»Jeder Gottesdienstbesucher ist willkommen«
Nettelstedts Pfarrerin Britta Mailänder spricht über die Bedeutung von Weihnachten
Von Christian Busse
Lübbecke (WB). Weihnachten ist die Kirche voll. Menschen, die sonst nie einen Gottesdienst besuchen würden, kommen am Heiligen Abend in die Gotteshäuser, um die Geschichte von Jesu Geburt in den vertrauten Worten des Lukas-Evangeliums zu hören. Nettelstedts Pfarrerin Britta Mailänder freut sich über jeden, der an diesem besonderen Tag in den Gottesdienst kommt.Die bekannte Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium gehört für Pfarrerin Britta Mailänder in jeden Weihnachtsgottesdienst. Auch sie wird diese Geschichte um 17.30 Uhr und um 23 Uhr in ihren Gottesdiensten in Nettelstedt vorlesen. Foto: Christian Busse
Weihnachten ist für Britta Mailänder kein Fest wie jedes andere. »Menschen sind an Weihnachten besonders empfänglich. Ich spüre eine Sehnsucht nach Mehr, nach Spiritualität, ja vielleicht auch nach Heil«, sagt Britta Mailänder. Daher sei der Weihnachtsgottesdienst mit der Weihnachtspredigt für einen Pfarrer immer etwas Besonderes. Und das liege nicht nur daran, dass statt 40 oder 50 Gottesdienstbesuchern bis zu 500 auf den Kirchenbänken in Nettelstedt sitzen. »Die Menschen haben besondere Erwartungen. Sie möchten in dem Gottesdienst zur Ruhe kommen, so als ob sie nach Hause kommen«, sagt Mailänder. Das sei für einen Pfarrer eine Herausforderung.
Dabei freut sich Mailänder über jeden einzelnen, der kommt. »Jeder Besucher hat seine Gründe. Ich mache den Menschen keine Vorhaltungen, wenn sie nur an diesem Tag in den Gottesdienst kommen. Es ist viel gewonnen, wenn jemand an Heiligabend spürt, dass Gott nahe ist und dass er in der Kirche willkommen ist.«
Spiritualität, Ansprechbarkeit und Empfänglichkeit haben allerdings auch eine andere Seite. »Menschen sind in diesen Tagen sensibler und verletzlicher. Deswegen sind an Heiligabend Streitigkeiten in der Familie oft besonders bitter.« Hier könne aber die Weihnachtsgeschichte helfen: »Jesus ist in eine Welt geboren worden, die alles andere als harmonisch war. Eine Welt, in der schon damals Menschen manchmal nicht zueinander fanden und den Blick für einander verloren haben. Eine Welt, in der Menschen sich das Leben so schwer machen, oft ohne es zu wollen.«
Die Weihnachtsgeschichte in den Worten des Evangelisten Lukas gehört für Britta Mailänder in jedem Fall zu einem Weihnachtsgottesdienst. »Diese Worte haben eine Kraft, die man nicht unterschätzen sollte«, sagt Mailänder. Und diese Worte - auch wenn fast jeder sie beinahe auswendig kennt und mitsprechen kann - seien notwendig, um am Weihnachtsfest daran zu erinnern, dass Gott sich nicht zu schade ist für unsere manchmal so unerlöst scheinende Welt. »Ich glaube, wenn ich die Geschichte weglassen würde, würden viele etwas vermissen«, sagte Mailänder.
Neben dem Lesen der Weihnachtsgeschichte gehören für die Nettelstedter Pfarrerin ein mit Sternen geschmückter Weihnachtsbaum, brennende Kerzen, Orgel und Posaunen, Gesang und natürlich das Lied »O du fröhliche« zu einem Heiligabendgottesdienst.
Einen Predigttext, der auf den ersten Blick nichts mit Weihnachten zu tun hat, findet Britta Mailänder besonders spannend. »Er zeigt, wie man Vertrautes neu sehen kann und nötigt, einmal die Perspektive zu wechseln. Das finde ich sehr reizvoll«, so Mailänder.
Fünf Weihnachtspredigten stehen bei Britta Mailänder innerhalb von vier Tagen im Terminplan. Pro Gottesdienst rechnet sie mit mindestens fünf Stunden Vorbereitungszeit. Ihre Predigten entstehen immer erst nach dem ersten Advent. »Ich kann mir nicht im August Gedanken über Weihnachten machen«, sagt sie. Noch einige Tage vor dem 24. Dezember hat sie die Predigten noch nicht fertig ausformuliert, aber die Gedanken dazu im Kopf. Nervös ist sie aber deshalb nicht: »Kurz vor dem Fest ist es dann soweit.«
Britta Mailänder predigt am 24. Dezember um 17.30 Uhr und um 23 Uhr in der Kirche in Nettelstedt. Zuvor ist um 16 Uhr ein Familiengottesdienst mit Krippenspiel mit Pfarrer Jürgen Giszas.
WB Artikel vom 24.12.2