit der 14.676 Gemeindemitglieder (Dezember 2013) soll laut Pfarrer Eberhard Helling helfen, "die personelle Organisation in Zeiten sinkender Kirchensteuermittel" erleichtern.
Die Entscheidung, ob aus den Gemeinden Gehlenbeck, Nettelstedt, Blasheim und Lübbecke eine einzelne Gemeinde wird, fällen die Presbyterien, also die Gemeindevertreter, am 2. Februar. (bjp)

NW 6.1.2014