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Friederike Grube
Henning Scherf, ehemaliger Regierungschef und Bürgermeister von Bremen, hat am Freitagabend in der Nikolaus-Kirche mit vielen interessierten Gehlenbeckern einen informativen und optimistischen Abend verbracht.
Die Kaktusgruppe Gehlenbeck lud Henning Scherf zu einem Generationendialog unter dem Motto „Wer nach vorne schaut bleibt länger jung“ ein und erlaubte dem Publikum somit auch einen Einblick in sein neues Buch.
Scherf stellte seine Intention, Leben im Alter attraktiver zu machen, allem voran und gab dem zum größten Teil aus älteren Leuten bestehendem Publikum Tipps und Ratschläge für das Älterwerden.
„Zusammen kann man alles besser als allein!“, so einer der viele Thesen Scherfs, die für lautstarke Zustimmung im Publikum sorgten.
Nicht nur Hoffnung, sondern auch Optionen für die Zukunft kamen zum Ausdruck. Besonders das Zusammenarbeiten von Jung und Alt müsse gefördert werden, sodass ein jeder Teil unserer Gesellschaft bleiben könne und sich nicht einzugraben versuche.
Dass Scherf selbst ein aktiver und in Würde alternder Mann ist, zeigte sich in den vielen erzählten Anekdoten: Seit 27 Jahren lebe er selbst in einer Wohngemeinschaft, bestehend aus Alt und Jung und stellte dieses Modell der Zukunft als optimale Lösung für das Problem vieler Älterer dar - Angst vor dem Alleinsein. In der Gemeinschaft werde Hilfsbereitschaft, Nähe, Teilhabe am Leben und Gemeinschaft gestärkt.
Scherfs Vortrag wurde von allen gewürdigt und schenkte den Besuchern Hoffnung, positiv in die Zukunft zu schauen.
Referent Henning Scherf begeistert Zuhörer in Gehlenbeck / Alle Ratschläge selbst ausprobiert
Von Imme Lohmeyer-Lorek
Lübbecke. Dass ein Redner jeden einzelnen seiner Zuhörer mit Handschlag in einem gut gefüllten Raum begrüßt, ist vermutlich eher selten. Dr. Henning Scherf jedoch schätzte die Nähe zu seinem Publikum und scheute daher nicht den Weg durch das Kirchenschiff der Gehlenbecker St. Nikolaus-Kirche, in der er einen Vortrag über die alternde Gesellschaft und das Zusammenleben der Generationen hielt.
Präziser ausgedrückt, führte er einen Dialog mit dem Publikum, denn er betonte zu Beginn ausdrücklich, dass er nicht allein reden wollte. Der 76-Jährige, der auf Einladung der Kaktus-Gruppe gastierte, versprühte dabei eine solche Energie und Lebensfreude, dass man ihm glauben musste, dass Älterwerden nicht zwangsläufig negativ sein muss.
Mit einem Blick auf die Statistik erklärte der ehemalige Bremer Bürgermeister und Meister im positiven Denken, dass heute die meisten Menschen nach ihrem Berufsausstieg noch eine Zeitspanne bis zu 30 Jahren vor sich hätten.
Die Ratschläge, die er älteren Menschen gab, hatte er alle selbst ausprobiert. Seine Devise lautete, man dürfe sich nicht isolieren, die Teilhabe am Leben sei lebenserhaltend. Gerade für Ältere sei der Kontakt zur jungen Generation ein Schlüssel zum Jungbleiben.
Scherf lebt den Zuhörern seine Worte vor. Schließlich wohne er seit 27 Jahren in einem Mehrgenerationenhaus. Auf die typischen Klischees des Älterwerdens ließe er sich nicht reduzieren. Es gebe so viele "bunte Angebote", Malen und Chorsingen seien nur einige darunter, die der dreifache Vater, dessen neun Enkelkinder überall in der Welt verstreut leben, nach seiner Pensionierung ausprobiert hätte. Äußerst farbenfroh war sein Vortrag, der eher einer Performance ähnelte, hielt sich Scherf doch nie am Rednerpult auf, sondern immer in der Nähe seiner Zuhörer.
Sein zentrales Thema war das Zusammenleben von zehn Personen in einer Wohngemeinschaft in Bremen, von denen sechs über 70 sind, die übrigen jedoch eine Generation jünger. Raum für Privatsphäre gebe es in der Wohngemeinschaft genug, beruhigte Henning Scherf hinsichtlich einiger Einwände aus dem Publikum. Er schilderte den Alltag in seiner Wohngemeinschaft mit seinen Höhen und Tiefen, der auch die Pflege einer todkranken Mitbewohnerin und deren ebenfalls erkrankten Sohnes mit einschloss.
Seiner Meinung nach sollten Ältere nicht allein wohnen. Gemeinschaftliches Wohnen im Alter ermögliche größere Selbstständigkeit und sei kostengünstiger als die Unterbringung in einer Senioreneinrichtung, lautete sein Fazit. Die Frage aus den Reihen der Zuhörer, ob das "Bremer Modell" auch in ländlichen Regionen denkbar sei, beantwortete Scherf mit "Ja". Das "Nationale Forum für gemeinschaftliches Wohnen" in Hannover bestätigte, dass die Mehrheit dieser Projekte auf dem Land angesiedelt seien. Ein weiterer Einwand aus dem Publikum bezog sich darauf, dass sich in Pflegeheimen die Alten aus hygienischen Gründen nicht an der Küchenarbeit beteiligen dürften. Scherf jedoch kannte auch Pflegewohngemeinschaften, in denen das möglich ist.
Der Erlös aus der Veranstaltung kam einem Hilfswerk für Kinder und Jugendliche in Nicaragua zugute, dessen Leitung Scherf und seine Frau übernommen haben.
© 2014 Neue Westfälische
14 - Lübbecke (Altkreis), Montag 29. September 2014
Wie sinnerfüllt und lustvoll auch das Leben im Alter sein kann, demonstrierte der ehemalige Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf in seinem eindringlichen und beindruckenden Vortrag. Menschen jeden Alters müssen gefordert werden, man dürfe ihnen nicht ihre Freiheit und Selbstbestimmung nehmen, sagte der 76 Jährige und erzählte von seinem Leben in der WG und berichtete von vielen Wohnprojekten, in denen im Alter in vielerlei Weise ein Leben in Würde und Kreativität gelebt werden könne. Politik, Land und Kirche seiern gefordert, den rasanten Wandel der sich im Augenblick vollzieht zu gestalten.cs