Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

„Ich will für die Menschen ein Segen sein“

Lübbecke. Bereits seit einigen Wochen bereichert ein neues Gesicht die Schullandschaft am Wittekind-Gymnasium – und auch den Kreis der Seelsorger des evangelischen Kirchenkreises Lübbecke. Seit Anfang des Schuljahres ist Lara vom Orde neue Schulpfarrerin an der Lübbecker Bildungseinrichtung. Gestern wurde sie vom stellvertretenden Superintendenten, Pfarrer Friedrich Stork, in der St. Andreas-Kirche offiziell in ihr Amt eingeführt. Mit der Berufung auf die sechste Kreispfarrstelle des Kirchenkreises Lübbecke tritt vom Orde offiziell die Nachfolge ihres Vorgängers Pfarrer Frank Buhlmann an, der mit Beginn der Sommerferien in den Ruhestand verabschiedet worden war.

Es war ein besinnlicher und zugleich bunter Gottesdienst, ebenso ungewöhnlich wie der berufliche Lebensweg der 44-jährigen Pfarrerin. Von den gut 200 Gottesdienstbesuchern waren allein rund 80 Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangstufen sowie Lehrerkollegen organisatorisch, liturgisch, musikalisch und darstellerisch in den Ablauf involviert. „Wir haben mit Frau vom Orde nun nicht nur eine neue Lehrerkollegin, sondern auch eine Seelsorgerin bekommen“, freute sich Schulleiter Dr. Eberhard Hagemeier „Ich möchte ein Segen für alle Menschen sein, die mir begegnen und den Segen aller erhalten“, so Lara vom Orde, mit Blick auf die Lebensphilosophie, die sie tagtäglich lebt. Wichtig war es ihr daher auch, dass neben Pfarrer Stork, Jutta Hovemeyer (Kreissynodalvorstand und Schulausschuss), Pfarrerin Ulrike Lipke (Schulreferat der Kirchenkreise Minden, Lübbecke Vlotho), Lehrekollegen sowie ihrem Ehemann Pfarrer Peter Renschler vom Orde mit Arina Kokoreva (11) und Eren Durmaz (16) zwei Schüler an der Einführungszeremonie beteiligt waren, die mit der russisch-orthodoxen bzw. muslimischen Glaubensrichtung nicht der evangelischen Kirche angehören. Auch ihre Predigt hatte sie in Anlehnung an das 1. Buch Mose unter das Motto „Ich will dich zu einem großen Volk machen, ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ gestellt. Der Aufbruch Abrahams in doppelter Weise symbolisch auch für das eigene Leben der Pfarrerin, die zuletzt an den beruflichen Schulen in Lüdenscheid und Plettenberg sowie an der Realschule im siegerländischen Wilnsdorf „Schulluft“ schnupperte.

„Die Konfirmation war eine wichtige und zukunftsweisende Station in meinem eigenen Leben. Schon als Jugendliche wollte ich für die Menschen da sein, wollte ein Segen für sie sein“, so 44-jährige Seelsorgerin im Gespräch, die mit ihrem Engagement bereits jetzt in der Schülerschaft viel Zuspruch erfährt. „Den Heranwachsenden zu zeigen, dass der Glaube und ihre Lebenswelt mit all den vielen Fragen ganzheitlich sind, ist eine spannende Aufgabe.“ Und das derzeit umso mehr, als das sich die Schüler am Wittekind-Gymnasium nun auch mit Glauben und Konfessionen ihrer neuen Mitschüler beschäftigen, die jüngst als Flüchtlinge an den Fuße des Wiehen gekommen sind. „Mit vielen Fragen kommen die Kinder auf mich zu“, freut sich vom Orde über die Akzeptanz in den Reihen der Schüler. „Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass man Menschen anderer Konfessionen nicht meiden muss, sondern neugierig und interessiert auf sie zugehen sollte.“ Ihr Ziel sei es, ein Segen für alle Menschen zu sein, die ihr begegnen. „Gleich welcher Herkunft und Konfession, gleich ob Lehrerkollegen, Schüler oder Eltern“, so die 44-jährige Seelsorgerin, die in dem teilweise konfessionsübergreifenden Religionsunterricht wie er am Wittekind-Gymnasium erteilt wird, eine große Bereicherung für die Diskussion um Glaubensfragen sieht.


Pfarrerin Lara vom Orde (vorn, 3.v.l.) wurde am Freitag vom stellvertretenden Superintendenten Pfarrer Friedrich Stork (hinten, 3.v.l.) offiziell als neue Schulpfarrerin des Wittekind-Gymnasiums in ihr Amt eingeführt. Neben Martin Holtkamp (hintere Reihe v.l.) und Stephan Hesse (beide Lehrerkollegium), Ehemann Pfarrer Peter Renschler vom Orde, Tillmann Brienne (Lehrerkollegium) sowie (vorn v.l.) Schulleiter Dr. Eberhard Hagemeier, Jutta Hovemeyer (Kreissynodalvorstand) waren die Schüler Eren Durmaz und Arina Kokoreva (r.) und Pfarrerin Ulrike Lipke (Schulreferat) in die Einführungszeremonie eingebunden. 

Lara vom Orde: „Der Kreis schließt sich“

Lübbecke. „Für die Menschen ein Segen sein“ – Das stand für Lara vom Orde schon als Teenager ganz oben an. Bereits vor und während ihres Studiums der Theologie war sie mehr als 14 Jahre in der evangelischen Jugend tätig. Als Pfarrerin im Entsendungsdienst, in den sie 2004 mit der Ordination berufen wurde, hatte die heute 44-jährige hierfür in den verschiedensten Bereichen Gelegenheit. „Das Pfarrersein ist für mich eine Berufung, deswegen bin ich dem Weg den Gott mir vorgegeben hat auch immer weiter gefolgt“, ist vom Orde überzeugt, dass ihr beruflicher Werdegang und der Wechsel aus dem bergigen Siegerland ins flache Ostwestfalen eine Wegweisung Gottes sei. „Der Kreis schließt sich. Im Schuldienst kann ich auf all meine Erfahrungen zurückgreifen“, resümiert vom Orde mit Blick auf ihren Einsatz in den verschiedensten seelsorgerischen Bereichen: in der Notfallseelsorge, der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Altenseelsorge, der Arbeit mit psychisch Kranken, der Polizeiseelsorge sowie im theaterpädagogischen Bereich und als Schulpfarrerin. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Bochum, Heidelberg und Bonn. Ein Gemeindevikariat in Bochum sowie ein Sondervikariat bei der Polizeiseelsorge in Essen folgten. Die Wartezeit bis zum Beginn des Entsendungsdienstes nutzte vom Orde zudem für eine sozio-therapeutische Ausbildung. Mit ihrer Ordination wurde Lara vom Orde 2004 als erste hauptamtliche Notfallseelsorgerin des Kirchenkreises Siegen angestellt. „Die Notfallseelsorge ist ein wichtiges Arbeitsfeld, das in den letzten Jahren auch hier im Kirchenkreis Lübbecke mit seiner Strukturierung sehr an Qualität gewonnen hat“, weiß vom Orde um den gelungenen Aufbau des aus Pfarrern und ehrenamtlich Tätigen bestehenden „Auffangnetzes“ in unvorhersehbaren seelischen Notlagen. Acht Jahre lang leistete sie im Siegerland Menschen in diesen Situationen Beistand. Auch ihr Ehemann Pfarrer Peter Renschler vom Orde, derzeit noch Gemeindepfarrer und Fachberater Notfallseesorge im Siegerland, kann auf diese Erfahrung zurückblicken. „Ich könnte mir vorstellen, in der zweiten oder dritten Reihe, in der Nachsorge oder kollegialen Begleitung auch hier meine Erfahrungen in diesem Bereich weiterzugeben“, so vom Orde, die schon jetzt am Fuße des Wiehen angekommen scheint und sich sichtlich wohl fühlt. Anja Schubert


Pfarrerin Lara vom Orde kann als neue Schulseelsorgerin des Wittekind-Gymnasiums auf einen reichen beruflichen Erfahrungsschatz zurückblicken.

Weitere Bilder und Eindrücke des Einführungsgottesdienstes

 

 

 

 

 

 

 

Alle Fotos und Texte: Anja Schubert