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Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Lübbecker St. Andreaskirche
zum Reformationsgottesdienst der Region. Die vereinigten Chöre,
Posaunenchöre und Prediger Eberhard Helling ließen ihn
kirchenmusikalisch und inhaltlich zu einem „großen Gottesdienst“ (
Andreas Wilmsmann) werden. Als besonderes Highlight dirigierte der
Komponist der bearbeiteten Fassung von „Ein feste Burg ist unser Gott“,
der Oberbauerschafter Douglass Thurman selbst. Mit feiner Sensibilität
und großer Kraft, berührte das Stück die Gemeinde, die ihm am Ende des
Gottesdienstes mit lang anhaltendem Applaus dankte.
In den Abkündigungen informierte der Blasheimer Kirchmeister
Wolfgang Janetzki, stellvertretend für alle Presbyterien der Region über
die Gespräche, die in der vergangenen Zeit in der Region geführt worden
sind. In ihnen haben sich die Gemeinden näher vorgestellt. „Wir haben
uns in diesen Gesprächen befragt und über unsere Stärken, Schwächen und
Entwicklungschancen als Kirchengemeinden gesprochen.
Aus diesen Gesprächen ist der Wunsch entstanden, in Zukunft zu einer
Kirchengemeinde in der Region Lübbecke zusammenzuwachsen. Der Kernsatz
des Presbyteriumsbeschlusses lautet:
„Die Vereinigung aller vier Kirchengemeinden zu einer Kirchengemeinde soll bis zum 1.1.2015 abgeschlossen sein....
Wir sind der Auffassung, dass dieser Weg die Chance bietet, als Gemeinde
Jesu Christi in unserer Region erkennbarer zu werden und unseren
biblischen Auftrag auch zukünftig zu erfüllen.“
Die Gemeinde war während dessen sehr aufmerksam, es war eine große Ernsthaftigkeit und Konzentration spürbar.
Der sich anschließende Kirchenkaffe im Gemeindehaus platze aus allen
nähten, in allen Räumen herrschte ein buntes Treiben. „Es war wie
Weihnachten,“ sagte ein Gemeindeglied. „So ein ergreifender, schöner
Gottesdienst.“ Es wurde nicht viel über diesen Beschluss gesprochen, man
hatte den Eindruck, als müsse sich das Gesagte erst einmal setzen.
„Wir wollen auch zukünftig für die Menschen vor Ort da sein“, sagte
Janetzki im Gespräch. „Die Vereinigung hilft allen Gemeinden, die Kräfte
zu konzentrieren.“ Pfarrerin Britta Mailänder ergänzt: „In
Gottesdiensten wie dem Hünenbrinkgottesdienst, oder dem Gottesdienst im
Schafstall konnten wir erleben, wie fruchtbar die gemeinsame Arbeit sein
kann. Wir prüfen, in welchen weiteren Arbeitsbereichen diese
Zusammenarbeit sinnvoll und notwendig ist.“ „Pfarrerin Barbara Fischer
ergänzt: „ Kirche soll im Dorf bleiben! Sie lebt von ihrer Nähe zu den
Menschen.“ Eberhard Helling sagt: „ Die Reformation hat gezeigt: Kirche
bleibt lebendig, wenn sie sich auf Christus verlässt und zugleich
Veränderungen erlaubt.“ Eckard Struckmeier fährt fort: „Die
Seelsorgebezirke bleiben erhalten. Menschen haben Vertrauen zu ihrer
Kirche, ihrer Gemeinde, ihrem Pastor oder Pastorin vor Ort. Diese Nähe
wollen wir auch in Zukunft gewährleisten.“
Presbyter Dieter Hovemeyer ergänzt: „Wir wollen als Kirchengemeinde
zukunftsfähig sein und Kirche gestalten. Darum reagieren wir schon sehr
früh auf die Veränderungen in der Kirche. Sie hängen zum einen zusammen
mit sinkenden Gemeindegliederzahlen, zum andern mit langfristig
sinkenden Einnahmen. Wir können Probleme besser lösen, wenn wir es
gemeinsam tun.“
Eine Unsicherheit war da, die Sorge um die eigene Kirche, das Gemeindeleben vor Ort.
Nicht nur Bürgermeister Eckard Witte, auch Superintendent Dr. Rolf Becker waren gekommen. Dr. Becker sagte:
Ich begrüße den Entschluss der Presbyterien der Region Lübbecke, sich
auf den Weg der Vereinigung zu begeben. Das ist im Blick schon auf die
nahe Zukunft vernünftig und verantwortungsvoll. Klug und wichtig ist es,
die Gemeindeglieder von Anfang an mit einzubeziehen. Gerade der
Reformationstag erinnert uns daran, dass nicht alles beim Alten bleiben
muss. Eine lebendige Kirche lebt von Veränderungen. Ich wünsche den
Beratungen Gottes Segen und gutes Gelingen. "
Allen Beteiligten ist bewusst, dass sie sich auf dem Weg befinden und
auf die Unterstützung der Gemeindeglieder angewiesen sind. Darum ist es
allen Beteiligten sehr wichtig, die getroffenen Entscheidungen so früh
wie möglich offenzulegen. Nur so kann ein Prozess entstehen, in dem die
Ängste und Befürchtungen genauso Raum haben, wie die Hoffnungen und
Wünsche.
Entwicklung des Beschlusses:
Der Kirchenkreis Lübbecke ist in die Regionen Hüllhorst, Lübbecke, Pr.
Oldendorf, Espelkamp, Rahden und Stemwede.aufgeteilt. Kooperationsräte
arbeiten in den jeweiligen Regionen miteinander und suchen nach
Möglichkeiten der Zusammenarbeit.. Die Kooperationsräte bestehen aus
Mitgliedern der Gemeinde und Pfarrerinnen und Pfarrer. Aus dieser
Zusammenenarbeit entwickelten sich in Lübbecke viele gemeinsame
Aktiviäten wie 2009 die Aktion Kreuzweise, 2010 die Aktion
„Mitleidenschaft“ und der „Hünenbrinkgottesdienst“. Aus den vielen guten
Erfahrungen ist gemeinsam der Wunsch entstanden, zu einer Gemeinde
zusammenzuwachsen. Der Kooperationsrat hat den Presbyterien der vier
Kirchengemeinden diesen Wunsch mitgeteilt, dem sich alle Presbyterien
angeschlossen haben. Er führte zu diesem Beschluss.
Daten der Kirchengemeinden:
1. Gemeindeglieder Region Lübbecke von 2009
Blasheim 2507, Gehlenbeck 2754, Lübbecke 8409, Nettelstedt 1999, Die
Zahlen sind auch 2010 relativ stabil geblieben, die neusten Zahlen
liegen nicht vor.
2. Pfarrstellen: Blasheim 1, Lübbecke 3, Gehlenbeck 1, Nettelstedt ´3/4
3. Gottesdienstorte: Blasheim 1, Lübbecke 2, Gehlenbeck 1, Nettelstedt 1
4. Kirchenvorstände/Presbyterien 2009:
Blasheim 12, Lübbecke 15, Gehlenbeck 8, Nettelstedt 8
5. Hauptamtlich Mitarbeitende: Alle Gemeinden haben
eine Organistin oder Organisten mit unterschiedlichem Stellenumfang je
Gottesdienststätte. Dasselbe gilt für die Sekräterinnen. Bis auf
Blasheim haben alle Gemeinden ein Küsterin oder Küster mit
unterschiiedlichem Stellenanteil. Blasheim regelt den Küsterdienst
ehrenamtlich. Die ganze Region von Blasheim bis Nettelstedt hsat einen
hauptamtlichen Jugendreferenten.
6. Zu den Fragen möglicher Stellenstreichungen /Gebäudestreichungen: Es
sind keine Streichungen geplant. In den nächsten vier Jahren wird eine
gemeinsame Satzung erarbeitet, die genaues regeln wird. Grundsätzlich
ausschliessen kann ich nicht, ob Stellen wegfallen könnten. Im Moment
sieht es nicht danach aus.
7. Leitung: Die neue Gemeinde wird von einem
Presbyterium geleitet. Den Umfang und die genauen Modalitäten sind
Gegenstand der Verhandlungen, die jetzt erst beginnen.